Kirche braucht "Offenheit für die Suchenden"
Wien, 17.8.07 (KAP) Zu einer großen Offenheit der Gläubigen für die suchenden Menschen von heute hat Kardinal Christoph Schönborn bei der diesjährigen Maria-Namen-Feier in der Wiener Stadthalle aufgerufen. Insbesondere nach dem Besuch Papst Benedikts XVI. sei dies ein Gebot der Stunde. Der Gründer des "Rosenkranz-Sühnekreuzzugs", Pater Petrus Pavlicek, auf den die Maria-Namen-Feier zurückgeht, würde seine Gebetsaktion heute in den Dienst des "missionarischen Aufbruchs" stellen, betonte der Wiener Erzbischof. Es gehe darum, den Menschen, die "vielleicht eine diffuse Sehnsucht im Herzen haben", das "Antlitz des Barmherzigen Vaters zu zeigen". Auf Menschen zuzugehen, für die Kirche und Glauben "schlicht ein Fremdwort sind", bezeichnete der Kardinal als die große Herausforderung für die Kirche in Zukunft.
Viele der Kirche fern stehende Menschen seien "nachdenklich" geworden, betonte Kardinal Schönborn. Diese "neue Nachdenklichkeit" gelte es zu unterstützen. Es sei die Aufgabe der Gläubigen, den Suchenden "entgegen zu gehen". "Sind unsere Pfarren Orte des Willkommens?", fragte der Wiener Erzbischof: "Oder ist es in Pfarre und Pfarrcafe zwar gemütlich, aber abgeschlossen?" Gerade die Christen müssten sich bemühen, die innere Not der Nichtglaubenden zu sehen und sich entsprechend verhalten.
Kardinal Schönborn überbrachte den 9.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Maria-Namen-Feier die Grüße des Papstes. Der Wiener Erzbischof hatte Benedikt XVI. beim Treffen des "Schüler-Kreises" des Papstes in Castel Gandolfo über die Maria-Namen-Feier und den "Rosenkranz-Sühnekreuzzug" berichtet, der heuer sein 60-Jahr-Jubiläum feiert. "Benedikt XVI. war glücklich, dass er mit den Österreichern beten und pilgern und ihnen ein Wort der Ermutigung sagen konnte", sagte der Wiener Erzbischof in der Stadthalle.
Der Eisenstädter Diözesanbischof Paul Iby verlas das offizielle Grußwort des Papstes, in dem Benedikt XVI. ebenfalls auf seine Pilgerfahrt nach Mariazell Bezug nahm. Es habe ihm Freude gemacht, sich in den Pilgerstrom einzureihen, heißt es im Schreiben des Papstes. Die Bitte an Maria "Zeige uns Jesus" - unter diesem Thema stand heuer die Maria-Namen-Feier - sei immer aktuell.
Eingangs hatte der deutscheJournalist Peter Seewald - u.a. Autor des erfolgreichen Interview-Buches mit Kardinal Joseph Ratzinger "Salz der Erde" - im Gespräch mit P. Benno Mikocki über seinen Glaubensweg berichtet. Er stammt aus Passau, erlebte eine katholische Kindheit, wurde dann auf der Suche nach einer "gerechteren und liebevolleren Gesellschaft" Kommunist; in der Begegnung mit Kardinal Ratzinger entdeckte der erfolgreiche Journalist ("Der Spiegel", "Süddeutsche"-Magazin) den christlichen Glauben wieder. In dieser Begegnung habe er erfahren, dass es möglich ist, "auf die Fragen der Gegenwart aus der Tradition der Kirche gültige Antworten zu geben", so Seewald. Heute sei er überzeugt, dass die Kirche als einzige Institution "fest in der Brandung" stehe, sie vertrete die notwendigen Grundwerte. Das Christentum sei immer wieder "neu und herausfordernd".
Für die musikalische Gestaltung der Maria-Namen-Feier sorgten das Ensemble "Ars musica" unter Thomas Dolezal, Hofrat Friedrich Lessky und das "Franziskus-Ensemble, das aus jungen Brüdern der österreichischen Franziskanerprovinz und aus Jugendlichen besteht, "die wie der Heilige Franziskus Gott loben und preisen wollen". (ende)