Wochenende auf Ö1 im Zeichen des Weltflüchtlingstages
Der ORF-Radiosender Ö1 steht dieses Wochenende ganz im Zeichen des am 20. Juni begangenen Weltflüchtlingstages: Unter dem Schwerpunkt "Nord-Süd: Verteilung, Flucht und Migration" gibt es rund 20 Sendungen, die sich den zahlreichen Facetten dem viel diskutierten Thema widmen - mit Einschätzungen von Experten, Gesprächen mit Geflüchteten, Blitzlichtern aus der Flüchtlingshilfe, Diskussionen über vergangene Versäumnisse und Fehler sowie Ansätzen für nachhaltige Entwicklung und gegenseitiges Lernen bis hin zur Umsetzung des Problemfeldes in Kunst und Kultur. Dabei kommen auch zahlreiche kirchliche Experten zu Wort.
Gleich am Samstagmorgen (16. Juni, 9.05 Uhr) wird beispielsweise die österreichische Entwicklungszusammenarbeit (EZA) in einem Feature unter die Lupe genommen. Ein "Gerichtsspiel" mit Experten und "Beweismaterial" geht dabei der Frage nach, ob sich Österreichs EZA in den vergangenen 65 Jahren tatsächlich zahlreicher Verbrechen schuldig gemacht habe, darunter: Vorspiegelung falscher Tatsachen, Wirkungslosigkeit und die Förderung von Stereotypen und Rassismen durch die Art der Menschen-Darstellung in Spendenwerbungen.
Um 17.05 Uhr lautet in der Sendung "Diagonal" das Thema "Der ewige Kolonialismus. Zur Plünderung des Südens", bei der es um die weiter bestehende Ausbeutung der Rohstoffe, der Natur und der menschlichen Arbeitskraft in Ländern der sogenannten "Dritten Welt" geht. Ab 19.05 Uhr machen sich in "Logos - Glauben und Zweifeln" der Schriftsteller Ilija Trojanow, die Entwicklungsexpertin Karin Fischer und der Missionstheologe und Ordensmann Franz Helm Gedanken darüber, wie es gelingen könnte, Menschen nachhaltig aus der Armut zu helfen und gerechtere Verhältnisse zu schaffen.
Was Nord und Süd voneinander lernen können und welche Hilfe nicht entmündigt, erörtert am Sonntag (17. Juni, 7.05 Uhr) die Theologin und Sozialethikerin Magdalena Holztrattner. Über ihr eigenes Engagement in der Flüchtlingshilfe spricht ab 9.05 Uhr die Schauspielerin Susi Stach, ehe es in "Moment am Sonntag" (18.15 Uhr) um den humanitären Auslandseinsatz als "Beruf mit Berufung" geht. Auch Musiksendungen des Wochenendes stehen im Zeichen von Migration und Flucht: So bringt etwa "Le week-end" historische LPs des UN-Flüchtlingshochkommissariats oder "Zeit-Ton extended" eine Auswahl von Musik von nach Österreich migrierten Künstler und die Geschichte dahinter. In den Tonspuren am "Ö1 Kultursonntag" (20.15 Uhr) ist die Geschichte eines syrischen Flüchtlings und Poetry-Slammers zu hören.
Migration in der Kunst
In den "Gedanken für den Tag" (6.56 Uhr) beleuchtet schon seit Montag bis einschließlich Samstag Johanna Schwanberg, die Leiterin des Dom Museum Wien, das Thema Flucht in der darstellenden Kunst und die Relevanz von Kunst in Zusammenhang mit gesellschaftspolitischen und sozialen Fragen. Bildende Kunst sei "wertvoll für die Gesellschaft, da sie Finger auf Wunden legen kann und zum Nachdenken bringt, ohne zu moralisieren oder zu belehren", erklärte Schwanberg am Montag. Es sei Zeichen qualitätsvoller Kunst, immer mehrere Deutungen zuzulassen.
Als Beispiel verwies die Museumsdirektorin auf ein in ihrem Haus am Stephansplatz ausgestelltes Video des bulgarischen Künstlers und Otto-Mauer-Preisträgers Kamen Stojanov, der mit einem Schlauchboot auf offenem Meer das Wort "impossible" (unmöglich) zu schreiben versuchte. Offen sei, was Stojanov hier sagen wolle: "Dass es unmöglich ist, mit einem Boot zu schreiben? Oder, dass es unmöglich ist, mit einem kleinen Boot über das Meer zu flüchten? Vielleicht findet er aber auch den Umgang der wohlhabenden Industrienationen mit flüchtenden Menschen unmöglich?"
Eine Arbeit von Catrin Bolt, einer weiteren mit dem Otto-Mauer-Preis ausgezeichneten Künstlerin, hob Schwanberg am Dienstag hervor. Ihre Textinstallation am Boden eines Bahnsteigs am Wiener Westbahnhof, die an das Schicksal jüdischer Flüchtlinge 1938 erinnerte, habe 2015 im Zuge der Flüchtlingskrise eine neue Dimension erhalten, als Geschichte und Gegenwart miteinander "in einen irritierenden Dialog getreten" seien. Schwanberg: "Erschreckend wurde mir bewusst, wie zentral das Thema Flucht die Menschheitsgeschichte bestimmt. Auch wie notwendig mutige Hilfe zum richtigen Zeitpunkt ist, sei es von Einzelpersonen oder einer ganzen Nation."
(Überblick über alle Ö1-Sendungen zum Schwerpunkt unter https://oe1.orf.at/nordsued)
Quelle: kathpress