Bischof Küng: Habe auch weiter Auftrag zum Zeugnisgeben
Der scheidende St. Pöltner Bischof Klaus Küng hat bei einem Gottesdienst am Dienstagabend betont, dass die Kirche Gläubige braucht, die "fest verwurzelt in Gott, fest verbunden mit Christus leben und mit ihrem Leben Zeugnis von Gott und Christus geben". Das sei auch der Auftrag an ihn nach seiner Amtsübergabe am Sonntag. Bischof Küng erinnerte an den heiligen Josemaria Escriva (1902-1975), der vor 90 Jahren in Madrid das Opus Dei gegründet hatte. Küng ist Mitglied des Opus Dei.
Beim Vorbereiten der diesjährigen Eucharistiefeier zum Gedächtnis des heiligen Josefmaria Escriva, wenige Tage vor meiner Amtsübergabe an den Nachfolger, kam mir die Frage, was wohl der heilige Josefmaria heute selbst sagen würde, wäre er an meiner Stelle, und es kam mir eigentlich sofort die Antwort. Fast sicher würde er z. B. an die Worte des heiligen Paulus erinnern, 'Das ist der Wille Gottes: Eure Heiligung'.
So Bischof Küng. Das Bewusstwerden dieser Berufung jedes Christen, eigentlich des Menschen, entspreche dem Bedürfnis der Kirche und auch der Gesellschaft heute. Der Auftrag gelte insbesondere in "Ländern, die eigentlich christlich sind, aber in denen der Säkularisierungsprozess rasch fortschreitet". Hier müsse man mit dem Leben Zeugnis geben.
"Auch die Ehe ist ein Weg zur Heiligkeit", betonte Küng am Dienstag bei einem weiteren Escriva-Gottesdienst mit den Mitgliedern der Familienkommission der Bischofskonferenz im Wiener Stephansdom. Sich dieser Sendung bewusst zu sein, sei eine "Ermutigung" für die Kirche; es sei auch Grundlage für eine "hoffnungsvolle Gesellschaft, in der Mann und Frau Ja sagen zu Kindern und sie auf ihrem Weg zur Heiligkeit begleiten".
Auch bei Papst Franziskus finde sich diese Einsicht.
Es war ihm offenbar ein großes Bedürfnis, dies im Schreiben 'Gaudete et exsultate' für die ganze Welt ins Wort zu bringen. Es ist das Um und Auf für die Erneuerung der Kirche, auch hierzulande und überall.
Eltern sollen Kindern Vorbild sein
Bischof Küng hob hervor, dass er sehr stark an Eheleute denke, "die ihre Kinder von klein auf zu Gott führen und ihnen Vorbild sind". Notwendig seien auch berufstätige Männer und Frauen, ebenso Politiker, die Zeugnis geben. Beim universalen Ruf zur Heiligkeit gehe es nicht um eine Art Billigausgabe dessen, was man heilig nenne, weshalb Josemaria Escriva etwa in Übereinstimmung mit den Kirchenvätern von der "Vergöttlichung unseres Lebens, die durch Christus, wahrer Gott und wahrer Mensch, uns vermittelt wird", gesprochen habe.
Der Gründer des Opus Dei habe ähnlich wie Papst Franziskus eine besondere Gabe gehabt, bewusst zu machen: "Auch du kannst heilig werden". Gott rufe Menschen mit Fähigkeiten und Schwächen, dennoch sei Heiligkeit etwas, "das immer die menschlichen Kräfte übersteigt". Es gehe um den Weg der kleinen Schritte, wie ihn Therese von Lisieux gelehrt habe.
Das ist das, was wir können: Im Kleinen unseren guten Willen zu zeigen, im Kleinen uns zu üben, wenigstens im Kleinen eine Verbesserung erstreben, um am Ende zu erfahren, dass alles Gnade ist.
Es brauche Christen, die nicht einfach dem "Mainstream" nachlaufen, sondern in ihrem Urteil eigenständig seien. Wenn sie ihre Aufgaben mit christlicher Verantwortung wahrnehmen, fungierten sie als "Self Starter". Eine solche Verhaltensweise sei überall möglich - "das ist das, was die Kirche braucht, auch das, was innerlich froh macht".
