Caritas trauert um Kinderbuchautorin Nöstlinger
Die Caritas Österreich trauert um die am 28. Juni verstorbene österreichische Kinderbuchautorin Christine Nöstlinger. Sowohl für ein solidarisches Miteinander als auch ganz konkret beim Spendensammeln für ein neues Mutter-Kind-Haus sei Nöstlinger seit vielen Jahren mit der Caritas verbunden gewesen, hieß es in einer Aussendung der Organisation am Freitag. "Der Tod von Christine Nöstlinger tut mir sehr leid. Mit ihr verlieren wir eine starke Fürsprecherin für die Schwächsten in der Gesellschaft", betonte Caritas-Präsident Michael Landau. Weiter:
Es ging Christine Nöstlinger immer um die Würde der Menschen und um ihre Rechte. Dabei machte sie keinen Unterschied zwischen Kindern und Erwachsenen. Ihr Einsatz dafür war so radikal und kompromisslos wie ihre Geschichten lustig und liebevoll.
In den vergangenen Jahren, auch noch, als sie schon schwer krank war, habe sie die Caritas im Bereich Pflege unterstützt. "Kinder und die ganz Alten sind die Machtlosesten" sei ihr Credo gewesen.
Nöstlinger sei im Hauptberuf Autorin und aus Berufung immer für soziale Gerechtigkeit im Einsatz gewesen. Sie habe es verstanden, ihre Leserinnen und Leser für mehr Menschlichkeit zu sensibilisieren, junge gleichwohl wie Erwachsene. Landau:
Ehrlich und kritisch war sie immer im Umgang mit jenen, die Macht besitzen. Dabei war sie immer auf der Seite der Schwachen. Ihre Stimme und ihre Geschichten werden fehlen.
Die vielfach ausgezeichnete Wiener Kinderbuchautorin ("Maikäfer flieg") ist im Alter von 81 Jahren gestorben. Das bestätigte am Freitag der österreichische Residenz-Verlag. Die Autorin und Grafikerin wurde für ihr jahrzehntelanges Schaffen unter anderem mit dem Astrid-Lindgren-Preis, dem "Nobelpreis für Kinderliteratur", ausgezeichnet.
Vor wenigen Wochen hatte Nöstlinger mitgeteilt, dass sie keine Kinderbücher mehr schreiben wolle. Sie habe das Verständnis für die heutige Lebenswelt junger Menschen verloren, sagte sie dem Magazin "News". Nöstlinger wörtlich:
Wie soll ich denn wissen, was Kinder bewegt, wenn sie einen halben Tag lang über dem Smartphone sitzen und irgendetwas mit zwei Daumen drauf tun?
Außerdem liege ihr die bei jungen Lesern beliebte Fantasy "so was von fern", sagte die Schöpferin von Figuren wie "Konrad aus der Konservenbüchse" und "Die feuerrote Friederike".
Nöstlinger verbrachte ihr ganzes Leben in Wien, wo sie am 13. Oktober 1936 geboren wurde. Die Verwerfungen, die Krieg und Neuanfang mit sich brachten, verarbeitete sie später in dem Kinderroman "Maikäfer flieg!", der 2017 verfilmt wurde. Zur Schriftstellerei kam sie über ihren Beruf als Grafikerin. 1970 zeichnete sie erst die Bilder von der "feuerroten Friederike" und schrieb anschließend den Text dazu.
Der Erfolg ihres Erstlingswerks kam auch für sie selbst völlig überraschend. Denn der Text, weniger die Bilder, begeisterten das Publikum. Von da an ging es Schlag auf Schlag. Christine Nöstlinger entfaltete eine ungeheure Produktivität, schrieb bis zu fünf Bücher pro Jahr.
Quelle: kathpress