Theologe: "Kirche soll sich auf Kerngeschäft besinnen"
Will die Kirche am reichhaltiger werdenden "Markt" der Sinnangebote bestehen, muss sie sich auf ihr "Kerngeschäft besinnen" und durch eine "qualitativ hochwertige Seelsorge überzeugen": Das betonte der Wiener Pastoraltheologe Johann Pock am Freitag bei einem Vortrag unter dem Motto "Grenzen der Pastoral - Pastoral an Schwellen und Grenzen. Überlegungen für die Zukunft" in Salzburg. Seelsorge gehöre zu den Grundaufträgen der Kirche, die niemals Selbstzweck sei, sondern dem Leben und Glauben der Menschen dienen müsse. "Es geht um die Qualität der Seelsorge, nicht um strukturelle Absicherung", erläuterte der Theologe.
Kirche müsse auf soziologische Phänomene wie Individualisierung, Pluralisierung und Digitalisierung reagieren, denn kirchliche Entwicklungen seien immer auch Teil gesellschaftlicher Entwicklungen. "Das braucht Mut", räumte Pock ein, betonte aber zugleich die Notwendigkeit, "offen über die neuen Bedürfnisse der Menschen zu diskutieren". Die Pastoral sieht er an einer Schwelle angekommen, die es zu überwinden gelte, denn "Individuen sind nicht mehr aus einer Tradition heraus katholisch, sondern aufgrund einer bewussten Entscheidung".
Priestermangel und ausbleibende Berufungen stellten die Seelsorge vor neue Herausforderungen. Das kleingliedrige Pfarrsystem sei in Bewegung geraten und aufgrund der sinkenden Priesterzahlen schwieriger aufrecht zu erhalten. Um dem pastoralen Anspruch der Menschen auch in Zukunft gerecht zu werden, gelte es, mutige, neue Wege zu gehen und Grenzen zu überschreiten. Pock regte in diesem Zusammenhang dazu an, etwa über das Frauendiakonat oder eine mögliche Öffnung der Zugangsbeschränkungen zur Priesterweihe nachzudenken.
Heute denken Menschen nur noch selten in Diözesan- oder Pfarrgrenzen. Sie gehen dorthin, wo sie für sich ein sinnvolles Angebot ausmachen.
Umso wichtiger erscheint es dem Theologen deshalb, Kirche auch in den Sozialen Netzwerken sichtbar zu machen.
Wir müssen auf die Digitalisierung der Lebenswelten reagieren und uns in die virtual reality hineinbegeben - daran führt kein Weg vorbei.
Pocks Vortrag fand im Rahmen des Symposiums "Grenzen. 200 Jahre päpstliche Bulle 'ex imposito'" statt. Durch die päpstliche Bulle wurde die Erzdiözese Salzburg 1818 vor der Auflösung bewahrt und ihre Grenzen neu festgelegt. Eingeladen hatten zum Vortrag das Archiv der Erzdiözese und die Katholisch-Theologische Fakultät.
Quelle: kathpress