Salzburger Festspiele eröffnen mit Thema "Passion"
Die schon traditionelle "Ouverture spirituelle", der geistlich-kreative Auftakt der Salzburger Festspiele, steht heuer im Zeichen von "Passion". In der Musik sei damit zunächst die Leidensgeschichte Jesu gemeint: "Aber wäre irgendeine Kunst ohne Passion denkbar, ohne brennende Leidenschaft?", fragen die Veranstalter in der Ankündigung der am Freitag, 20. Juli, beginnenden Veranstaltungsreihe. Die 2012 eingeführte Ouverture spirituelle biete diesmal Werke, "die das Erduldete fühlbar machen, das Durchlebte, Durchlittene, das obsessiv Verhandelte". Wie schon von der griechischen Tragödie intendiert, "mögen auch hier Jammer und Schaudern zur Katharsis, zur seelischen Reinigung führen", hieß es weiter.
Gelingen soll dies u.a. mit Krzysztof Pendereckis Lukaspassion zum Auftakt. Das monumentale Werk schlägt vielfältige Brücken u.a. in Musikepochen von der Renaissance bis ins 20. Jahrhundert; aufgeführt wird es am Freitag um 19.30 Uhr in der Salzburger Felsenreitschule vom Orchestre Symphonique de Montréal unter der Leitung von Kent Nagano. Die Felsenreitschule ist am 25. Juli um 19.30 Uhr auch Schauplatz von Johann Sebastian Bachs berühmter h-Moll-Messe, interpretiert vom Collegium Vocale Gent. "Der letzte Abend bündelt nochmals alle Passionen", verspricht das Programm für den 29. Juli um 20.30 Uhr im Großen Festspielhaus: Mit Bernd Alois Zimmermanns Trompetenkonzert "Nobody knows de trouble I see" werde gegen Rassismus aufbegehrt, und in Gustav Mahlers "Auferstehungssymphonie" werde die Überzeugung hörbar: "Sterben werd' ich, um zu leben!"
Im Rahmen der Ouverture spirituelle wird auch ein bedeutendes Werk der Filmgeschichte zum Thema gezeigt: Pier Paolo Pasolinis "Il Vangelo secondo Matteo" ist am 20. Juli um 20 Uhr in der Kollegienkirche zu sehen.
Auch heuer hochkarätige Disputationes
Fortgesetzt werden trotz des Rückzug des bisher veranstaltenden Herbert-Batliner-Europainstituts die Disputationes als Teil der Ouverture spirituelle. Mithilfe eines neuen Vereins mit Ex-Vizekanzler Erhard Busek als Spiritus Rector und dem Salzburger Ostkirchen-Experten Univ.-Prof. Dietmar Winkler als Vorstandsmitglied findet zum siebten Mal auch religiös relevanter Gedankenaustausch statt. Erfolgsautor Michael Köhlmeier setzt am Freitag ab 11 Uhr im "Haus für Mozart", dem früheren Kleinen Festspielhaus (Hofstallgasse 1), mit eigenen Erzählungen einen literarischen Anfangsakzent.
An den drei Tagen folgen am selben Ort jeweils am Nachmittag hochkarätig besetzte Gespräche zu den drei Themen "Leben", "Leiden" und "Leidenschaft": am Samstag mit dem früheren Benediktiner-Abtprimas Notker Wolf, der Tübinger Philosophin Sabine A. Döring und dem Zürcher Psychologen Willibald Ruch; am Sonntag mit den Theologen Sausanne Heine und Karl-Josef Kuschel; am Montag mit dem Salzburger Erzbischof Franz Lackner, dem Suchtexperten Reinhard Haller und der deutschen Publizistin Nike Wagner. (Info: www.disputationes.at; www.salzburgerfestspiele.at)
Quelle: kathpress