Niemand dürfe sich darauf beschränken, gewissermaßen die eigene Haut zu retten, sondern alle müssten den Ruf Jesu an Simon Petrus und die anderen Apostel hören: "Fahrt hinaus auf den See, werft die Netze aus". Josemaria Escriva habe dies betont; Jeder Christ müsse vor den Fragen seiner Nachbarn, seiner Kolleginnen und Kollegen und der eigenen Kinder Rede und Antwort stehen. Denn die Begegnung mit einem anderen stelle für diesen eine Chance dar, und "Gott wird uns zur Verantwortung ziehen, ob wir diese Chance genützt haben".
Opus Dei ist in 67 Ländern tätig
Der heilige Josemaria Escriva wurde am 9. Jänner 1902 in der aragonensischen Stadt Barbastro geboren und starb am 26. Juni 1975 in Rom. Papst Johannes Paul II. sprach den Spanier 2002 heilig. Weltkirchlicher Gedenktag des Hl. Josemaria ist seither der 26. Juni.
Escrivas besonderes seelsorgliches Engagement galt den sozial benachteiligten Menschen in den Elendsvierteln von Madrid. Außerdem lehrte er an einer Akademie römisches und kanonisches Recht. Escriva kümmerte sich zunächst um Kranke in den Spitälern sowie um verwahrloste Kinder. 1928 gründete er zur apostolischen Arbeit mitten in der Welt eine vor allem aus Laien bestehenden Gemeinschaft. Später gab er ihr den Namen "Werk Gottes" (Opus Dei). Escrivas katechetische Grundprinzipien - darunter auch der Satz "Ohne Freiheit kann man Gott nicht lieben" - wurden dank seines bekanntesten Buches "Der Weg" (erstmals erschienen 1934, Gesamtauflage mehr als drei Millionen Stück) weltweit verbreitet.
Im spanischen Bürgerkrieg musste sich Escriva verschiedenerorts Verstecke suchen und schlug sich schließlich jedoch ins sichere Burgos durch. Nach Ende des Bürgerkriegs (1939) ging der Opus-Dei-Gründer wieder nach Madrid. 1946 verlegte er die Opus-Dei-Zentrale nach Rom, wo 1947 die grundsätzliche päpstliche Belobigung und 1950 die endgültige Anerkennung durch Pius XII. erfolgte. Dieser bat Escriva, in den Missionsgebieten tätig zu werden. Erstes Missionsgebiet des Opus Dei wurde Yauyos in Peru.
Escriva starb am 26. Juni 1975 in Rom. Seine Seligsprechung durch Johannes Paul II. erfolgte am 17. Mai 1992 in Rom, die Heiligsprechung zehn Jahre später. Schon 1982 war das Opus Dei von Johannes Paul II. in den Rang einer Personalprälatur erhoben worden.
Weltweit gehören der Personalprälatur, die seit einem Jahr vom Spanier Fernando Ocariz Brana geleitet wird, 80.000 Menschen aus mehr als 70 Ländern an. Es gibt mehr Frauen (57 Prozent) als Männer (43 Prozent). 70 Prozent der Mitglieder sind verheiratet, 30 Prozent leben als zölibatäre Laien. Mit dem Opus Dei eng verbunden ist die "Priestergesellschaft vom Heiligen Kreuz", der rund 1.900 Priester angehören. Das Opus Dei ist in 67 Ländern tätig. Die Personalprälatur unterhält mehrere Hochschulen, darunter die Päpstliche Universität Santa Croce in Rom, die vor allem bei der Ausbildung kirchlicher Medienverantwortlicher großes Renommee hat.
In der Region Österreich-Ungarn-Rumänien hat das Opus Dei heute 400 Mitglieder. Drei Mal reiste Escriva nach Österreich, um die Arbeit des Opus Dei hier vorzubereiten. Im Dezember 1955 betete er im Wiener Stephansdom vor dem Gnadenbild von Maria Pötsch und verfasste ein weltweit verbreitetes Mariengebet, woran heute eine Gedenktafel neben dem Maria Pötscher Altar erinnert. Kardinal König stand Pate bei der ersten Opus-Dei-Gründung in Wien 1957 und übertrug in der Folge den Priestern des Opus Dei die Seelsorge an der Wiener Peterskirche. In Wien, Niederösterreich, Linz, Graz, Salzburg, Innsbruck und Dornbirn sowie Budapest und Bukarest betreut die Prälatur Bildungseinrichtungen für Berufstätige, Jugendliche und Familien.
Quelle: kathpress