Gründonnerstag: Bischöfe feiern Chrisammessen
Die gegenwärtige "Situation des Umbruchs, der Unsicherheit und der Unübersichtlichkeit in der Kirche" hat der Linzer Bischof Manfred Scheuer bei der Ölweihmesse am Mittwoch im Mariendom angesprochen. Angesichts des "Abnehmens von Kirchlichkeit" stelle sich die Frage, wie die Kirche mit ihrer Botschaft und mit ihrem Auftrag in der Gesellschaft präsent sein könne. Tod und Auferstehung seien nicht nur Teil der je eigenen Glaubensbiografie, sondern auch der geschichtlichen Gestalt von Kirche, sagte Scheuer in seiner Predigt vor etwa 100 Priestern und Diakonen der Diözese Linz. "Befinden wir uns als Kirche am Karsamstag, an dem das konkrete Profil der neuen Gestalt noch nicht sichtbar ist?"
Die Auferstehung Jesu sei wie das neue Leben der Kirche "jedenfalls nicht machbar und nicht planbar", so der Bischof. "Auferstehung geschieht auch nicht am Karfreitag vorbei." Gleichzeitigkeit mit Jesus zeige sich in der Zeitgenossenschaft mit den Menschen von heute, in "Solidargemeinschaft mit jenen, die die gleichen zeitlichen Umstände erleiden und leben", wies der Linzer Diözesanbischof hin. Indem Priester und Diakone - wie alljährlich bei der Chrisam-Messe - ihr Weiheversprechen erneuern, seien sie aufgerufen, sich wirklich einzulassen auf die Menschen, auf ihre Verletzungen und Konfliktgeschichten.
Bei der Ölweihmesse im Linzer Mariendom weihte Bischof Scheuer im Beisein von Altbischof Maximilian Aichern die heiligen Öle für die Diözese Linz - Chrisamöl, Krankenöl und Katechumenenöl. Mit dem Chrisamöl - dem der wohlduftende Saft der Balsampflanze beigeben wird - werden beispielsweise die Tauf- und Firmkandidaten gesalbt; es erinnert an die Verbundenheit aller Getauften mit Christus, dem Gesalbten.
In allen diözesanen Bischofskirchen werden jedes Jahr in der Karwoche durch den jeweiligen Ortsbischof die heiligen Öle geweiht, die anschließend in der gesamten Diözese verteilt werden. Chrisammessen wurden am Mittwoch auch in St. Pölten, Innsbruck Eisenstadt mit den Bischöfen Klaus Küng, Hermann Glettler und Ägidius Zsifkovics gefeiert.
Küng an Klerus: "Zusammen sind wir stark"
Als "Gelegenheit, Mut zu machen" sah Bischof Küng seine voraussichtlich letzte Chrisammesse gemeinsam mit dem Diözesanklerus im Dom von St. Pölten. "Wir dürfen zuversichtlich sein, dass die Diözese auch in den veränderten Verhältnissen unserer Zeit den Weg zu einer fruchtbaren Seelsorge finden wird", so der optimistische Ausblick Küngs. Bedingt durch die sich verändernden Gegebenheiten mit Pfarrverbänden und sich allmählich herauskristallisierenden größeren Einheiten seien neue Anstrengungen erforderlich, "nicht um immer noch mehr heilige Messen zu feiern, sondern um bewusst zu machen, was die Eucharistie im Leben der Kirche und im Leben der Gläubigen bedeutet".
Je mehr Arbeit der einzelne Seelsorger habe, desto wichtiger sei das eigene geistliche Leben und "die feste Verwurzelung in Jesus Christus", wie der Bischof betonte. Die schwieriger werdende Situation in der Seelsorge mache es notwendig, pastorale Bemühungen "ganz von Christus her zu entfalten. Alles andere hält nicht." Küng hob aber auch die Bedeutung der "Einheit mit dem Bischof und untereinander" hervor, die an erster Stelle der priesterlichen Bereitschaftserklärungen steht: "Ich wünsche Euch von Herzen, diese gesegnete Einheit, auch in Hinblick auf den zukünftigen Bischof und auch im Wissen um die inzwischen beachtliche Buntheit unseres Klerus. Zusammen sind wir stark."
