Glettler und Gery Keszler präsentieren Buch über Mission heute
Christliche Mission darf nicht polarisieren oder ausschließen, sondern muss zusammenführen und Begegnung ermöglichen: Unter dieser Prämisse steht das Praxis-Handbuch "Mission Possible" von Otto Neubauer, das am Montagabend in Wien vor zahlreichen Interessierten vorgestellt wurde. Der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler und Life-Ball-Organisator Gery Keszler waren unter den Präsentatoren, weil persönliche Glaubenszeugnisse von beiden neben jenen von 48 weiteren Persönlichkeiten im Buch aufscheinen. Mission und Evangelisation sei "die Geschichte von der Liebe Gottes zum Menschen und von unserem Beitrag dazu", hieß es.
Bischof Glettler hob hervor, dass es sich bei christlicher Mission nicht um den "Aufbau einer religiösen Geschäftsbeziehung" handle.
Es geht nicht um Propaganda, sondern um Begegnung und das Berühren des Herzens durch Jesus.
Die christliche Gemeinde wachse "nur durch Attraktivität, nicht durch Appelle", wobei sich Glettler durchaus auch für experimentell-kreative Zugänge aussprach. "Kunst verhilft zu mehr Aufmerksamkeit. Installationen im Kirchenraum stören zwar den liturgischen Betrieb, machen uns aber aufmerksamer und lassen die Kirche zum Umschlagplatz für das werden, was uns als Menschen bewegt", so der kunstaffine und auch selbst als Künstler tätige Innsbrucker Oberhirte.
Am Beginn der Begegnung müsse das ehrliche Interesse an der Person des anderen stehen, "das 'Wie geht's dir?'", betonte Glettler. Er lege seinen diözesanen Mitarbeitern in der Jugendpastoral nahe, täglich mindestens ein Gespräch zu führen. Begegnung erfordere jedoch auch Demut, so der Bischof. Angesichts etwa der Situation, dass manche in der Kirche ehrenamtlich Engagierte angäben, sie würden selbst gar nicht an Gott glauben, gelte es "Unsicherheit zu teilen". Erst durch dieses Eingestehen sei es möglich, Jesus Christus als "die faszinierendste Figur der Menschheitsgeschichte" stets neu und als Bindeglied zu entdecken und den von ihm gegangenen Weg als Spur für das eigene Leben zu sehen, sagte Glettler.
Autor Neubauer: "Jeder kann Mission"
Die "Speerspitze der Faszination von Jesus" sei die Feindesliebe, erklärte Buchautor Otto Neubauer. Grundlegend dafür sei das Verständnis des Wertes jedes Menschen - "dass in jedem ein unendlicher Reichtum steckt", so der Wiener Leiter der Akademie für Evangelisation. Mission beginne damit, "sich vor dem großen Wunder des anderen zu verbeugen, wie er ist, statt zuvor die Defizite zu sehen". Neubauer bekannte, sein Buch lehne sich an den von Jaimie Oliver geprägten Grundgedanken - beim Starkoch "Jeder kann kochen" - an, in abgewandelter Form. "Jeder kann Mission, weil jeder etwas geben kann", so der Autor.
Sehr persönliche Einblicke gab bei der Buchpräsentation Gery Keszler. "Ich finde, dass ich eine Berufung habe", so der Life-Ball-Organisator. Ausgangspunkt war für ihn die Erfahrung der Barmherzigkeit Gottes vor 35 Jahren, "als mich fast der Sensenmann holte, doch dann kam es anders". Seither empfinde er eine "tiefe Gottessehnsucht und Sehnsucht nach Glaube, Hoffnung und Liebe, die mal zornig, mal glücklich und zufrieden ist". Und er versuche mit Europas mittlerweile größtem Charity-Event für Aidskranke "Brücken zu schlagen". Ein weiteres Schlüsselerlebnis für Keszler war auch ein von Neubauer eingefädeltes Abendessen mit Kardinal Christoph Schönborn, aus dem sich eine "wunderbare Freundschaft" mit dem Wiener Erzbischof entwickelt habe. "Zwei Menschen sind einander begegnet, nicht Kategorien oder Institutionen", wird der Kardinal im Buch zu diesem Treffen zitiert. Freundschaft sei, so Keszlers Erfahrung, "der erste Schritt, um sich zu verstehen".
Schönborn: Buch ist "ansteckend"
Schönborn war es auch, der das Vorwort für das Missions-Handbuch lieferte. Mission sei für ihn zuerst das "echte, leidenschaftliche Interesse am Menschen", schrieb der Wiener Erzbischof darin. Ihn fasziniere immer wieder die Erfahrung der Einzigartigkeit des anderen. Wichtig sei zudem der "Blick in die Augen": Er verwandle die Situation, werfe beide Gesprächspartner aus der gewohnten Bahn der Alltagskontakte und mache Gottes "Blick unendlichen Wohlwollens" für jeden Menschen ohne Ausnahme erahnbar. Dem Buch attestierte Schönborn, es sei "ansteckend", sowie dem Autor Neubauer das, "was Papst Franziskus immer wieder jedem von uns sagt: Du hast nicht nur eine Mission, du bist eine Mission."
Neubauers im Herder-Verlag erschienenes 273-Seiten-Werk erhebt den Anspruch, zugleich ein praxisnahes Kursbuch für Missionstätigkeit zu sein, theologische Begründungen dafür zu liefern sowie Glaubenszeugnisse wiederzugeben, letztere u.a. von TV-Moderatorin Barbara Stöckl, Linken-Chef Gregor Gysi, Doraja Eberle ("Bauern helfen Bauern"), Valerie Schönian ("Valerie und der Priester") und der Unternehmer Philippe Pozzo di Borgo. Enthalten sind auch "20 konkret erprobte Missions- und Dialogbeispiele" - vom Tür-zu-Tür-Besuch über das Café-Gespräch bis hin zu Straßenfesten, offenen Kirchen und Gebetsabenden -, ein Interview mit dem Missionswissenschaftler P. Franz Helm, eine "Charta für Grundhaltungen" und Bibelstellen-Verweise. Für die Bebilderung konnte mit Markus Thums einer der weltbesten Fotografen gewonnen werden.
(Buchhinweis: Otto Neubauer, "Mission Possible - Praxis-Handbuch für Dialog und Evangelisation", Herder Verlag 2018, Euro 25,80)
Quelle: kathpress