Seelsorge: Diözese Innsbruck setzt auf "Experimente"
Die Diözese Innsbruck will künftig in der Seelsorge neue Wege beschreiten und mit ungewöhnlichen "Experimenten" die Begegnung mit den Menschen suchen. Bischof Hermann Glettler und der für den neu geschaffenen Bereich "Missionarische Pastoral" zuständige Bischofsvikar Jakob Bürgler haben am Freitag bei einer Pressekonferenz in Innsbruck die Grundidee und die Eckpunkte der neuen Initiative vorgestellt. Missionarische Pastoral bedeute, "das Schöne, Befreiende der Botschaft Jesu in den Blutkreislauf der gesellschaftlichen Kommunikation einzubringen", so Bischof Glettler. Dafür gebe es keine Rezepte, aber gute Ansätze. Was es brauche, seien Menschen, die sich zutrauen, neue Wege zu beschreiten und etwas Neues auszuprobieren.
"Wir brauchen Menschen, die Auskunft geben können über ihren Glauben, die Gott und Jesus wieder beim Namen nennen können", sagte Glettler. Wesentlich ist für ihn zudem ein positiver Zugang zum Leben und zur Gesellschaft. Denn: "Voraussetzung für jedes missionarische Wirken ist eine Wertschätzung der gegenwärtigen Zeit und Gesellschaft". Glettler: "Wenn man mit Missmut in die Gegenwart hineingeht, dann kann nichts Positives wachsen." Es brauche eine tiefe, empathische Verbundenheit mit den Menschen der heutigen Zeit. Zweifel, Unsicherheiten und Wertehaltungen der Menschen müssten unbedingt ernst genommen werden, so der Innsbrucker Bischof.
Bischofsvikar Jakob Bürgler gab in seinem Statement eine Einschätzung der aktuellen Situation: "Vieles in unserer Zeit ändert sich rasant. Was früher stabil und unveränderlich war, gerät in Bewegung." Diesem Prozess sei auch die Kirche ausgesetzt. "Es ist schwieriger geworden, Menschen in eine kirchliche Gemeinschaft einzubinden. Die Weitergabe des Glaubens an die nächste Generation ist zum Problem geworden", so Bürgler
Man dürfe deshalb aber nicht vor der "säkularen Zeit" kapitulieren oder resignieren. Bisher seien viele Aktivitäten geprägt von der Haltung des Bewahrens. Man versuche mit aller Kraft "zu verhindern, dass es weniger wird". Er denke aber, so der Bischofsvikar: "Wir müssen mehr Energie in das aktive missionarische Tun legen, mehr Experimente wagen als mit noch mehr Kraft mehr vom Gleichen tun."
Sechs missionarische Modelle
Sechs Modelle für Erneuerung der Pfarrgemeinden werden von der Diözese künftig forciert. Die Pfarren sind eingeladen, ein für sie passendes auszuprobieren. Ein Projekt betrifft die sogenannten "Weggemeinschaften". Kleine Zellen von Menschen schließen sich zusammen und treffen sich regelmäßig, um das Evangelium zu bedenken und darüber nachzudenken, was die Menschen in der Nachbarschaft brauchen und wo Not gelindert werden soll.
Forciert wird auch das LIVT-Projekt. LIVT steht für "Leben - Inspirieren - Vitalisieren - Transformieren". Dabei handelt es sich um einen dreijährigen Kurs, geleitet von Georg Plank ("Pastoralinnovation") aus Graz und einem diözesanen Steuerungsteam, mit dem eine Verlebendigung der Pfarren erreicht werden soll.
Das dritte Projekt betrifft die Alpha-Kurse. Diese wollen Menschen helfen, den christlichen Glauben zu entdecken oder wiederzuentdecken. Die Bestandteile von Alpha sind: gemeinsames Essen, ein Glaubensimpuls und ein offenes Gespräch darüber.
Wie bereits bisher werden vom Innsbrucker Seelsorgeamt außerdem das Pastoralseminar, die Woche des Aufbruchs und der Glaubenskurs "Credo" angeboten. Bürgler: "Mit dem Seelsorgeamt arbeiten wir in guter Kooperation. Es geht ja nicht darum, alles neu zu erfinden, sondern auf der bisherigen engagierten Arbeit aufzubauen und einige neue Wege mit Entschiedenheit zu eröffnen."
Auf der Pressekonferenz wurde zudem bekannt gegeben, dass die Innsbrucker Spitalskirche als neues gastliches Zentrum für "missionarische Pastoral" dienen wird. Hier würden laut Bürgler kontinuierlich Angebote und Ideen verwirklicht, die eine Begegnung mit dem Glauben unter dem Vorzeichen der heutigen Zeit ermöglichen. Bürgler: "Die Spitalskirche als 'Kirche im Herzen der Stadt' soll weiterhin ein Ort des Gebetes und der Stille bleiben. Unzählige Menschen sind dort jetzt schon anzutreffen - bei einem kleinen Gebet, beim Anzünden einer Kerze. Wir "bauen" keine weitere Pfarrkirche auf. Die Kirche im Herzen der Stadt soll eine einladende Gastkirche sein."
Website Missionarische Pastoral Innsbruck
Quelle: Kathpress