25 Jahre Fairtrade: Schüller sieht Auftrag der Bürger an Politik
"Fairtrade", die Gütesiegel-Initiative zur Förderung des Fairen Handels, ist am Wochenende 25 Jahre alt geworden. Im Mai 1993 startete "Fairtrade" in Österreich mit dem Verkauf von Kaffee. In den folgenden Jahren nahm man unter anderem Kakao, Bananen, Rosen, Baumwolle und Zucker ins Programm. Allein im Vorjahr gab es ein Umsatzplus von 13 Prozent. Vorstandsvorsitzender Pfarrer Helmut Schüller sagte im Interview mit den "Salzburger Nachrichten" (SN) am Wochenende, allein die Tatsache, dass heute sehr viele Österreicher die Marke "Fairtrade" kennen, zeige, dass "die Botschaft präsent ist". Der Markt sei zudem dynamischer als früher, wird "Fairtrade"-Geschäftsführer Hartwig Kirner zitiert. "Die Entwicklung macht uns zuversichtlich, auch wenn noch viel Arbeit vor uns liegt."
Der Erfolg von "Fairtrade" kommt den Kleinbauern in den Entwicklungsländern zugute. Schüller erinnerte daran, dass sich die "Bedingungen ihrer Arbeit und die Lebensbedingungen ihrer Familien verbessert" hätten. Gleichzeitig hätten die Menschen aber trotz des Mindestlohns und der "Fairtrade"-Prämie immer noch sehr wenig zum Leben. Die Marke "Fairtrade" verfolge dabei ein doppeltes Ziel: Die Idee sei, "nicht nur den Bauern zu Absatz zu verhelfen, sondern auch, den Konsumenten zu einem nachdenklichen Konsumenten zu machen".
Schüller hob die Verantwortung des Bürgers hervor:
Der Bürger muss Politik in Auftrag geben, er ist der Souverän. Lange wurde uns Bürgern erklärt, wir könnten hier unseren Wohlstand genießen, alles andere spiele sich weit entfernt ab. Da schicken wir halt ein paar Spenden hin.
Der Erfolg von "Fairtrade" zeige aber, "dass eine größere Anzahl von Bürgern herausforderbar wäre".
Eigentliches Ziel sei, dass "Fairtrade" in Zukunft nicht mehr gebraucht wird, weil sich der Welthandel "ohnehin nach diesen Werten orientiert". Entscheidend wird es laut Schüller sein, welche Politik sich in den nächsten Jahren durchsetzen wird. "Wenn sich die Vernunft durchsetzt, dass Kooperation der richtige Ansatz ist, sind wir in 20 Jahren wieder ein Stück weiter. Der Erfolg von 'Fairtrade' kann ermuntern, die Lösung groß anzulegen. Ich glaube, die Leute wollen gefordert werden. Viele sagen: Ich weiß eh, was notwendig ist. Aber wenn's keiner von mir verlangt, tu ich es lieber nicht."
Der überparteiliche und überkonfessionelle gemeinnützige "Fairtrade"-Verein wird hierzulande von 22 Organisationen aus den Bereichen Entwicklungspolitik, Ökologie, Bildung, Soziales und Religion getragen. Im insgesamt zehnköpfigen "Fairtrade"-Vorstandsteam sind auch viele Personen aus dem kirchlichen Umfeld, darunter Anni Van den Nest (Katholische Frauenbewegung), Friedbert Ottacher (Horizont3000), Johannes Sieder (Katholische Jugend), Johanna Mang (Licht für die Welt), Thomas Grabner (Südwind), Christoph Watz vom Arbeitskreis Weltkirche des Vikariats Süd der Erzdiözese Wien und Ernst Gassner (ARGE Weltläden). Ziel von "Fairtrade" ist die Armutsbekämpfung durch fairen Handel und damit die nachhaltige Unterstützung von Kleinbauernfamilien und Plantagenarbeitern in Entwicklungsländern.
Mit dem "Fairtrade"-Gütesiegel werden Produkte gekennzeichnet, deren Handelskette auf fairen Preisen für Kleinbauern sowie auf fairen Arbeitsbedingungen für Lohnarbeiter auf Plantagen, Farmen oder Gärten beruhen. In Österreich werden aktuell mehr als 1.300 Produkte mit dem Gütesiegel gehandelt.
Quelle: kathpress