ORF-Doku "Hitlers Jünger und Gottes Hirten" zum Gedenkjahr
Der ORF hat einen weiteren kirchenbezogenen Beitrag zum Gedenkjahr 2018 angekündigt: Die sonst für den "Report" tätige promovierte Kirchenhistorikerin Eva Maria Kaiser hat für die Religions-Reihe "kreuz und quer" die TV-Dokumentation "Hitlers Jünger und Gottes Hirten" gestaltet, in der sie - wie in ihrem gleichnamigen Buch - einen Bogen vom "Anschluss" im Frühjahr 1938 bis in die Nachkriegszeit spannt. Anhand typischer Einzelschicksale verdeutlicht sie "die große Bandbreite, innerhalb der die katholische Kirche auf den NS-Terror reagierte und den Weg in die Nachkriegszeit beschritt", heißt es vorab zur Doku, die am 10. April in ORF 2 gezeigt wird.
"Zu den Helden sind sie wahrlich nicht zu zählen", meint Kaiser in der Ankündigung über die österreichischen Bischöfe und deren Agieren. "Zuvor hatten sie den Nationalsozialismus abgelehnt und in Hirtenworten bekämpft, nach dem Einmarsch der deutschen Truppen beugten sie sich der Macht des Faktischen." Mit ihrem "Ja" zur Volksabstimmung am 10. April 1938 - vor exakt 80 Jahren - hätten die Bischöfe den "Anschluss" Österreichs an Hitler-Deutschland "abgesegnet", während die ersten Priester und Laien bereits in Konzentrationslagern saßen. Auch wenn die Kirche in der Folge heftig unter dem Terror durch das NS-Regime zu leiden hatte: Bereits in der unmittelbaren Nachkriegszeit machten sich die Bischöfe für ehemalige Nationalsozialisten stark, erinnert Kaiser.
Die Theologin gewann die Burgschauspieler Peter Matic und Martin Schwab, die für die Doku aus Kirchenarchiv-Schriftstücken rezitieren, die erstmals öffentlich präsentiert werden. Im Ambiente der Zacherlfabrik, einer historischen Fabrikshalle in Wien, verleihen sie dabei unterschiedlichsten Protagonisten ihre Stimme: Kriegsverbrechern und Opportunisten, ehemaligen KZ-Priestern und Bischöfen. Kaisers Film erinnert z.B. an den zu lebenslanger Haft verurteilten Lagerarzt des KZ-Loiblpass, Sigbert Ramsauer, für dessen Begnadigung sich später der Salzburger Erzbischof Andreas Rohracher einsetzte, und an den ehemaligen KZ-Priester Franz Mayr, der nach seiner Rückkehr aus Dachau in der Pfarre auf seine früheren Denunzianten traf.
Mayr und anderen Regimegegnern wurde seitens der Bischöfe lange Zeit eine kirchliche Ehrung verwehrt, kritisiert Kaiser. Ehemalige Nationalsozialisten seien dagegen - unter dem Anspruch auf Nachkriegs-"Befriedung" - "mit offenen Armen wieder in die Kirche aufgenommen" worden. Versöhnungsbereitschaft sei eine Grundbotschaft des Christentums, weiß die katholische Theologin: "Doch darf sie auf dem Rücken der Opfer stattfinden?"
"Hitlers Jünger und Gottes Hirten" ist am Dienstag, 10. April, um 22:30 Uhr in ORF 2 zu sehen.
Quelle: kathpress