Kardinal Schönborn erhält Karlspreis der Sudetendeutschen
Kardinal Christoph Schönborn erhält am Samstag auf dem Sudetendeutschen Tag in Augsburg den Europäischen Karlspreis der Sudetendeutschen Landsmannschaft. In einem Interview der deutschen Wochenzeitungen "Neue Bildpost" und "Katholische SonntagsZeitung" sagte Schönborn, der selbst als Spross einer deutsch-böhmischen Familie im Sudetenland geboren und als noch Säugling zum Heimatvertriebenen wurde, er und seine Angehörigen hätten "sich nie über die Vertreibung definiert und schon gar nicht über die Wut und den Zorn gegen die, die uns vertrieben haben". Er und auch viele andere Sudetendeutsche hätten "die Heimat verloren, aber nicht den Glauben" - der ihm zur Heimat geworden sei.
Schönborn erinnerte an den Rat, den Papst Franziskus Kindern in einem palästinensischen Flüchtlingslager gab: "Lasst niemals zu, dass die Vergangenheit euer Leben bestimmt. Blickt immer nach vorn." Letztlich gelte für alle Menschen, so der Kardinal: "Unsere eigentliche Heimat ist nicht auf dieser Erde, sondern im Himmel." Viele seiner vertriebenen Landsleute hätten "aus dieser Sicherheit heraus ihr Schicksal bewältigt und sich eine neue, irdische Heimat geschaffen".
Die "Erfahrung, dass Heimat im Handumdrehen verloren gehen kann", mache auch "feinfühlig" in der aktuellen Flüchtlingsthematik, so Schönborn weiter. Der Wiener Erzbischof mahnte eine differenzierte Diskussion dazu ein: "Ich warne vor zu einfachen Gleichungen oder Gegenrechnungen." Flüchtlinge "dürfen uns nicht egal sein", ergänzte Schönborn. Der hiesige Reichtum solle auch für andere eingesetzt werden. "Aber wir können vernünftigerweise nicht alle aufnehmen. Diesem Dilemma müssen wir uns stellen - aber nicht mit Kleinmut und Hass, sondern mit Großherzigkeit und Realitätssinn."
Der Europäische Karlspreis der Sudetendeutschen Landsmannschaft erinnert an den böhmischen König und römisch-deutschen Kaiser Karl IV. (1316-1378). Er wird jährlich beim Pfingsttreffen der nach 1945 aus der damaligen Tschechoslowakei vertriebenen Sudetendeutschen und ihrer Nachkommen für "Verdienste um eine gerechte Völkerordnung in Mitteleuropa" verliehen.
Quelle: kathpress