Glettler: "Gesalbt und nicht angeschmiert sein!"
Auch der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler feierte mit rund 120 Tiroler Geistlichen die Chrisammesse am Mittwoch im Innsbrucker Dom. In seiner Predigt unterstrich er die Bedeutung der Salbung, insbesondere für Priester und Diakone. Die Salbung sei nicht dazu da, selber zu glänzen, sondern andere zum Glänzen zu bringen: "Wer selbst glänzt, der leuchtet nicht mehr!", so der Bischof. Es gehe darum, im Dienst für den anderen zu stehen und Christus in dieser Welt ein Gesicht zu geben. Priester und Diakone seien gesalbt, nicht um besonders rein zu sein, sondern um sich die Hände im Dienst am anderen schmutzig zu machen.
Wörtlich sagte Glettler: "Das Öl, mit dem wir gesalbt sind, und mit dem wir salben, muss duften, es ist etwas Sinnliches, ein Öl der Freude." Es müsse dazu da sein, Menschen zu heilen, zu stärken und sie zu senden, so Glettler. Es sei "ein Öl, das nicht anschmiert, sondern wirklich Kraft und Freude schenkt". Eine Freude, die sich nicht in einem ewigen "Smileyface", sondern in einer inneren Ruhe ausdrücke. Dazu gehöre es auch, Verwundungen auszuhalten, sie nicht mit leeren Worthülsen zu bedecken, sondern darauf zu vertrauen, dass das Wesentliche von Gott selber gegeben wird.
Krautwaschl: "Wir sind geweiht zu dienen"
"Wir sind beauftragt und geweiht, zu dienen": Daran erinnerte Bischof Wilhelm Krautwaschl die steirischen Priester und Diakone bei der Chrisammesse im Grazer Dom. Geschehe dies nicht oder unzureichend, "bringen wir nicht Christus, sondern uns selbst, in die Welt". So und nur so - mit der Bereitschaft zu dienen - könne "unsere Lehre gestaltet sein", betonte Krautwaschl. Und er erinnerte an das heuer begangene 800-Jahr-Jubiläum der Diözese Graz-Seckau: "So und nur so 'säen wir Zukunft' und damit Hoffnung in die Erde der Steiermark, die sie zuinnerst nötig hat."
In den vergangenen Wochen sei er mit Generalvikar Erich Linhardt in den verschiedenen Regionen der Diözese unterwegs gewesen, um den Priestern diese wesentliche Dimension des "Kompasses für die Seelsorge" am Beginn des 9. Jahrhunderts der steirischen katholischen Kirche in Erinnerung zu rufen. Für das viele Engagement und den apostolischen Eifer, die letztlich auf Christus verwiesen, dankte Krautwaschl. Dieser Fingerzeig auf jenen, "der gekommen ist zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösepreis für viele", solle auch bei den Festveranstaltungen rund um das Diözesanjubiläum spürbar werden.
Zsifkovics skizziert geistliche Entwicklungsstufen
Der Eisenstädter Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics legte dem burgenländischen Klerus in seiner Chrisammessen-Predigt Empfehlungen nahe, die Papst Franziskus bei seiner diesjährigen Fastenmeditation für Priester und Diakone thematisierte. Die darin angesprochenen Entwicklungsstufen geistlichen Lebens "gelten ja auch für uns und sind es wert, angeschaut zu werden", so Zsifkovics.
