Zamser Schwestern "werden Corona überleben"
"Wir werden Corona überleben": Ebenso zuversichtlich wie lapidar hat sich Sr. Barbara Flad von den Barmherzigen Schwestern über die Situation in ihrem Ordenshaus in Zams (Tirol) geäußert, wo 44 an Covid-19 erkrankte Mitschwestern zu betreuen sind. Am 22. März sei die Nachricht eingelangt, dass eine der insgesamt 58 Schwestern positiv ist, dutzende Infektionen folgten. Nun teilt Flad ihre Arbeit zwischen dem von den Barmherzigen Schwestern getragenen Spital in Zams, wo sie Leiterin der Krankenhausseelsorge ist, und der Betreuung ihrer Ordensgenossinnen, wie sie in einem auf der Website ordensgemeinschaften.at veröffentlichten Interview darlegt.
"Gleich als die ersten Covid-19 Infektionen aus dem Paznaun kamen und es klar wurde, dass es uns als zentrales Krankenhaus für die Region treffen wird, haben wir in den Krisenmodus geschaltet", berichtete die Ordensfrau. Sie wohnt derzeit im Krankenhaus St. Vinzenz, lebt aber eigentlich im Mutterhaus der Schwestern in Zams. Alle infizierten Mitschwestern hätten einen milden Verlauf, obwohl der Altersschnitt bei 80 Jahren liegt, teilte Flad mit. Anfangs sei sofort eine Zimmerisolation verordnet worden - für die Schwestern, die nur kleine Zimmer mit zehn Quadratmeter ohne TV, Laptop und Smartphone haben, eine harte Maßnahme, wie Sr. Barbara anmerkte.
Dann wuchs die Zahl der Infizierten, sieben Schwestern wurden in das Krankenhaus verlegt, andere im abgelegenen Klösterle Kronburg untergebracht. Die von Flad angestrebte klare Trennung der Erkrankten im Klösterle und der gesunden in Zams habe nur anfangs funktioniert: Auch das Klösterle sei bald zu klein geworden. "Jetzt gibt es zwei Isolierstationen und einen kleinen Bereich, wo die Covid-negativen Schwestern rumwuseln", so die Ordensverantwortliche.
In Zams sterben die Jüngeren
Im Krankenhaus St. Vinzenz ist Flad Teil des Krisenstabs, der Fokus liege auf den schwer erkrankten Patienten. Angehörige dürfen aufgrund der strengen Schutzverordnungen nicht mehr auf Besuch kommen, mit technischen Hilfsmitteln werde aber Kontakt hergestellt. Besondere Sensibilität sei gefordert, wenn ein Patient auf die Intensivstation verlegt wird "und nicht klar ist, ob die Familie jemals wieder miteinander sprechen wird können". Letztens habe ein Patient einen Sterbesegen erhalten und der Sohn sei digital dabei gewesen, als der Vater verstarb - eine von vielen Situationen, die einen fordern, wie die Ordensschwester berichtete.
Bis vor kurzem durften noch zwei Personen zur Verabschiedung kommen, das ist laut Flad jetzt nicht mehr möglich. "Was wir jetzt anbieten ist, dass wir jeden Verstorbenen fotografieren und den Angehörigen das Foto schicken, sofern sie dies möchten... Und wir bieten auch ein Gespräch an, so versuchen wir, die Angehörigen zu begleiten."
Medial kolportierte Meldungen, wonach bei Covid-19 Ältere die Hauptrisikogruppe bilden, "können wir in der Praxis nicht bestätigen", sagte Flad. Auf der Zamser Intensivstation lägen hauptsächlich Jüngere, zwischen 40 und 60 Jahren und ohne Vorerkrankungen. Dass es den durchschnittlich deutlich älteren Schwestern gut geht, kommentierte Flad mit: "Wird's den Herrgott halt doch geben!" Viel an der Pandemie habe mit der Psyche zu tun. Die Ordensfrauen zeichne Gelassenheit aus: "Wir wissen ja, selbst wenn wir jetzt sterben, kommt noch etwas echt Schönes."
Das Krankenhaus St. Vinzenz ist ein Krankenhaus in Zams. Es gehört der Ordensniederlassung der Barmherzigen Schwestern des Heiligen Vinzenz von Paul in Zams. Es dient der medizinischen Versorgung der Bevölkerung und Touristen des Tiroler Oberlandes in den Bezirken Imst und Landeck. Das Haus verfügt über 328 Betten und beschäftigt rund 800 Mitarbeiter.
Quelle: kathpress