Diözese Linz betreibt seit zehn Jahren eigene Missionsstelle
Hilfe zur Selbsthilfe will die Diözese Linz mit ihrer Missionsstelle geben, die derzeit 55 Missionare aus Oberösterreich in 25 von Armut gezeichneten Ländern unterstützt. Die Einrichtung besteht seit zehn Jahren; am Samstag zogen Spitzenvertreter der Diözese, der Orden und des Landes Oberösterreich bei einem Gottesdienst im Linzer Priesterseminar und einem Festakt in der Bischofsaula Zwischenbilanz über die 2008 von Bischof Ludwig Schwarz errichtete Institution. 515 Projekte mit einer Gesamtsumme von 1,442.944 Euro wurden seither finanziert bzw. kofinanziert, berichtete bei diesem Anlass Missionsstellen-Leiter Andreas Reumayr laut einer Mitteilung der Diözese.
Die Missionsstelle sei eine "Brücke zwischen der Ortskirche der Diözese Linz und der Weltkirche", sagte Reuymayr. Die Missionare umschrieb er als "Menschen, die da sind": Die Seelsorger lebten mit den Menschen vor Ort Seite an Seite, seien Ansprechpersonen und Stützen im Sozial-, Bildungs- und Gesundheitsbereich und versuchten angesichts der täglich erlebten Not zu helfen. Die Diözese unterstütze dies ihren Möglichkeiten entsprechend, dazu bearbeite die Missionsstelle auch an die Diözese Linz gestellte Projektanträge aus Asien, Afrika und Lateinamerika, zudem kämen auch Bischöfe und Ordensobere bei Linz-Besuchen oft "mit einem Anliegen im Gepäck" vorbei.
Die Kirche sei "von Natur aus missionarisch", sagte Diözesanbischof Manfred Scheuer im Rahmen des Festakts. Missionare hätten die "Gewissheit um die Liebe Gottes zu den Menschen" erfahren und verspürten das Bedürfnis, "diese geschenkte Erfahrung an andere weiterzugeben" - wofür sie Heimat, Familie und Sicherheiten verlassen hätten. Rückenstärkung bekämen sie dabei von Papst Franziskus, der unermüdlich das Profil einer missionarischen Kirche zeichne und lebe: Die Kirche müsse sich "an die Grenzen menschlicher Existenz vorwagen" und mutig auf Wagnisse eingehen, die auch schiefgehen könnten. Scheuer: "Fehlerfreundlichkeit ist besser als Mutlosigkeit."
Der Missionsgedanke habe sich jedoch gewandelt, die Freude an Mission sei inzwischen abhandengekommen und Glaube werde als Last empfunden, konstatierte hingegen der frühere Brasilien-Missionar Prof. Franz Weber, Pastoraltheologe an der Universität Innsbruck, in seinem Festvortrag. Statt der einstigen "Heidenmission" gehe es heute um gegenseitiges Lernen - der Missionar werde heute selbst zum Bekehrten. Sein Dienst bestehe vor allem darin, "bei den Menschen zu bleiben - trotz der Ungewissheit - und sich für sie einzusetzen, alles zu riskieren". Letztlich sei "dies für beide Seiten ein ungeheures Glück".
Alt-Landeshauptmann Josef Pühringer dankte im Namen des Landes Oberösterreich der diözesanen Missionsstelle für die gute Zusammenarbeit. Missions- und Entwicklungszusammenarbeit hätten dazu beigetragen, dass weltweit vieles gelungen sei, wie etwa die Steigerung der Alphabetisierungsrate seit 1960 von 16 auf 75 Prozent. In Richtung Staatengemeinschaft appellierte Pühringer dafür zu sorgen, dass es in Zukunft keine vergessenen Länder auf dieser Welt gebe. Pühringer wörtlich: "Politik lässt sich unter den Bedingungen der Globalisierung nicht mehr national gestalten. Die Lehre aus der Globalisierung ist, dass wir alle miteinander verbunden sind. Oder anders formuliert: Wenn beispielsweise Millionen Menschen in Afrika hungern, wenn Christen auf der ganzen Welt verfolgt werden, werden wir die Stabilität Europas nicht aufrechterhalten können."
Die Linzer Missionsstelle ging 2008 aus dem Internationalen Priesterhilfsdienst der Diözese (IPD) hervor, die 1972 vom damaligen Weihbischof Alois Wagner und dem diözesanen Priesterrat eingerichtet wurde und 1983 zur diözesanen Einrichtung wurde. Der IPD wurde 2012 aufgelöst und übergab die Agenden der Missionsstelle. Seit 2011 vergibt die Missionsstelle alle zwei Jahre einen Missionspreis als bischöfliche Anerkennung für die aus Oberösterreich ausgehenden Unterstützungen der missionarischen Tätigkeiten an Projekte und Runden von Pfarren, Vereinen, Schulprojekten und Einzelinitiativen.
Quelle: kathpress