Theologin Polak bedauert "verengten Narrativ" über Migration
Die Wiener Pastoraltheologin Prof. Regina Polak und der Schriftsteller Ilja Trojanow haben am Dienstagabend bei einem Lese- und Diskussionsabend in der Wiener Buchhandlung Kuppitsch Werbung für das neuen Caritas-Projekt "On the road to get connected" gemacht. Mit dieser Initiative soll Flüchtlingsfamilien die Möglichkeit gegeben werden, einen sorglosen Tag verbringen zu können. Für die Kinder wird ein Programm gestaltet, bei dem mit ihnen gebastelt und gespielt wird. Es werden Essen und Getränke zur Verfügung gestellt und sprachkundige Mitarbeiterinnen kümmern sich um die Betreuung (www.caritas-wien.at).
Polak bedauerte im Gespräch mit "Kathpress" die "Verengung des Narrativs" über Flucht bzw. Migration in Richtung Stimmungmache mit Kriminalität und Bedrohung. Sie wies darauf hin, dass Glaubenserfahrungen aus biblischer Sicht maßgeblich an die Erfahrungen von Flucht, Exil, Vertreibung, Migration und Diaspora gebunden seien. Insofern könne man auch sagen, dass Migration für die Frage nach Gott sensibilisiere. Migration und Flucht sowie Begegnung mit Betroffenen könnten daher auch als eine Chance für Europa betrachtet werden, "menschlich, spirituell und zivilisatorisch weiterzukommen".
Der Schriftsteller Ilija Trojanow las bei dem Caritas-Abend aus seinem neuen Buch "Nach der Flucht". Es behandelt u.a. seine Flucht aus dem kommunistischen Bulgarien, sein Leben im Exil, frühe Prägungen, Fremdheitserfahrung und das "Ankommen". "Wir haben eine völlig unehrliche Diskussion über die Belastungen von Flucht. Die vielen Vorteile traut sich kein Politiker mehr zu erwähnen, sondern es geht um Mauern, Einigeln. Wer sich einigelt, bereitet sich vor zum Winterschlaf - und noch schlimmer, eigentlich zum Tod," so Trojanow am 22. Mai bei der ORF-Präsentation des Buchs.
Quelle: kathpress