Forum Alpbach wird am 15. August von Joseph Stiglitz eröffnet
Mit einem Vortrag des US-Wirtschaftswissenschaftlers Joseph Stiglitz über die Auswirkungen einer stärkeren Beachtung der Diversität der Konsumenten und Produzenten in einer zukünftigen Weltwirtschaft wird am 15. August das diesjährige "Europäische Forum Alpbach" eröffnet. Das Generalthema "Diversität und Resilienz" steht heuer im Fokus. Forums-Präsident Franz Fischler hatte vor einiger Zeit bei der Programmpräsentation betont, es gehe darum, dass es für die Zukunft der Gesellschaften und global entscheidend sei, "widerstandsfähige gesellschaftliche Systeme" zu haben und gegen "Fragilität" vorzugehen, die destabilisierend wirke. "Diversität ist eine der zentralen Möglichkeiten, wie man diese Resilienz stärken kann, das ist eigentlich unser Anliegen", unterstrich der ehemalige EU-Kommissar.
Konkret gehe es darum, "dass wir imstande sind, Wandel und Umbrüche besser steuern zu können". Das beziehe sich auf die Wirtschaft, auf die Politik, auf die Gesellschaft als Ganzes, aber auch auf die Wissenschaft. Vor dem Hintergrund der österreichischen EU-Ratspräsidentschaft stehen auch zahlreiche Europa-Panels auf dem Programm. Die Vorhaben Österreichs stellt Bundeskanzler Sebastian Kurz am 27. August vor. Insgesamt reisen zum Forum, das bis 31. August dauert, mehr als 800 Sprecher aus rund 100 Ländern und etwa 5.000 Teilnehmer nach Tirol.
Viele Aspekte für religiöse Interessierte
Auch für religiös Interessierte finden sich zahlreiche Programmpunkte. Einer der Höhepunkte ist eine Podiumsdiskussion am 21. August zu "Ethischen Herausforderungen von Korruption für Vertrauen, menschliches Wohlergehen und Gemeinwohl" mit u.a. dem nigerianischen Primas-Kardinal John Onaiyekan, Wirtschaftswissenschaftler Jeffrey Sachs und "Transparency International"-Direktorin Patricia Moreira.
Ihre Teilnahme am Forum zugesagt haben u.a. der honduranische Kardinal und früherere Weltcaritas-Präsident Oscar Rodriguez Maradiaga und Kanzler der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften und der Päpstlichen Akademie der Sozialwissenschaften, Kurienbischof Marcelo Sanchez Sorondo. Einen ausdrücklich religiösen Akzent beim Forum Alpbach bilden erneut die "interreligiösen Morgenbetrachtungen" und "Abend.Stille"-Meditationen, die das tägliche Vortrags- und Seminarprogramm eröffnen und beschließen. Sie werden u.a. vom Salzburger Erzbischof Franz Lackner, dem St. Pöltner Bischof Alois Schwarz, dem evangelisch-lutherischen Bischof Michael Bünker, weiteren Vertretern der christlichen Kirchen, des Judentums und des Islams gestaltet. Die traditonelle Tiroler Messe in der Alpbacher Pfarrkirche zelebriert der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler am 19. August. Am 26. August leitet Bischof Bünker den Ökumenischen Gottesdienst.
Die Diskussionen bei dem mehr als zweiwöchigen Kongress, der bereits seit 1945 stattfindet, werden via Live-Stream aus dem Congress Centrum Alpbach übertragen. Die Themen reichen von den Außenbeziehungen der EU und digitaler Transformation über Klimaforschung, Präzisionsmedizin und "Künstliche Intelligenz und Ethik" bis zu sprachlicher Vielfalt als Ressource und Fragestellungen zu neuen Beschäftigungsformen und der Zukunft der Arbeit. Zudem gibt es vier Seminare mit künstlerischem Fokus und Workshop-Charakter.
Tiroltage, Gesundheit und Politik
Die Tiroltage (17. bis 19.8.) befassen sich unter anderem mit Fragen rund um das Thema Naturgefahren und Klimawandel. Im Anschluss finden die Gesundheitsgespräche (19. bis 21.8.) statt. Wenige Politikbereiche müssen bzw. sollten sich so auf das Individuum konzentrieren wie das Gesundheitssystem, wenn es wirklich die wichtigsten Interessen des Menschen stützen will. Deshalb stellen die Gesundheitsgespräche zunächst einmal die Frage, ob das Gesundheitswesen "fit" genug ist, um "die Diversität der Bevölkerung" zu berücksichtigen und entsprechend resilient zu sein.
Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren wird es die Hochschulgespräche nach einem Zerwürfnis zwischen der Universitätenkonferenz (uniko) und dem Forum Alpbach heuer nicht geben. Unter der Rubrik "Alpbach extra" wird sich allerdings das von der Fachhochschulkonferenz veranstaltete "Fachhochschulforum" im Rahmen einer Diskussion am Nachmittag des 22. August der "Bedeutung der Hochschulen für die Resilienz in den Regionen" widmen.
Die Politischen Gespräche (25. bis 28.8.) befassen sich danach mit der Frage, wie viel Diversität und wie viel Resilienz notwendig sind, um das ideale Funktionieren politischer Systeme zu gewährleisten. Diskutiert werden soll unter anderem, wie sich globale Machtverschiebungen auf die Stabilität von Organisations- und Regierungsebenen auswirken - international, europäisch, national und lokal. Im Fokus steht die Suche nach "innovativen Antworten" auf Fragen, "die Europa seit Jahren beschäftigen".
Eröffnungsredner der Politischen Gespräche sind am 25. August unter anderen Bundespräsident Alexander Van der Bellen, der frühere UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon sowie Forums-Präsident Fischler. Im Anschluss diskutiert der Bundespräsident mit seinen Amtskollegen Borut Pahor (Slowenien), Hashim Thaci (Kosovo) und Aleksandar Vucic (Serbien) und EU-Kommissar Johannes Hahn laut Programm über "Neue Perspektiven zur EU-Erweiterung". (Informationen: www.alpbach.org)
Quelle: kathpress