Beck zu Forschungen rund um menschliches Erbgut: Ja, aber
Differenziert hat sich der Wiener Medizinethiker Matthias Beck zu Forschungen rund um das menschliche Erbgut geäußert: Angestrebte Fortschritte bei der Gentherapie, um eventuell Erbkrankheiten wie Brustkrebs zu behandeln oder zu heilen seien unbedingt zu begrüßen, sagte der ausgebildete Theologe, Mediziner und Pharmazeut in einem Interview mit der Tageszeitung "Die Presse" (Freitag). Wovor er jedoch warne, seien Eingriffe in die Keimbahn, also in Samen, Eizelle oder Embryonen. "Dadurch werden alle nächsten 20.000 Generationen beeinflusst", erklärte Beck, der auch Mitglied der Bioethikkommission im Bundeskanzleramt ist.
Mit der In-vitro-Fertilisation sei der Mensch außerhalb des Mutterleibes verfügbar geworden; man könne im Reagenzglas in den Embryo eingreifen, Samen oder Eizellen spenden, Gene analysieren, das Genom editieren und vieles mehr - "unter fraglichen Vorzeichen", wie der Professor für Medizinische Ethik an der Uni Wien hinwies. "Wir sehen nur Eltern, die sich Kinder wünschen, fragen aber nicht, was das mit den manipulierten Kindern macht." Klararweise wolle jeder gesunde und kluge Kinder. Wenn aber Intelligenz ohne ethische und spirituelle Dimension gefördert wird, könnte sie auch genutzt werden, um Banken zu überfallen oder Kriege zu führen.
Wenn heute "im Katalog" das Spermium mit den gewünschten Merkmalen eines Spenders gewählt wird, wüssten wir glücklicherweise vorab nicht, wie viel Genom vom Vater, wie viel von der Mutter weitergegeben wird, so Beck: "Ich hoffe, das bleibt noch lange so."
Auf die Frage, ob Gen-Geheimnisse also geheim bleiben sollen, antwortete der Medizinethiker:
Der Mensch wird immer forschen. Aber man muss abwägen: Krankheiten heilen: Ja. Unreflektiertes 'Babybasteln' im Reagenzglas: Nein.
In die Schöpfung sei immer schon eingegriffen worden - durch Lampen, Autos, Kleidung oder durch ganz banales Rasenmähen. Und das Alte Testament gebe dem Menschen den Auftrag, in die Schöpfung einzugreifen, erinnerte Beck an die Genesis: "Ihr sollt die Welt gestalten, steht geschrieben - aber nicht ausbeuten."
"Geklonte Tiere sind immer krank"
Das gelte auch für das umstrittene Klonen von Tieren: Sie seien immer krank. Wenn nun geklonte Tiere zum Nahrungsmittel werden sollen, sei uneinschätzbar, was etwa geklontes Rindfleisch beim Menschen auslöst. Auch genmanipulierter Mais wird an der herrschenden Asymmetrie und dem Hunger kaum etwas ändern, so lange sich die Menschen nicht ändern, sagte Beck. Genmanipulation berge außerdem die Gefahr einer Verengung der Artenvielfalt. Das Saatgut werde "eindimensional - und so den Pflanzen die Flexibilität genommen, sich anzupassen".
Der Ethiker nannte ein altes ethisches Prinzip bei wissenschaftlichem Forschen:
Nicht mehr Schaden als Nutzen hervorbringen. Sollten Gefahren durch Nebenwirkungen größer sein, als der Nutzen, mehr Menschen zu ernähren, ist Einhalt geboten.
Eine weltweite Überwachungsbehörde sei notwendig. Beck sieht bereits "Feuer am Dach: Was in China genmanipuliert wird, kommt einige Zeit später zu uns."
Quelle: kathpress