Haselsteiner: Nur Hilfe vor Ort hilft gegen Armutsmigration
Wenn wir Armutsmigration eindämmen wollen, dann müssen wir die Menschen dort, wo sie leben, unterstützen, damit sie in ihrer Heimat bleiben können.
Das hat der Bauunternehmer und Vorstand des Hilfswerks "Concordia", Hans Peter Haselsteiner im "Kathpress"- Interview betont. Er äußerte sich bei einem Lokalaugenschein in Moldawien, dem ärmsten Land Europas, in dem Concordia derzeit fast 40 Hilfsprojekte laufen hat und mit rund 300 Mitarbeitern auch die größte Sozialorganisation im Land ist. Die Bandbreite reicht dabei von Suppenküchen über Sozialzentren für Kinder und alte Menschen bis zu familienähnlichen Kinderwohngruppen für (Sozial-)Waisen oder auch Altenpflegeheime. "Wir dürfen Moldawien nicht vergessen. Moldawien ist ein Teil Europas", so der Appell Haselsteiners an die Solidarität der Österreicher.
Der Verein Concordia, dem Haselsteiner vorsteht, betreibt auch zahlreiche Hilfsprojekte in Rumänien und Bulgarien. Gegründet wurde Concordia 1991 in Rumänien vom Jesuitenpater Georg Sporschill, der inzwischen aber ein anderes Hilfsprojekt in Rumänien verantwortet. Doch Concordia ist nach wie vor (auch) in jesuitischer Hand. Dem Dreiervorstand gehört neben Haselsteiner und Ulla Konrad auch der Jesuit P. Markus Inama an. "Wir gehen dorthin, wo die Not am größten ist. Und wir versuchen nachhaltig zu helfen", so Inama im "Kathpress"-Interview.
Concordia konnte laut aktuellem Jahresbericht mit seinem Hilfsangebot 2017 mehr als 9.000 Menschen erreichen; vor allem Kinder und Jugendliche bzw. alte alleinstehende Menschen. Im Hinblick auf die Kinder unterstrich Haselsteiner das Bemühen des Vereins, "dass unsere Kinder selbstständig werden und der Armutsfalle entkommen können. Gerade für benachteiligte Kinder wie die unsrigen ist das eine riesige Herausforderung." Der entscheidende Punkt, damit die Jugendlichen tatsächlich den Sprung aus der behüteten Concordia-Welt hinaus in die Selbstständigkeit schaffen, sei klar zu benennen, so der Bauunternehmer: "Es geht um Ausbildung, Ausbildung und nochmals Ausbildung."
Auch in Rumänien und Bulgarien kümmert sich Concordia vor allem um die Zielgruppen Kinder und alte Leute. Seinen Anfang genommen hat Concordia, als P. Sporschill nach Bukarest kam und sich in der rumänischen Hauptstadt der zahlreichen Straßenkinder annahm. Bis heute gibt es noch Straßenkinder und -jugendliche, "die wir mit Streetworkern besuchen und in unsere offenen Zentren einladen, wo sie Mahlzeiten bekommen, sich waschen können und auch medizinisch betreut werden", so P. Inama. Freilich sei die Zahl dieser Kinder und Jugendlichen inzwischen - "Gott sei Dank" - drastisch gesunken. Deshalb konzentriere sich Concordia nun in Rumänien, aber eben auch in Moldawien und Bulgarien, auf den Bereich Ausbildung. Inama: "Wir unterstützen die Kinder in der Schule und versuchen alles, um Schulabbrüche zu verhindern." Dazu komme etwa in der rumänischen Stadt Ploesti eine eigene Berufsschule:
Wir sind an den Nöten ganz nah dran und offen für neue Herausforderungen. Wir verbinden nicht nur Wunden, sondern wir versuchen, an den Ursachen der Not etwas zum Besseren zu verändern.
Neue Zivilgesellschaft entsteht
In den drei Ländern, in denen Concordia tätig ist, entwickelt sich laut dem Jesuiten schön langsam eine neue Zivilgesellschaft heraus. Das zeige sich u.a. daran, dass es immer mehr freiwillige Mitarbeiter bei Concordia aus den Ländern selbst gibt, schildert Inama: "Früher gab es ja fast nur deutsche und österreichische Volontäre." Den Menschen werde inzwischen bewusst, "dass für Armut und Not nicht nur der Staat zuständig ist, sondern jede und jeder Einzelne Verantwortung tragen kann und sollte".
Finanziert wird Concordia zum überwiegenden Teil aus Spenden. "Wir sind dankbar für die Großspender, die wir haben. Genauso wichtig aber sind uns auch die vielen Kleinspender, die Concordia mittragen. Allen gilt unser herzlicher Dank", betont Inama. Einer der Großspender ist das Stift Klosterneuburg, das gemeinsam mit den von ihm betreuten Pfarren Concordia jährlich mit 270.000 Euro unterstützt.
(Infos: www.concordia.or.at)
Quelle: kathpress