Digitalisierung in der Pflege: Menschenwürde muss Maßstab bleiben
Bei allen technischen Fortschritten gelte auch und besonders in der Pflege, dass die Menschenwürde der entscheidende Maßstab bleiben muss: Das hat Caritas-Präsident Michael Landau am Mittwoch bei einem Wiener Podiumsgespräch betont. Auch im Bereich der Pflege stehe man mitten im digitalen Wandel - ein Wandel, den es zunächst "positiv zu gestalten" gelte. Zugleich aber verwies Landau darauf, dass das Ziel der Digitalisierung in der Pflege darin bestehen müsse, "mehr Raum für personenorientierte Pflege" zu schaffen und es nicht um "kalte wirtschaftliche Kostenoptimierung" gehen dürfe: "Nicht Algorithmen pflegen Menschen, sondern Menschen pflegen Menschen". Digitalisierung in der Pflege müsse daher "mit menschlichem Maß und menschlichem Antlitz" geschehen.
Der Caritas-Präsident und Direktor der Caritas der Erzdiözese Wien äußerte sich beim heuer zum vierten Mal durchgeführten "Caritas Querdenk-Symposion", dass sich in diesem Jahr dem Thema "Pflege 4.0" widmete. Landau diskutierte dabei mit dem Wiener Gesundheits- und Sozialstadtrat Peter Hacker. Weitere Referenten waren u.a. der Wiener Philosoph Konrad Paul Liessmann, der Leiter des "Hauses der Barmherzigkeit", Christoph Gisinger, die Linzer Roboter-Psychologin Martina Mara, Inge Hiebler (Pflegekoordinatorin der AUVA), Daniel Wagner ("Demenz Zürich") und Monika Badilla (Leiterin Fachbereich Pflege & Betreuung im Fonds Soziales Wien). Ziel der Veranstaltung war es, Vorteile und Auswirkungen der Digitalisierung und des technischen Fortschritts in der Pflege aufzuzeigen und mit Verantwortlichen aus Politik, Medizin, Sozialwesen und Forschung über innovative technische Möglichkeiten in der Pflege ins Gespräch zu kommen.
Landau zeigte sich bei dem Gespräch überzeugt, dass Digitalisierung gerade für pflegebedürftige Menschen einen Zuwachs an Lebensqualität und Selbstbestimmung bedeuten könne: "Ich denke etwa an Sprachcomputer, an Augensteuerung, an 'intelligente Pflegewohnhäuser', oder an Mobilität, die sonst nicht mehr möglich wäre. Bei der Digitalisierung geht es also um Chancen, um Mut und Hoffnung. Auf diese sollten wir fokussieren", so Landau, ohne zugleich auf das "analoge Moment: die Beziehung von Mensch zu Mensch" zu vergessen. "Es geht also auch bei der Digitalisierung im Bereich Pflege um einen Fortschritt mit menschlichem Maß und mit menschlichem Antlitz."
Abschließend erinnerte Landau im Gespräch mit dem Wiener Gesundheits- und Sozialstadtrat Hacker auch noch einmal an die Caritas-Forderung nach einem Pflegegipfel und einer Parlamentarischen Enquetekommission zum Thema Pflege:
Die Zukunft der Pflege wird heute entschieden, und es wäre sinnvoll, die Weichen hier rasch und umfassend zu stellen.
Erhoben hatten Caritas und Hilfswerk diese Forderung zuletzt bei einer gemeinsamen Pressekonferenz Anfang September, bei der die beiden Hilfsorganisationen u.a. auch wegen eines akuten Personalnotstandes in der Pflege und wegen fehlender Perspektiven in der Finanzierung der Pflege Alarm geschlagen hatten.
Derzeit werden in den 47 Senioren- und Pflegewohnhäusern der Caritas bereits mehr als 4.600 Menschen versorgt. 2,1 Millionen Einsatzstunden wurden in der Mobilen Pflege gezählt. Besondere Schwerpunkte liegen in der Hospiz- und Palliativversorgung, etwa durch das Mobile Caritas Hospiz, in der Begleitung der pflegenden Angehörigen und beim Thema demenzieller Erkrankungen, wo am 21. September, dem Welt-Alzheimertag, Betroffene und ihre Angehörigen im Rahmen des Caritas-Projekts "Café Zeitreise" von Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka im Parlament empfangen worden sind.
(Infos: www.caritas-querdenken.at)
Quelle: kathpress