Ungar-Journalistenpreise für FH-Studenten, ORF und "Addendum"
Die diesjährigen Leopold-Ungar-Journalistenpreise der Caritas gehen an Journalismusstudenten, den ORF sowie die Recherche-Plattform "Addendum". Die Auszeichnungen wurde am Montagabend im Wiener Magdas Hotel zum bereits 15. Mal vergeben. Der Preis, der im Sinne des Lebenswerkes von Prälat Leopold Ungar von der Caritas der Erzdiözese Wien und der Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien vergeben wird, ist mit 20.000 Euro der höchstdotierte Journalistenpreis Österreichs.
In der Kategorie Print wurden Philip Pramer, Gabriele Scherndl und Elisa Tomaselli für den Beitrag "Elena und ihre stille Armee" ausgezeichnet. Der Text erschien im "Album" des "Standard" und widmet sich der Situation einer rumänischen Personenbetreuerin. Er entstand im Rahmen eines FH-Studienprojektes (www.oida.online) und thematisiert die "Geschichte und den Kampf um arbeitsrechtliche Standards" der rund 60.000 in Österreich tätigen Personenbetreuerinnen, so die Jury.
Preisträgerinnen in der Kategorie TV sind Lisa Gadenstätter und Elisabeth Gollackner für "Schluss mit Schuld - Was der Holocaust mit mir zu tun hat" (ORF, "DOKeins"). Die Jury würdigte insbesondere den "sehr persönlichen Zugang" der Autorinnen, in Gesprächen mit Holocaust-Überlebenden, aber auch mit Schulkindern.
In der Kategorie Hörfunk geht der Preis Alois Schörghuber mit "Daheim oder im Heim? Problemfall Pflege", gesendet in "Moment am Sonntag" auf Ö1. Der Journalist habe damit ein "brennendes gesellschaftspolitisches Thema" aufgegriffen, das er trotz "innewohnender Emotionalität sachlich, informativ und kompetent dargestellt" habe.
In der Kategorie Online schließlich wurden Rainer Fleckl, Maria Kern, Christoph Hanslik, Johannes Kaiser und Christine Grabner von "Addendum" für das Projekt "Wie weit reicht der Arm des Glücksspiels" gewürdigt, vor allem für den multimedialen Ansatz, der eine emotionale TV-Reportage ebenso umfasse wie "Erklärstücke" und "Aufdeckerstücke über Novomatic, was sich wenige Medien in Österreich trauen, aber auch die Casinos Austria, die von den meisten Medien schlicht vergessen werden".
Zudem wurden heuer Anerkennungspreise verliehen: Für Print an Christoph Zotter ("profil"), Melisa Erkurt ("biber") und Saskia Sautner-Schwaiger ("Falter"), in der Kategorie TV für Max Nicholls, Marion Priglinger und Robert Neumüller (alle ORF). Die Anerkennungen im Bereich Hörfunk gingen an Kerstin Tretina und Bea Sommersguter (beide Ö1), Julia Schilly und Sebastian Pumberger (derstandard.at) wurden in der Kategorie Online ebenfalls mit einem Anerkennungspreis ausgezeichnet.
Journalisten müssen Diskurs offenhalten
In seinen Eröffnungsworten bei der Preisverleihung ging Klaus Schwertner, Generalsekretär der Caritas der Erzdiözese Wien, auf die für den Journalismus fordernden Zeiten ein - in wirtschaftlicher, aber auch in politischer Hinsicht. Schwertner appellierte an die anwesenden Vertreter der Medien, aufklärerisch im besten Sinn zu wirken. "Das Prinzip der Aufklärung ist unter Druck geraten. Anstelle der Meinungsvielfalt ist vielfach der Meinungskampf getreten." Journalisten müssten in einer solchen Situation den Horizont weit und den gesellschaftlichen Diskurs offen halten.
Liberale Gesellschaften seien "auf kritischen, auf einfühlsamen und ausgewogenen Journalismus" angewiesen, so Schwertner. Dazu gehöre auch, den Schwächsten eine Stimme zu geben und all jenen mutig entgegenzutreten, denen eine schwache und "liebdienerische" Presse lieber wäre, so der Generalsekretär der Wiener Caritas. Es gehe um Aufklärung "jenseits von Message Control" und um eine "Aufklärung, die die Würde des Menschen in den Mittelpunkt stellt".
Michael Rab, Vorstandsdirektor der Raiffeisenlandesbank Niederösterreich/Wien, betonte: "Wir unterstützen den Prälat-Leopold-Ungar-Preis von Anbeginn an, weil wir überzeugt davon sind, dass unser Land mehr denn je engagierte, gut recherchierende und verantwortungsvolle Journalistinnen und Journalisten mit Rückgrat und persönlichem Einsatz braucht. Solche, die sich auch für Menschen und Themen einsetzen, die von der Gesellschaft möglicherweise als unangenehm und irritierend angesehen werden."
Quelle: kathpress