Den Lebensabschnitt als junger Priester verglich der Bischof im Sinne von Franziskus mit jenem von "frisch verliebten, dynamischen, unverbrauchten, aber auch noch unerfahrenen" Persönlichkeiten. Ratsam sei hier ein älterer, weiser Lehrmeister und Berater; zugleich sei zu beachten, "dass zölibatäres Leben gerade nicht bedeutet, beziehungslos und alleine oder gar vereinsamt zu leben". Im zweiten Lebensabschnitt - der Zeit der Priester im mittleren Alter - drohe der Enthusiasmus im Glauben bei vielen zu schwinden, "Midlife-Crisis und geistliches Ausgebranntsein in all seinen Formen können sich dazugesellen". Gestärkt durch Gebet und geistliche Begleitung könnten Betroffene überzogene Vorstellungen von der eigenen Wichtigkeit relativieren und den Weg frei für wichtige neue Kreativität machen. Der Lebensabschnitt als gereifter Priester schließlich prädestiniere durch die erlangte reiche Erfahrung besonders für die Beichte und die seelsorgliche Begleitung, "wo sie Menschen in ihren Sorgen, Leiden und Schmerzen zuhören, Mitleid zeigen, Trost spenden".
Bischof Zsifkovics ermutigte den burgenländischen Klerus, "mit mir gemeinsam die väterlichen und liebevollen Ratschläge und Empfehlungen von Papst Franziskus zu überdenken, anzunehmen und, wenn nötig, im eigenen Leben auch entsprechende Korrekturen vorzunehmen". Die beste Werbung für neue Berufungen sei "unser glaubwürdiges Beispiel".
Schwarz: Kirchenstrukturen müssen missionarischer werden
Der Kärntner Bischof Alois Schwarz hat bei der Priester-Recollectio am Mittwoch im Klagenfurter Slomsek-Heim die von Papst Franziskus geforderte "pastorale Neuausrichtung" betont. Gefordert sei, dass die "Strukturen der Kirche missionarischer und die Seelsorge in allen Bereichen offener" werde. Alle in der Seelsorge Tätigen sollten "eine ständige Haltung des Aufbruchs" leben.
In diesem Zusammenhang verwies der Kärntner Bischof auf das große Thema "Mensch. Gott. Welt", welches die Katholische Kirche Kärnten bis zum Jahr 2022, in dem die Diözese Gurk die Jubiläen "950 Jahre Diözese Gurk" und "50 Jahre Kärntner Diözesansynode" feiern wird, begleiten werde. Es müsse das pastorale Programm der nächsten Jahre sein, so Schwarz. Es bedeute, dass Katholiken bzw. kirchliche Mitarbeiter "noch mehr auf den Menschen in der Welt von heute zugehen, ihn nach seiner Hoffnung und Not fragen, ihm mit Jesus Christus nahe sind, Gott in ihm und mit ihm entdecken und die Welt mit den Augen Gottes sehen, der unübertrefflich einfühlsamen Liebe".
Mit diesem Programm wolle die Katholische Kirche Kärnten auch an das Zweite Vatikanische Konzil erinnern, das dazu aufrief, den Dialog der Kirche mit der Welt weiterzuführen. Es gehe darum, noch mehr zu erkennen, dass Kirche gleichsam als eine Art "Zeitgenossenschaft" in der Welt von heute lebe und dass andererseits auch die heutige Welt in die Kirche hinein reiche.
Bei der vorangegangenen Chrisammesse im Peter-und-Paul-Dom ging Bischof Schwarz auf das Wechselspiel von Lektüre und Verinnerlichung des Wortes Gottes einerseits und Durchbuchstabieren dieses Wortes andererseits ein. Den Priestern und Diakonen sei bei ihrer Weihe mit dem Evangelium-Buch das Programm der Liebeshingabe an Jesus Christus in die Hand gegeben worden.
Gleichzeitig müssten Priester und Diakone auch ihre Hände frei haben, "um das Evangelium zu leben und den Liebesdienst Gottes an den Menschen zu vollziehen". Dieses Wechselspiel sei "Berufung und Lebensaufgabe". Priesterliche Existenz sei überdies noch geprägt vom Wechselspiel von der Salbung der Hände in der Priesterweihe und der Weitergabe des Öles in den Sakramenten.
Quelle: Kathpress