Linz: Strafgefangener Frodl wurde Magister der Theologie
Linz, 5.4.07 (KAP) Helmut Frodl, derzeit Insasse der Justizanstalt Garsten, wurde am Montag an der Katholisch-Theologischen Privatuniversität (KTU) Linz zum "Magister der Theologie" spondiert. Frodl hatte Mitte April mit der 2. Diplomprüfung sein Studium der Fachtheologie abgeschlossen hatte. Seine Diplomarbeit verfasste Frodl unter der Betreuung von Prof. Ferdinand Reisinger im Fach "Christliche Gesellschaftslehre" zum Thema "Arbeit im Wandel. Neue Aspekte zur Arbeitsgesellschaft mit Impulsen aus dem Ökumenischen Sozialwort der Kirchen in Österreich".
Frodl, 1957 in Wien geboren, war ORF-Moderator und wurde 1994 wegen eines Aufsehen erregenden Mordfalles zu lebenslanger Haft verurteilt. Bereits im Sommersemester 1995 begann er zunächst als außerordentlicher Studierender ein Theologiestudium. Nach Absolvierung der Studienberechtigungsprüfung im Jahr 1998 an der Universität Salzburg wurde er in den Status eines ordentlichen Studierenden übernommen. Als Strafgefangener konnte Frodl sein Studium naturgemäß nicht in der üblichen Form betreiben. Auf Vorlesungsprüfungen hat er sich mittels Skripten, Mitschriften und umfangreicher Fachliteratur vorbereitet. Die Erreichbarkeit der Bildungsziele von Seminaren wurde durch ausführliche Protokolle und zusätzliche Arbeitsaufträge sichergestellt. An einzelnen Seminarsitzungen konnte er durch begleiteten Freigang auch teilnehmen. "Entgegen anders lautenden Pressemeldungen genoss Frodl dabei aber keinerlei 'Sonderbehandlung'", heißt es in einer Aussendung der KTU. Dass die KTU Linz eine durchaus individuelle Betreuung anbietet, gelte für alle 450 Studierenden.
Der moderne Strafvollzug, wie er seit den 70er Jahren in den meisten Ländern Europas eingeführt wurde, stellt die Resozialisierung der Strafgefangenen in den Vordergrund. Nach ihrer Haftzeit sollen sie sich in die Gesellschaft eingliedern und als gute Bürgerinnen und Bürger leben können. "In dieser Hinsicht ist es begrüßenswert, wenn Strafgefangene während der Haftzeit eine berufliche oder akademische Ausbildung absolvieren", so die KTU.
Die KTU Linz verstehe das Studium der Theologie als "umfassende Kenntnisnahme und Reflexion des christlichen Glaubens und christlicher Identität vor dem Forum fragender Vernunft". Menschen in höchst unterschiedlichen Lebenssituationen und mit sehr unterschiedlichen Motiven nehmen dieses Angebot in Anspruch, heißt es. Der akademische Studienabschluss in Theologie verleihe aber "keinem Absolventen ein Recht auf die Übernahme in ein kirchliches Dienstverhältnis".