P. Zacherl: "Orden sind Querdenker"
Mit 31. März geht P. Michael Zacherl SJ als Bischofsvikar für Orden ("Institute des geweihten Lebens") in der Erzdiözese Wien in Pension. In der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag" (aktuelle Ausgabe) hat er Bilanz seiner mehr als zehnjährigen Funktion als Bindeglied zwischen Diözesanleitung und Ordensgemeinschaften gezogen. Zacherls Nachfolger als Bischofsvikar für die Orden ist sein Mitbruder P. Gerwin Komma.
Mit den zahlreichen Orden besitze die Erzdiözese Wien einen "großen Reichtum", so Zacherl wörtlich, "weil hier eine ganz bunte Palette da ist, von Charismen, von Begabungen, die eingebracht werden und die auch von der Erzdiözese noch mehr berücksichtigt werden sollten". Nicht zuletzt gebe es bei den Orden auch so manche notwendige Querdenker.
Im Hinblick auf die vielen Schwesterngemeinschaften in der Erzdiözese sei es das Ziel seiner Arbeit als Bischofsvikar gewesen, "ihnen mehr kirchliche Aufmerksamkeit zu schenken", so Zacherl. Die Männerorden ermutigte der Bischofsvikar, "sich innerkirchlich mehr zu präsentieren, zu zeigen, was sie tun, und ihre konkreten Charismen in das große Gefüge unserer Erzdiözese einzubringen".
Es gebe bei den Ordensgemeinschaften "die seelsorglich-apostolische Dimension, aber auch die Dimension der Vertiefung des geistlichen Lebens und so manches Querdenken". Unter Letzterem verstehe er "besondere Berufungen, die immer wieder auf ganz andere Dinge hinweisen, die nicht dem kirchlichen Mainstream entsprechen, etwa die Unterscheidung der Geister". Dabei gehe es darum, durch geistliche Übung zu erkunden, was die Menschen zu mehr Liebe, zu mehr Hingabe an Gott oder zum größeren Dienst an den Menschen führt und was nicht. Zacherl: "Dies ist oft quer genug."
Wie Zacherl unterstrich, habe er als Bischofsvikar auch Sorge für die sogenannten "Säkularinstitute" getragen, weiters für die geweihten Jungfrauen und für die geweihten Witwen. Diese drei Gruppen stünden "leider etwas im Schatten der kirchlichen Aufmerksamkeit, weil viele Menschen wenig Ahnung haben von der Bedeutung dieser Stände in der Kirche". Die geweihten Jungfrauen und Witwen seien erst seit einigen Jahrzehnten wieder in Übung gekommen, die Säkularinstitute gehen zurück auf die Ära von Papst Pius XII. (1939-1958). Im Unterschied zu den Orden leben die Mitglieder von Säkularinstituten, meist Frauen, überwiegend in der Welt, nicht im Kloster.
In der Erzdiözese Wien gibt es etwa 1.150 Schwestern in 70 Frauenorden bzw. Gemeinschaften mit insgesamt 110 Niederlassungen, sowie rund 700 Priester, Diakone und Brüder in 50 Männerorden mit 102 Niederlassungen. Während viele Ordensmänner in rund 45 Prozent der Pfarren in der Erzdiözese Wien als Priester tätig sind, arbeiten die Ordensfrauen neben ihrem ehrenamtlichen Seelsorgedienst vor allem in Schulen, Krankenhäusern und im Sozialbereich.
Michael Zacherl, 1937 geboren, trat 1955 bei den Jesuiten ein und wurde 1966 zum Priester geweiht. Er wirkte u. a. in Innsbruck und im Kollegium Kalksburg in Wien. Von 1991 bis 2005 war er Socius des österreichischen Provinzials der Jesuiten, Superior der Jesuitenkommunität in Kalksburg (1996 bis 2002) und Wien-Innere Stadt (2003 bis 2006). Er ist seit 2002 Nationalsekretär des Gebetsapostolats und auch Rektor der Wiener Stanislauskapelle. Seit 1. September 2007 wirkte er als Bischofsvikar für die Institute des geweihten Lebens in der Erzdiözese Wien.
Zacherls Nachfolger als Bischofsvikar für die Orden ist der Jesuit P. Gerwin Komma (75). Geboren wurde Komma am 16. September 1942 in Brünn, aufgewachsen ist er in Wien. Er war zunächst Versicherungsangestellter, ehe er 1967 in den Jesuitenorden eintrat und 1974 zum Priester geweiht wurde. Komma war in der Priesterausbildung in Innsbruck und Rom tätig sowie auch in Bozen-Brixen, wo er weiterhin Spiritual am Priesterseminar und Priesterseelsorger ist. Ab 1989 leitete er zwischenzeitlich die Österreichische Jesuitenprovinz.
Quelle: kathpress