Theologe sieht Anstöße zu Kirchenreform durch heiligen Rupert
Der Salzburger Landesheilige Rupert (um 650-718) hat für sein Projekt, im frühmittelalterlichen Alpen-Donauraum eine kirchliche Infrastruktur aufzubauen, eine Vorgangsweise gewählt, die auch heute Vorbild sein könnte. Das geht aus einem Beitrag des Wiener Kirchenhistorikers Rupert Klieber in den "Salzburger Nachrichten" (21.9.) hervor, der sich anlässlich des noch bis 24. September laufenden Rupertikirtags mit den Verdiensten des heutigen Schutzpatrons des Landes Salzburg befasst. Und nicht nur mit jenen Ruperts: Denn dieser habe "für die enormen Herausforderungen seiner Zeit auf ein Team von Verheirateten und Ehelosen, von Männern und Frauen (v. a. Erentrud) gesetzt", wie Klieber hinwies. Nachsatz: "Die Kirche von heute ist gut beraten, es ihm gleichzutun."
Der Kirchenhistoriker an der Universität Wien berichtete über verblüffende Erkenntnisse bei einer Forschertagung anlässlich des Todestages Ruperts am 27. März vor 1.300 Jahren: Ruperts engste Mitarbeiter, die wie dieser im Salzburger Dom bestatteten Geistlichen Chuniald und Ghislar, waren - wie aus einer "bisher überlesenen" Notiz hervorgehe - offenbar verheiratete Familienväter. Bayernherzog Theodo, der den aus Worms geholten Bischof Rupert damit beauftragt hatte, eine Infrastruktur für Bischofssitze in seinem Einflussbereich zu schaffen, bekam von Papst Gregor II. (715-731) in Rom eine Kirchenordnung für Bayern, die einer "ehefreundlichen Kirchenlinie" folgte, wie Klieber schrieb: Demnach sollten "gut verheiratete Einheimische", also nur solche in erster Ehe, zu Priestern geweiht werden.
Zur Erläuterung: Bis zum Zweiten Laterankonzil (1139) gab es in der lateinischen Kirche sowohl verheiratete als auch unverheiratete Priester. Höhere Kleriker sollten ab da unverheiratet bleiben, und die Priesterweihe wurde laut Kirchenrecht zu einem bis heute geltenden trennenden Ehehindernis. Seither ist die Zölibatsverpflichtung unabdingbare Zugangsvoraussetzung für den Empfang der Priesterweihe.
Neue Forschungserkenntnisse beziehen sich Klieber zufolge auch auf die "(Neu-)Datierung der Bistumsgründung" von Salzburg: "Rupert war wohl der erste Bischof in Salzburg, aber nicht von Salzburg." Dies sei mit Vitalis ein Mann gewesen, dessen Andenken und Grab in St. Peter jahrhundertelang hoch geehrt waren und den "alle soliden Quellen wie das Verbrüderungsbuch von St. Peter als ersten Bischof nach Rupert führen".
Erzbischof Lackner eröffnet Rupertikirtag
Erzbischof Franz Lackner eröffnete am Donnerstag gemeinsam mit dem Salzburger Bürgermeister Harald Preuner den 42. Rupertikirtag. Dabei erinnerte er an das Kirchweihfest des Salzburger Domes als Ursprung des Kirtags. Die Kirche von Salzburg habe heuer rund um den 24. September aber auch noch weitere Gründe zum Feiern, verwies Lackner auf das Zukunftsfest der Erzdiözese, das als Abschluss der ersten Etappe des diözesanen Zukunftsprozesses gefeiert wird, auf das 1.300-Jahr-Jubiläum der Heiligen Rupert und Erentrudis und auf die seit 50 Jahren bestehenden Partnerdiözesen. Rund 20 Bischöfe und Äbte aus aller Welt kommen anlässlich dieser Feierlichkeiten nach Salzburg, teilte die Erzdiözese am Freitag mit.
Das Zukunftsfest steht unter dem Vorzeichen alter Volksfrömmigkeit und sei Anlass für den "heiligen Rupert", den Dom zu verlassen, sich den Menschen am Rupertikirtag zu zeigen und zu den verschiedenen Programmpunkten einzuladen. Künstlerin Johanna Schwaiger gestaltete die Masken der Rupert-Figur, der vom "Staberl" - seinem Bischofsstab - und vom "Fassl" - seinem Erkennungszeichen, dem Salzfass, begleitet wird. Diese drei sind seit der Eröffnung des Kirtags bis zum eigentlichen Fest des heiligen Rupert am 24. September in der Salzburger Altstadt unterwegs.
Bis Montag stehen noch viele Highlights auf den Bühnen und Plätzen rund um den Dom am Programm: Rund 130 Aussteller auf fünf Plätzen bieten Besuchern eine breite Palette von kulinarischen Köstlichkeiten am Schmankerlmarkt bis zu traditionellem Handwerk am Alten Markt. Das Kulturprogramm sieht Brauchtum mit klassischem Volkstanz und echter Volksmusik ebenso vor wie moderne Kleinkunst. Auf der traditionellen Rupertibühne am Domplatz treffen Interessierte auf regionale Folklore, die Programmschiene "Schräge Heimat" und verschiedene Brauchtumsgruppen aus dem Land Salzburg und dem benachbarten Bayern. Das beliebte Kirtagsfeuerwerk ist der krönende Abschluss am Montagabend um 20.45 Uhr.
Infos zum Festprogramm: www.kirchen.net
Quelle: Kathpress