Symposion zu Hl. Rupert: Konflikt um Kugelform der Erde wichtig
Die frühe Salzburger Kirchen- und Landesgeschichte enthält noch viele Rätsel und offene Fragen, doch konnten in jüngster Zeit einige Korrekturen vorgenommen werden: Das war das Ergebnis eines internationalen Symposions zum Thema "Der heilige Rupert von Salzburg - Leben und Überlieferung" am Montag in der Erzabtei St. Peter mit Vorträgen von Historikern und Theologen aus Österreich, England, Irland und Slowenien. Mitveranstalter war die Österreichische Akademie der Wissenschaften.
Der Wiener Mittelalterforscher em. Prof. Herwig Wolfram zeigte auf, dass der fränkische Adelige Rupert (650-718) fälschlich oft als erster Bischof von Salzburg angesehen werde, was jedoch historisch falsch sei, weil er ja Bischof von Worms gewesen sei. "Wie man auch nur eine Frau heiraten darf, so kann man auch - schon damals - nur Bischof einer Diözese sein", stellte Wolfram klar. Rupert sei vielmehr Erneuerer der Kirche in Bayern gewesen, weil es im 8. Jahrhundert in dieser Gegend "drunter und drüber gegangen" sei. Priester hätten Heidengöttern geopfert, Kräuterweiber und Hexen hätten ihr Unwesen getrieben, so der Experte.
Die formelle Diözesangründung von Salzburg im Jahre 739 sei erst durch den Engländer Bonifatius (673-754), den "Apostel der Deutschen", erfolgt. Erster Bischof sei dann der Abt von Aghaboe in Irland, Virgil (700-784), geworden. Weil dieser jedoch u.a. wegen der Erdgestalt - laut Virgil die Kugelform, laut Bonifatius eine Scheibe - mit dem Engländer in Konflikt geriet, habe er Rupert zum Gründer erklärt. Virgil sei dann wegen seines Kugel-Wissens von Bonifatius sogar beim damaligen Papst Zacharias (741-752) angeschwärzt worden, berichtete der Mittelalter-Experte. Sein Fazit:
Ohne Virgil gäbe es keinen heiligen Rupert. Er hat ihn gemacht.
Klieber: Rupert "wertvollste Marke Salzburgs"
Der Wiener Kirchenhistoriker mit Salzburger Wurzeln, Rupert Klieber, hob beim Symposion am Montag den heiligen Rupert als die "wertvollste Marke Salzburgs" hervor und plädierte, den nach der Überlieferung bekannten Todestag Ruperts am 27. März als Gedenktag festzulegen. Erzabt Korbinian Birnbacher hob hervor, dass das Interesse am heiligen Rupert international sehr groß sei.
Auf die Zusammenhänge der Maximilianszelle im Pongau mit Bischof Rupert - er gründete das Kloster Ende des 7. Jahrhunderts zur Slawenmission - wies der Laibacher Historiker Peter Stih hin. "Die ersten Schritte zur Bekehrung der Bevölkerung von Kärnten wurden von hier aus gemacht. Erstmals in der Kirchengeschichte mussten Missionare slawisch sprechen", so Stih.
Der Spezialist für die Geschichte des Frühmittelalters an der Universität Leeds, Ian N. Wood, berichtete in St. Peter, dass eine frühe Biografie des heiligen Rupert fehle. "Aus späteren Quellen lässt sich aber einiges rekonstruieren", sagte er. Auf einige historische Quellen wies der irische Historiker Diarmuid O'Riain hin, indem er aus dem "Magnum Legendarium Austriacum" zitierte, das im 12. Jahrhundert wahrscheinlich im Stift Admont entstanden ist. Der Urtext sei zwar verschollen, aber es seien in österreichischen Bibliotheken noch sechs zum Teil gut erhaltene Kopien vorhanden. In diesem Legendarium werde die Bedeutung Ruperts ausdrücklich hervorgehoben.
Um 650 in Worms geboren
Rupert, geboren um 650 in Worms, war von hochadeliger Herkunft. Er wirkte Ende des 7. Jahrhunderts auf Ersuchen von Herzog Theodo II. als Bischof von Worms zuerst in der damaligen bayerischen Hauptstadt Regensburg und unterwies den Herzog und seine Gefolgschaft im "rechten" katholischen Glauben. Dafür erhielt Rupert vom Herzog Salzburg geschenkt. Herzog Theodo schenkte ihm auch ein Drittel aller Salzvorkommen. Damit war die wirtschaftliche Basis für den Ausbau Salzburgs zum Missionszentrum gegeben.
In Salzburg gründete Rupert das Kloster St. Peter und das Frauenkloster am Nonnberg. Die stattliche Kirche, die Rupert zu Ehren des heiligen Petrus errichtete, lag auf dem Platz des heutigen Domes. Rupert kehrte 714 in seine Heimat zurück, wo er vermutlich am 27. März 718 verstarb. Seine Gebeine wurden vom heiligen Virgil anlässlich der Einweihung des Neubaus des Salzburger Doms am 24. September 774 nach Salzburg überführt.
Der Festtag des hl. Rupert wird daher am 24. September begangen, er ist der Landesfeiertag des Landes Salzburg. Um dieses Datum herum findet in der Stadt jährlich der Rupertikirtag statt. Rupert ist Schutzpatron Salzburgs, des Salzbergbaus und der Salzarbeiter. Dargestellt wird er als Bischof, der ein Salzfass trägt.
Quelle: kathpress