Harvard-Klimaexperte auf Heimatbesuch in Pfarre: Jetzt handeln!
Der renommierte Harvard-Klimaexperte Gernot Wagner hat in der Pfarre seiner Heimatstadt Amstetten zu nachhaltigem Handeln aufgerufen. Bei seinem Vortrag "Klimawandel geht uns alle an" betonte der 38-jährige Mitautor des vielbeachteten Buches "Klimaschock: Die extremen wirtschaftlichen Konsequenzen des Klimawandels", dass vor allem auf oberster politischer Ebene ein Kurswechsel in der Weltwirtschaft erfolgen müsse. Auf EU- und Länderebene, aber ebenso regionalpolitisch auf Landes- oder Stadtebene müssten Maßnahmen ergriffen werden. Das heißt laut Wagner nicht, dass Einzelne nichts tun könnten: Es mache in Bezug auf den CO2-Ausstoß einen Unterschied, ob wir Äpfel aus Südafrika oder aus dem Mostviertel konsumieren.
Der an der berühmten Harvard University in den USA lehrende Wissenschaftler informierte laut einem Bericht der Diözese St. Pölten vom Mittwoch darüber, dass jeder Europäer jährlich im Schnitt zehn Tonnen CO2 ausstoße. Die Kosten sollten die Verursacher in Form von Steuern auch bezahlen, zugleich sollte der Staat durch Subventionen in Richtung erneuerbare Energie lenken. Dass solche Förderungen durchaus Wirkung zeigen, ist laut Wagner am Beispiel Deutschlands erkennbar: In den letzten Jahren sei der Preis für die Produktion von Solarenergie um 80 Prozent gefallen. Im Nachbarland sei die Energiewende eine Revolution von oben gewesen und davon habe die ganze Welt profitiert, so der Fachmann für "Geo-Engineering", also den bewussten Eingriff in die Naturabläufe.
Freilich: Die Forschung zeige massive Unsicherheiten, beispielsweise welcher Temperaturanstieg durch die CO2-Emmissionen genau zu erwarten ist. Sicher sei lediglich, dass die Temperaturen weiter ansteigen werden - in welchem Ausmaß sei ungewiss. Wagner zufolge sind es vor allem eben solche Unsicherheiten, die zu enormen Kosten führen würden und zum Handeln aufrufen.
Selbst von Hurricane Florence betroffen
Klimaveränderungen in Form von Dürren, Stürmen oder Überschwemmungen seien schon spürbar. Auch bei ihm selbst, wie Wagner erzählte: Kurz vor seinem Vortrag habe ihm seine Frau berichtet, dass der Keller ihres Bostoner Hauses durch Hurricane Florence gerade unter Wasser stehe. Natürlich habe es schon immer Wirbelstürme gegeben, aber heutige würden tatsächlich durch den Klimawandel zerstörerischer.
Die Veranstaltung im Pfarrsaal der Amstettener Herz-Jesu-Pfarre wurde vom Katholischen Bildungswerk organisiert. Einer der vielen Interessierten war auch der Umweltbeauftragter der Diözese St. Pölten, Axel Isenbart. Er fühlte sich durch den Vortrag darin bestätigt, dass kirchliche Umweltarbeit ein "Gebot der Stunde" sei - und viele Aktivitäten würden seitens der Kirche und der Pfarren schon gesetzt.
Quelle: kathpress