Küberl: "Keine Pflege mit der Stoppuhr"
Graz, 5.6.07 (KAP) Gegen eine Reduktion der Pflegedebatte auf die Finanzierungsfrage hat sich Caritaspräsident Franz Küberl ausgesprochen. In einem Gastbeitrag in der "Kleinen Zeitung" warnte Küberl davor, dass eine "Pflege mit der Stoppuhr" Menschen zum Objekt degradiere: "Die gepflegten Menschen können nicht nur 'warm, satt und sauber' gehalten werden: Sie brauchen persönliche Gespräche, Raum für Spiel, Gesang, Gebet. Auch ihre Seele braucht Zeit."
Die Pflegefrage wirklich zu lösen heiße viel mehr, als nur die Kosten in den Griff zu bekommen, so der Caritaspräsident. Es gelte dafür zu sorgen, "dass mit allen Teilen der Gesellschaft pfleglich umgegangen wird: mit den Jungen und den Alten".
So bräuchten etwa auch pflegende Angehörige Entlastungsangebote, und der Wert des Alters müsste wieder neu entdeckt werden. Küberl bezeichnete die ältere Generation als "kulturelles Gedächtnis der Gesellschaft". Oftmals seien es auch "Werte auf den zweiten Blick", die alte Menschen so wertvoll machten, etwa die Erinnerung daran, dass Menschenwürde nicht von Leistung und gesellschaftlichem Nutzen abhänge. Küberl: "Es braucht ein Recht auf Gebrechlichkeit."
Die jungen Menschen wiederum seien die Antriebskräfte der Gesellschaft, die vorwärts strebten und Veränderung suchten, so der Caritaspräsident. Auch sie hätten ein Recht auf Chancenvielfalt. Küberl: "Hier prallen Welten aufeinander, die sich aber gegenseitig befruchten können."
