Wien: Mitteleuropa-Treffen der Bischofskonferenz-Sekretäre
"Wer im europäischen Diskurs weiterhin in den Kategorien von Ost und West denkt und diese damit verstärkt, gibt nachträglich den kommunistischen Machthabern recht." Das betonte der Generalsekretär der Österreichischen Bischofskonferenz, Peter Schipka, bei einem zweitägigen Treffen mit seinen mitteleuropäischen Amtskollegen, das am Donnerstag in Wien begann. Die Kirche sei gefordert, diesen Mechanismus aufzudecken und auch im eigenen Bereich zu überwinden. Das gegenwärtige Treffen der Generalsekretäre der Bischofskonferenzen aus dem mitteleuropäischen Raum sei ein konkreter Beitrag dazu, so Schipka bei der Eröffnung der Tagung. Gastreferent dabei war der ehemalige italienische Kultur- und Europaminister Prof. Rocco Buttiglione.
Europa stehe vor starken Veränderungen, die die Spannungen in der Union, aber auch innerhalb der Mitgliedsländer verstärken können, konstatierte Schipka. Er verwies in diesem Zusammenhang auf die gesellschaftliche und religiöse Pluralisierung, die viele verunsichere. Zudem hätten die Finanz- und Wirtschaftskrise aber auch die anstehenden Herausforderungen in den Bereichen Asyl, Migration und Integration Spannungen verstärkt und nationalistische Tendenzen befeuert. In dieser Situation sei es "Aufgabe der Kirche, Kooperation zu verstärken, um Europa gemeinsam zu gestalten". Voraussetzung dafür sei es, sich wechselseitig besser kennenzulernen, um persönliche Freundschaften und Vertrauen über nationale Grenzen hinweg aufzubauen, denn: "Die Grenze des Eisernen Vorhangs darf nicht bestimmend bleiben." Ein mitteleuropäisches Treffen wie dieses wolle den gemeinsamen Kulturraum stärken.
Einen vertieften Blick auf die politische, gesellschaftliche und geistige Lage in Europa bot der Historiker und Politikwissenschafter Buttiglione, der eine Verunsicherung Europas im Blick auf seine Identität und Kultur diagnostizierte. Man könne sowohl im Blick auf Europa, als auch auf die Katholische Kirche von einem "Epochenwechsel" sprechen. Zur Signatur dieser Zeit gehören die immer größer werdenden Migrationsströme auch in Richtung Europa. Die Katholiken in Europa müssten zudem erkennen, dass sie schon lange nicht mehr die Mehrheit innerhalb der Weltkirche bilden. Dies werde mit dem ersten Papst aus der "Neuen Welt" besonders deutlich. Die Kirche müsse sich daher wieder ihrer Mission vergewissern. Das betreffe den Einsatz für Arme und Entrechtete genauso wie die Frage nach einer zeitgemäßen Evangelisierung.
Die Initiative und Einladung zum bereits zweiten Treffen dieser Art kam vom österreichischen Bischofskonferenz-Generalsekretär. Insgesamt acht Bischofskonferenzen waren dabei vertreten. Teilnehmer waren neben Schipka Bischof Artur Mizinski (Polen), Pater Stanislav Pribyl (Tschechien), Mirko Stefkovic (Serbien, Kosovo, Montenegro, Mazedonien), Tadej Strehovec (Slowenien), Erwin Tanner-Tizian (Schweiz), Msgr. Ivo Tomasevic (Bosnien und Herzegowina) und Anton Ziolkovsky (Slowakei).
Quelle: Kathpress