Corona-Gottesdienste: Ordensmann kritisiert "wahre Gläubige" scharf
Immer wieder sind in den letzten Wochen rund um die Aussetzung öffentlicher Gottesdienste Stimmen laut geworden, die die von den Bischöfen erlassenen und mit der Regierung koordinierten Corona-Schutzmaßnahmen kritisiert haben. Zuletzt kursierte im Netz das Video einer Gruppe junger Katholiken, in dem sie die Bischöfe aufforderten: "Gebt uns unsere Hl. Messe wieder zurück". In einem Offenen Brief hat nun der Ordensmann und frühere Generalsekretär der männlichen Ordensgemeinschaften Österreichs, P. Erhard Rauch, scharfe Kritik an diesen "wahren Gläubigen" und seines Erachtens "selbsternannten Besserwissern" geübt. Deren Verhalten sei "verantwortungslos und unsolidarisch" und richte "viel Unheil an", so Rauch in dem Brief, der auf der Website der Salvatorianer in Österreich veröffentlicht wurde (www.salvatorianer.at).
Kaum einer der Kritiker der bischöflichen Gottesdienst-Maßnahmen habe sich mit Fachleuten in Verbindung gesetzt, "sondern sie setzen ihre eigene Meinung über die Gaben Gottes", d.h. über Vernunft und Verstand, und würden damit "unzählige Menschen in Gefahr bringen". Das Aussetzen öffentlicher Gottesdienste, das schrittweise Mitte Mai enden wird, sei ein richtiger Schritt gewesen und zeuge davon, wie man die Gaben des Verstandes und der Vernunft richtig und im Interesse des Gemeinwohls einsetze, so Rauch.
Die Bischöfe haben das Richtige getan und mit diesen Experten [Virologen, Ärzten und Politikern, Anm.] kommuniziert und ihren Rat angenommen.
Scharfe Kritik übte Rauch in dem Zusammenhang an der von einer Gruppe Jugendlicher per Video forcierten Forderung: "Gebt uns unsere Hl. Messe wieder zurück". Angesichts des durch Priestermangel erzwungenen Verzichts vieler Menschen in anderen Regionen der Erde auf eine regelmäßige Eucharistiefeier zeuge dieser Ruf von einem "europäischen Hochmut": "Es täte uns gut, auch einmal mit diesen Menschen mitzufühlen und unsere eucharistische Abstinenz, die ja höchstens zwei Monate dauern wird, etwas gelassener anzunehmen", so der Appell des Ordensmannes.
Vielleicht gehen wir aber auch einen Schritt weiter und überlegen, wie wir etwa in Brasilien oder im zuletzt oft genannten Amazonien das Recht auf Eucharistie, das wir so selbstverständlich für uns beanspruchen, sicherstellen.
Abschließend appellierte Rauch: "Liebe 'wahre Gläubige'! Weitet bitte Euren Horizont, seid nicht unverantwortlich, sondern nehmt Rücksicht auf die Schwächeren in unserer Gesellschaft, und lasst hier bei uns die Bischöfe mit den Fachleuten weitermachen, denn dazu wurden sie berufen!"
Quelle: kathpress