Polak: Papst macht Flucht und Migration zur "Chef-Sache"
Papst Franziskus macht die Themen Flucht und Migration in der katholischen Kirche zur "Chef-Sache": Diese Einschätzung hat die Wiener Theologin und Migrations-Expertin Regina Polak in der aktuellen Ausgabe der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag" abgegeben. Immer wieder äußere er sich dazu und setze hier einen Schwerpunkt seines Pontifikats. Deutlich werde das etwa am römischen "Dikasterium für den Dienst zugunsten der ganzheitlichen Entwicklung des Menschen". Die "Abteilung für Flüchtlinge und Migranten" leitet Franziskus selbst.
Inspiriert sei die Haltung des Papstes von einer reichen kirchlichen Tradition. "Schließlich ist die katholische Kirche eine der ältesten internationalen Institutionen, die sich mit Flucht und Migration auseinandersetzt", so die Theologin. Zurecht rufe Franziskus immer wieder die theologischen und biblischen Dimensionen der Themen in Erinnerung, denn sowohl hinter dem jüdischen als auch dem christlichen Glauben stünden Menschen, die Erfahrungen mit Flucht, Verfolgung und Katastrophen gemacht haben. Polak weiter:
Der ethische Monotheismus ist inmitten von Flucht und Migrationsphänomenen entstanden: Aufbruch, Wanderschaft, Exil, Vertreibung, Verfolgung und Diaspora. Diese Erfahrungen reflektierend haben Menschen glauben gelehrt, daher ist dieses Thema theologisch verpflichtend.
Unmittelbare politische Antworten ließen sich aus der Bibel freilich nicht ableiten. Sie stelle allerdings Kriterien wie globale Gerechtigkeit, Einheit der Menschheit, Verantwortung für Arme und Fremde oder Anerkennung von Verschiedenheit zur Verfügung. Christen sollten sich laut der Theologin in diesem Sinne engagieren.
Für die Kirche biete die Auseinandersetzung mit Migranten und geflüchteten Menschen die Chance, sich wieder an ihr Erbe und ihre Herkunft zu erinnern. Die Verantwortung für Fremde gehöre konstitutiv zum Kirchesein dazu, so die Expertin. Das habe die arme, verfolgte Kirche des Anfangs noch gewusst, sei aber im Zuge ihrer Machterweiterung in Vergessenheit geraten. Christsein bedeute darüber hinaus, immer wieder aufzubrechen, unterwegs zu sein und vermeintliche Sicherheiten in Frage zu stellen. Polak:
Im Zusammenleben mit Migranten kann man sich daran erinnern und den Glauben neu vertiefen.
Quelle: kathpress