Bischof Schwarz: In Staat mit säkularen Regeln Christ-Sein leben
Zwischen einem weltanschaulich neutralen Staat und gelebtem Christentum besteht nach der Überzeugung des neuen St. Pöltner Bischofs Alois Schwarz kein Widerspruch. "Wir leben das Christ-Sein in einem säkularen Staat mit säkularen Regeln, die für uns alle zu gelten haben", sagte er in einem am Freitag publizierten "Kurier"-Talk. Die katholische Kirche sei durch die Aufklärung Teil des demokratischen Staatsgefüges, die den Rahmen für das "Lebensprogramm aus dem Evangelium" bilde. Schwarz:
Da sind wir als Christen gefragt, aus der Herzensbildung heraus auf die Menschen zuzugehen, sinnstiftend da zu sein.
Der mit 1. Juli offiziell von Klagenfurt nach St. Pölten gewechselte Bischof erinnerte an das Zweite Vatikanische Konzil, demzufolge Politik "eine vornehme Form der Nächstenliebe" sei. "Es liegt an uns, im Gespräch zu sein, wenn es um politischen Rahmenbedingungen geht." Wie Schwarz betonte, gehe es nicht um eine Vermischung von Politik und Religion, sondern um Dialog. Es sei heute "nicht mehr selbstverständlich, dass man als Christ in diesem Land lebt und die christliche Kultur pflegt". Für die Kirche und ihre Mitglieder gehe es darum, "Profil zu zeigen, auskunftsfähig und gesprächsbereit zu sein". Beim Umgang mit Muslime gelte daher für einen Christen, "zuerst seinen eigenen Glauben überzeugend zu leben".
Zur aktuellen Debatte um das neue Arbeitszeitgesetz und den 12-Stunden-Arbeitstag, in der sich auch die Bischofskonferenz kritisch zu Wort gemeldet hatte, wies der Bischof darauf hin:
Es gibt viele Leute, die arbeiten am Sonntag, damit andere Leute einen Sonntag haben, etwa im Tourismusbereich. Auch wir in der Kirche arbeiten am Sonntag.
Die Frage sei jedoch, wie sehr die derzeitige Praxis ausgeweitet werden soll.
Geht es dabei nur um Wirtschaftsgewinne, was ja auch sein muss? Ich bin ja in der Wirtschaft für Gewinn-Optimierung, aber nicht für Gewinn-Maximierung.
Missbrauch: "Es gibt bei uns keine Verjährung"
Zum Thema Missbrauch und dem Umgang mit diesbezüglichen Vorwürfen hielt Schwarz fest, dass "wir Bischöfe dafür sorgen müssen, dass die Opfer geschützt werden - auch über Gerichtsurteile hinaus". Die Kirche lege dabei einen strengeren Maßstab an als die staatlichen Verjährungsfristen, "es gibt bei uns keine Verjährung in der Entschädigung". Als Mensch und als Bischof setze er sich "mit großem Verständnis ein für jene Menschen, die verletzt wurden", versicherte Schwarz. Er würdigte die Rolle der Medien bei aufgedeckten Fällen, die dabei geholfen hätten hinzuschauen - eine Forderung, die für alle gelte. "Leider können wir es nicht ungeschehen machen, wir können es nicht wiedergutmachen."
Befragt nach seinem Wunsch, was die Niederösterreicher einst auf seine Amtszeit als Bischof von St. Pölten sagen sollen, antwortete Schwarz: "Die sollen sagen, dass der Bischof einer war, der ein Herz für uns hatte, der leidenschaftlich bei den Menschen war, der den Menschen zugehört und immer wieder entdeckt hat, dass der Mensch etwas mit Gott zu tun hat." Er wünsche sich, "dass wir Antworten geben können auf die großen Sinnfragen des Lebens".
Quelle: kathpress