Trendl: Sonntagsruhe ist "Ikone des christlichen Abendlandes"
"Wer das christliche Abendland politisch auf seiner Agenda hat, kann nicht den freien Sonntag als dessen Ikone infrage stellen": Mit dieser Kritik an den schrittweisen Lockerungen der Sonntagsruhe hat sich der Präsident des Katholischen Familienverbandes, Alfred Trendl, am Sonntag in der Ö1-Sendung "Zwischenruf" zu Wort gemeldet. Der Sonntag sei wichtig für die psychische Gesundheit des Menschen und auch für die Gesellschaft - "als herausgehobene Zeit, als Atempause, als Tag der Begegnung, des Miteinanders und der Menschlichkeit", betonte Trendl. Sonntagsarbeit sollte daher die Ausnahme bleiben.
Seit 1. September ist in österreichischen Betrieben die Sonntagsarbeit an vier Sonntagen pro Jahr erlaubt. Dies sei scheinbar nicht viel, "doch wenn Vater und Mutter erwerbstätig sind, sind es für eine Familie bereits acht Sonntage pro Jahr - also ist nahezu jeder sechste Sonntag ein Arbeitstag", rechnete Trendl vor. Trotz aller Einschränkungen und Auflagen gehe damit die Tür wieder weiter auf in Richtung Sonntagsarbeit, die somit "sukzessive und kleinweise selbstverständlicher" werde. Bereits eine Million Österreicher seien derzeit an Sonntagen berufstätig, mit steigender Tendenz.
Der Sonntag sei dennoch weiterhin ein "besonderer Tag der Woche", habe für den überwiegenden Teil der Bevölkerung wichtige religiöse, gesellschaftliche oder kulturelle Funktionen und stehe für Lebensqualität auf Einzel- wie auch Gemeinschaftsebene. "Der Sonntag ist gemeinsame freie Zeit, die nicht jedesmal neu ausverhandelt werden muss", so der Familienverbands-Präsident. Die Freizeit möglichst vieler Menschen an diesem Tag erlaube Beziehungspflege. "Familienleben wird erschwert, wenn die Mutter am Donnerstag, das Kind am Sonntag und der Vater am Dienstag frei hat."
Mit dem Verlust der Sonntagsruhe werde zivilgesellschaftliches Engagement schwieriger - "denn Orte, Dörfer, Kirchen und Stadtteile leben davon, dass sich Bürger in Vereine und Organisationen engagieren." Absehbar sei, dass beispielsweise die Besetzung von Musikkapellen bei Auftritten ebenso spärlicher werde wie die Zahl der Fans bei Fußballspielen oder die Teilnehmer und Zuschauer von Marathonläufen, so Trendl. "Der Sonntag als gesellschaftliches Ritual des Innehaltens zieht eine Grenze zwischen fremd- und selbstbestimmter Zeit und zeigt an, dass es mehr gibt als Beruf und Erfolg." Dieses "Jahrtausende altes Kulturgut der christlich-jüdischen Tradition" habe sich in Österreich gehalten - und sei nun immer mehr in Gefahr.
Katholischer Familienverband Österreichs
Quelle: Kathpress