Theologe Kuschel: Küng erlebt 90. Geburtstag geistig rege
Der Theologe Hans Küng kann seinen 90. Geburtstag am Montag "bei einigermaßen stabilen Geisteskräften erleben". Er arbeite an der Gesamtausgabe seiner Werke, die auf 24 Bände berechnet ist, sagte sein Tübinger Freund und Schüler Karl-Josef Kuschel am Montag im Deutschlandfunk.
Die kann er noch betreuen, und er kann auch noch kommunizieren und bekommt vor allen Dingen jetzt die Ehrungen zu seinem 90. Geburtstag noch voll bewusst mit.
Küng ist einer der bekanntesten Theologen weltweit. Er leidet an Parkinson.
Kuschel würdigte Küng als Theologen mit einem "untrüglichen Gespür für die Herausforderungen, die die jeweilige Zeit stellt". Vor allem die Themen "Ökumene", "Christsein in der säkularen Welt" und "religiöser Pluralismus und die Weltreligionen" habe er vorangebracht.
Kuschel zeigte sich überzeugt, dass Küng unter Papst Franziskus die kirchliche Lehrerlaubnis nicht entzogen worden wäre.
Denn Franziskus ist ja angetreten unter der klaren Maßgabe: Die Kirche ist offen für Reform; auch das Lehramt administriert nicht nur, sondern soll die Botschaft auch positiv verkünden.
Heute sei ein anderer Umgang mit jemandem wie Küng und seinen Thesen an der Tagesordnung. Kuschel betonte, Küng habe das Papstamt nicht abschaffen, sondern auch für die Ökumene öffnen, also zu einem gesamtchristlichen Amt machen wollen.
Aus der Sicht Kuschels bilden Küng und Joseph Ratzinger, der spätere Papst Benedikt XVI., zwei Pole in der geistigen Auseinandersetzung darüber, was das Wesen des Katholischen und des Christlichen in der modernen Welt ausmacht. "Da sind die beiden Symbolfiguren für ein jeweils neues und anderes Verständnis von Kirche." Während Küng der Meinung sei, dass das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) ein Anfang gewesen sei, und dass die Reformagenda etwa mit Blick auf Zölibat, Frauenordination und in Sachen Ökumene weitergehen müsse, habe Ratzinger die Meinung vertreten, dass das Konzil "sozusagen das Äußerste an Reform war, was die katholische Kirche sich gestatten kann, wenn sie nicht ihre Identität verlieren will".
Quelle: kathpress