Prälat Karl Strobl wäre am 20. Jänner 100 geworden
Wien, 9.1.08 (KAP) Der Grazer Bischof Egon Kapellari hat den Pionier der Hochschulseelsorge in Österreich, Prälat Karl Strobl, gewürdigt, dessen Geburt sich am 20. Jänner zum 100. Mal jährt. Strobl sei "ein Fragender, wenngleich kein Zweifelnder" gewesen, der hinter seinen Fragen über Gott und Welt einen starken christlichen Glaube erkennen ließ. Mit seiner Verbindung von Kirchen- und Heimatverbundenheit und großstädtischer Weltoffenheit habe Prälat Strobl in den Jahrzehnten seines Wirkens Tausende Studierende der Wiener Universitäten wesentlich geprägt, erinnerte Kapellari, der selbst vor seiner Bischofsweihe viele Jahre lang Hochschulseelsorger in Graz war. Strobl habe in Wien das Modell "Katholische Studentenhaus" erfunden, das dann viele Male auch in anderen Universitätsstädten umgesetzt wurde. Es handelt sich dabei - so Kapellari - um die Synthese eines Wohnheims für Studierende, einer Studenten-Mensa und eines Foyers für offene Begegnungen über konfessionelle, weltanschauliche und nationale Grenzen hinaus. Diese katholische Studentenhäuser seien aber auch Raum für zeitgenössische Kunst mehrerer Gattungen und hätten Kapellen, "in denen sich Geist und klare Form auf glückhafte Weise verbinden".
Freund von Otto Mauer
Sein Freund Msgr. Otto Mauer - selbst äußerst einflussreicher Akademikerseelsorger und Kunstmäzen - habe Prälat Strobl als "eine Synthese von erdhaftem Bauer, großstädtischem Intellektuellen und treuem Sohn der Kirche" charakterisiert. Strobl sei wie auch Mauer zu einer "Gründergestalt" der Kirche der Nachkriegszeit geworden, "geleitet durch einen katholisch-synthetischen Impuls". Er habe den jungen Leuten immer wieder anregende Bücher nahe gebracht, sie "neugierig im besten Sinn dieses Wortes" gemacht und ihnen so "geistige Räume" eröffnet, die für ihr weiteres Leben sehr bestimmend wurden.
Der Grazer Bischof zitierte in seiner Würdigung ein Wort über die heilige Stadt Jerusalem, das dem Wiener Hochschulseelsorger besonders kostbar gewesen sei: "Alle meine Quellen entspringen in dir". Er habe mit Jerusalem die Kirche gemeint, "die seine Heimat geworden war und in der er vielen Menschen Heimat gegeben hat", so Kapellari: "Auch 100 Jahre nach seiner Geburt haben ihn viele nicht vergessen".
Symposion zu Ehren Strobls
Der Katholische Akademikerverband und die Katholische Hochschuljugend veranstalten am 20. Jänner ein Symposion zu Ehren Strobls. Den Auftakt bildet ein von em. Prof. Wilhelm Zauner - einem langjährigen Weggefährten Strobls - geleiteter Gedenkgottesdienst um 10 Uhr in der Wiener Peterskirche. Dort hatte Strobl während des Zweiten Weltkriegs seelsorglich gewirkt und eine wichtige Zelle des geistigen Widerstands gegen das NS-Regime gebildet. Ab 12 Uhr geht es im Otto-Mauer-Zentrum (Währinger Straße 2-4) weiter: Der frühere Vizekanzler Erhard Busek, der von Strobl während seiner Zeit als Student wesentlich geprägt wurde, wird über die Zukunft der von Strobl begründeten oder geprägten Institutionen sprechen. Dann folgen Statements des Physikers Prof. Reinhart Kögerler zum Spannungsfeld Naturwissenschaft und Glaube, der Kunsthistorikerin Prof. Monika Leisch-Kiesl ("Warum sollte Kunst der Kirche ein Anliegen sein?") und des Leiters der Katholischen Sozialakademie, Markus Schlagnitweit ("Junge Intellektuelle in der Kirche?"). Der frühere EU-Kommissar Franz Fischler - ebenfalls ein "Schüler" Strobls - skizziert "Annäherungsversuche" zum Verhältnis von Religion und Politik. Moderieren wird der Religionsjournalist Peter Pawlowsky.
"Das Erbe Strobls lebt"
"Das Erbe Strobls lebt", heißt es in der Ankündigung des Katholischen Akademikerverbandes. Die 100. Wiederkehr des Geburtstages Prälat Karl Strobls sei eine "gute Gelegenheit, das Leben und Wirken des streitbaren Hochschulseelsorgers zu würdigen, aber auch kritisch Bilanz zu ziehen". Zahlreiche Institutionen gingen auf seine Initiative zurück oder wurden von ihm geprägt worden: die Katholische Hochschulgemeinde (KHG) Wien, die Katholische Hochschuljugend Österreichs, die Mensa der KHG in der Ebendorfer Straße, das Afro-Asiatische Institut, der Katholische Akademikerverband, das Österreichische Studienförderungswerk "Pro Scientia", der Otto-Mauer-Fonds, das Netz initiativer Christen, das Forum St. Stephan u. a.
In der Begegnung der Kirche mit Kunst, Wissenschaft, Staat, aber auch mit kritischen oder kirchenfernen jungen Intellektuellen sei Strobl bleibendes Vorbild für eine "gesellschaftlich verankerte, selbstbewusste Kirche" gewesen. "Es liegt an uns, wie wir den vorhandenen Rahmen nutzen und mit modernen Inhalten füllen", heißt es in der Ankündigung. (Anmeldung zum Symposion erforderlich unter Tel.: 01/317.61.65/11).