Schönborn: Priester muss sich einlassen auf "Drama der Menschen"
Kardinal Christoph Schönborn hat bei der traditionellen Chrisammesse am Montagabend, in der die Priester ihre Weiheversprechen erneuern, die Kleriker aufgerufen, "sich einzulassen auf das Drama der Menschen". Als Priester sei man abgesichert und müsse deshalb "vorsichtig sein im Urteil über Leute", so der Wiener Erzbischof im Stephansdom:
Wir sollen nicht vergessen, wie es ist, täglich zur Arbeit zu pendeln, nicht zu wissen, ob man die Arbeit behält, wie es mit der Familie weitergeht. Wir müssen spüren, was die Sorgen des Großteils der Menschen sind.
Die priesterliche Identität sei, dass er "aus dem Volk genommen und für das Volk da ist", zitierte Schönborn Papst Franziskus. Der Papst hebe weiters hervor, dass ein verhärtetes Herz die größte Gefahr sei und dass der Begegnung mit den Armen nicht ausgewichen werden dürfe, weil diese Begegnung ungeheuer beschenkend sei.
Franziskus habe zudem den österreichischen Bischöfen bei ihrem Ad-limina-Besuch 2014 eingeschärft, dass das Gebet bei Priestern und Bischöfen im Vordergrund stehen müsse. "Ihr könnt vieles vernachlässigen, aber nicht das Gebet", so die Worte des Papstes.
Im Blick auf das Tagesevangelium von Maria von Betanien, die die Füße Jesu mit einem kostbaren Nardenöl salbt, erinnerte der Kardinal, dass so wie Maria von Betanien auch Mutter Teresa von Kalkutta etwas sehr Kostbares - nämlich einen teuren Rubin-Edelstein - nicht zu Geld machen wollte, sondern Jesus geben wollte. Mutter Teresa habe sich entschieden, den Rubin an den Tabernakel der Kapelle anzubringen. Sie habe dies mit den Worten begründet:
Wenn Christus nicht mehr geliebt wird, werden auch die Armen nicht mehr geliebt.
Quelle: kathpress