"Arigona sehnt sich nach Geschwistern"
Linz, 10.10.07 (KAP) Der 15-jährigen Arigona Zogaj, die sich zwei Wochen lang versteckt hat, um einer Abschiebung in den Kosovo zu entgehen, geht es "den Umständen entsprechend gut". Das teilte der Pfarrer von Ungenach, Josef Friedl, am Mittwoch im Gespräch mit "Kathpress" mit. Der Pfarrer beherbergt seit Sonntag das Mädchen in der Pfarre; wo genau, wollte er nicht sagen. Eine Frau stehe Arigona zur Seite, und auch er kümmere sich um sie, so der Dechant des Dekanates Schwanenstadt.
Er habe weder Arigona Zogaj noch andere Mitglieder ihrer Familie vorher gekannt, teilte der Pfarrer mit. Wer an ihn mit dem Anliegen herangetreten ist, sie aufzunehmen, will der Priester für sich behalten. Man habe Arigona von einem Parkplatz in Wien abgeholt und nach Ungenach in den Pfarrhof gebracht.
Einen Kontakt zur Mutter, die in Österreich verblieb, habe er bisher nicht herstellen können, er rechne aber damit, dass dies bald der Fall sein wird, so Friedl. Das Mädchen möchte ihre Familie wieder haben, besonders hoffe sie, dass ihre beiden jüngeren Geschwister, die in den Kosovo abgeschoben wurden, wieder zurückkehren können; "unter deren Abwesenheit leidet sie sehr". Auch sei es ihr sehnlichster Wunsch, wieder zur Schule gehen zu können.
Der Pfarrer betonte, das Mädchen brauche Ruhe, und der Rummel um sie sollte bald beendet sein. Er warnte zudem davor, die Kräfte Arigonas zu überschätzen und ihr von Seiten der Medien Rollen und Motive zuzuweisen, die nicht stimmen, etwa dass sie den Staat erpressen wolle. "Sie hat aus Not, Panik und Angst gehandelt, alles andere, was man in sie hineinlegt, stimmt nicht", hob der Dechant hervor.
Wie es mit Arigona Zogaj weitergeht, könne er nicht sagen, so Pfarrer Friedl. Er hoffe und sei zuversichtlich, dass sie nicht abgeschoben wird. Innenminister Günther Platter hat am Mittwoch mit dem Pfarrer telefoniert. Die Frage des Aufenthaltsrechts sei dabei nicht besprochen worden, berichtete der Pfarrer. Ihm, Friedl, gehe es darum, dass das Mädchen in den kommenden Tagen zur Ruhe kommen und sich etwas erholen kann. Er sehe seine Aufgabe in der konkreten, persönlichen Hilfe. Zu rechtlichen oder politischen Fragen wolle er nicht Stellung nehmen.
Pfarrer Friedl erwartet nicht, dass er wegen seiner Hilfestellung für Arigona von den Behörden strafrechtlich zur Verantwortung gezogen wird. Er hätte aber auch davor keine Angst. Er habe die Entscheidung, Arigona aufzunehmen und ihr zu helfen, allein getroffen, ohne Rücksprache mit kirchlichen oder staatlichen Stellen. Ob andere diesen Schritt gutheißen oder nicht, sei für ihn kein Kriterium. "Es ist nicht meine Art, zu schauen, was die anderen denken", so der Dechant.
Friedl ist seit 1977 Seelsorger in Ungenach im Bezirk Vöcklabruck, seit 1980 ist er dort Pfarrer. Zusätzlich betreut er seit elf Jahren die Pfarre Zell am Pettenfirst mit. Seinen Schwerpunkt hat der 63-jährige Geistliche von Beginn an auf die Jugendarbeit gelegt. Der Priester stammt aus Münzkirchen im Bezirk Schärding. Nach seiner Priesterweihe 1968 arbeitete er zunächst in Gallspach (Bezirk Grieskirchen) und in Steyr-Ennsleiten als Kaplan sowie in Vöcklabruck als Religionslehrer. Dort baute er auch ein Jugendzentrum auf. 1984 absolvierte er in den USA eine Ausbildung zum Familientherapeuten.
Der engagierte Pfarrer wird überregional geschätzt. Im Gespräch mit "Kathpress" bestätigte er, dass er derzeit zwei mongolische Asylwerberinnen beherbergt, die seit zwei Jahren in Österreich sind. Seit den achtziger Jahren bringe er immer wieder Flüchtlinge und Asylwerber im Pfarrhof unter; begonnen habe es mit Polen, später seien es Kurden und Menschen anderer Nationalität gewesen. (ende)
