Wiener Cybercrimetagung mit Guterres-Rede und Papstgruß eröffnet
UNO-Generalsekretär Antonio Guterres hat am Montagnachmittag die Wiener UNO-City besucht und die Eröffnungsansprache zur 27. Hauptversammlung der "Commission on Crime Prevention and Criminal Justice" (CCPCJ) gehalten. Zentrales Thema der bis Freitag dauernden Tagung der Stabsstelle innerhalb des vom russischen Diplomaten Juri Wiktorowitsch Fedotow geleiteten UNODC (Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung) ist die Cyberkriminalität. Das Gremium, das sich auf Kriminalprävention und Strafjustiz konzentriert, forderte eine stärker integrierte globale Antwort auf diese fortwährende und immer stärker aufkommende Herausforderung. Papst Franziskus sandte ein Grußwort zur Wiener Tagung.
Kardinal-Staatssekretär Pietro Parolin äußerte sich in einem am Mittwoch vom Vatikan veröffentlichten und an die CCPCJ-Mitglieder gerichteten Text zu zentralen Anliegen im Blick auf den Kinderschutz. Er versicherte den Teilnehmern der Jahrestagung, dass der Papst das Thema aufmerksam verfolge. Der technologische Fortschritt bringe viel Positives, die dunkle Seite der neuen digitalen Welt dürfe allerdings nicht unterschätzt werden. Einer der gravierendsten Aspekte sei die Verbreitung krimineller Aktivitäten, die es zu bekämpfen gelte.
Die Vereinten Nationen betonten zu Recht in der Agenda für nachhaltige Entwicklung die dringende Notwendigkeit, allen Formen von Gewalt gegen Kinder ein Ende zu setzen, so Parolin. Dazu sei es zwingend notwendig, dass Kinder in den entscheidenden Jahren ihres Wachstums geschützt würden. Daher habe der Papst beim "Weltkongress über die Würde des Minderjährigen in der digitalen Welt" am 6. Oktober 2017 die "Erklärung von Rom" unterstützt.
Die Verbreitung von Bildern immer extremerer Gewalt und Pornografie verändere die Psyche und sogar die neurologische Funktionsweise von Kindern grundlegend, betonte Parolin. Cyber-Mobbing, das Versenden von Nackt-Fotos (Sexting) und sexuelle Erpressung (Sextortion) zerstörten zwischenmenschliche und soziale Beziehungen. Das könne ebenso wenig toleriert werden, wie unter anderem die Zurschaustellung von Vergewaltigung und Gewalt sowie die Online-Organisation von Prostitution, Menschenhandel, Anstiftung zu Gewalt und Terrorismus.
Der Kardinal-Staatssekretär betonte, dass der Heilige Stuhl und die katholische Kirche sich ihrer Verantwortung zur Bildung des Gewissens und der öffentlichen Wahrnehmung bewusst seien. Man wolle sich mit eigenen Aktivitäten und gemeinsam mit den politischen und religiösen Autoritäten - insbesondere mit den Entwicklern und Administratoren neuer Technologien - dafür einsetzen, dass Kinder nicht in dauernder Angst und in einer sicheren Umgebung aufwachsen können.
UNO-Generalsekretär Guterres sprach bei seinem ersten offiziellen Besuch der Organisation in Wien auch über die Problembereiche bei Big Data und Analytik, künstlicher Intelligenz und Automatisierung. In der "vierten industriellen Revolution" gebe es trotz aller Vorteile dieses Fortschritts auch neue Formen der Kriminalität, warnte er. "Es wird geschätzt, dass Cyberkriminalität jährlich 1,5 Billionen Dollar Umsatz generiert. Und wie bei den meisten Verbrechen zielt sie auf die am stärksten gefährdeten Gruppen ab", sagte der UNO-Generalsekretär und betonte die Notwendigkeit einer umfassenden gemeinsamen Anstrengung, um sicherzustellen, dass diese Technologien zum Wohl aller genutzt werden.
In den kommenden Tagen werden in der Sitzung Resolutionen zur Kriminalprävention und Strafjustiz im Rahmen der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung erörtert. Ein eigenes Kapitel ist Verhütung und Bekämpfung des Menschenhandels einschließlich des Zugangs zu Rechtshilfe und eine stärker opferorientierte Justiz gewidmet.
Quelle: kathpress