Schönborn vertrat Papst bei 1000-Jahr-Feier in Pecs
Wiener Erzbischof betonte bei Feier in Ungarn Aktualität des Missionsauftrages Jesu. Heute müsse sich Europa der Frage stellen: "Was hast du mit deiner Taufe getan?"
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Budapest, 23.08.2009 (KAP) Die Aktualität des Missionsauftrages Jesu betonte Kardinal Christoph Schönborn am Sonntag beim Festgottesdienst in der Kathedrale von Pecs aus Anlass der 1.000-Jahr-Feier der südungarischen Diözese. Der Wiener Erzbischof vertrat bei der Feier den Papst und überbrachte die Glück- und Segenswünsche Benedikts XVI. an Bischof Mihaly Mayer und die ganze Diözese Pecs. An dem Gottesdienst nahmen auch der ungarische Kardinal-Primas Peter Erdö und Spitzenvertreter des ungarischen Staates teil.
Vor 1.000 Jahren sei das Christentum zum zweiten Mal in das heutige Ungarn gekommen, nach der ersten Christianisierung in römischer Zeit, erinnerte Kardinal Schönborn. Immer sei es um die Verwirklichung des Taufauftrages Jesun gegangen: "Geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe".
Heute müsse sich Europa der Frage stellen: "Was hast du mit deiner Taufe getan?" Diese Frage werde nicht "anklagend und besserwissend, aber doch schmerzlich" gestellt, nicht "in kulturpessimistischer Haltung, sondern mit dem Blick der barmherzigen Liebe Jesu". Das Geschenk der Taufe sei die "verborgene Quelle, die die Humanität der europäischen Länder speist, die Quelle, aus der die Kräfte der Selbstlosigkeit, der Großherzigkeit, der Opferbereitschaft strömen", betonte der Wiener Erzbischof. Aber zugleich gebe es die Frage, ob Europa nicht längst meilenweit von seinen christlichen Wurzeln entfernt sei. Man könne sich die Frage stellen, ob die postkommunistische und postkapitalistische Säkularisierung von der Idee eines christlichen Europa viel übrig gelassen hat.
Wörtlich sagte Kardinal Schönborn: "Wir sind geschwächt aus dem 20. ins 21. Jahrhundert gegangen, gedemütigt, verarmt, gar nicht glorreich. Wir sind nicht siegesgewiss und triumphal aus der 'Wende' von 1989 hervorgegangen. Ganz im Gegenteil: Der Alltag in der neuen Freiheit erweist sich als mühevoll und beschwerlich. Aber ich glaube, der Herr will uns für Neues vorbereiten: Träumt nicht von gewesenen Größen! Das Volk Gottes soll ein demütiges, ein armes Volk sein, das von Jesus besonders geliebt wird".
Ungarn wäre nicht christlich geworden, hätte es nicht die Mission gegeben, die im Heiligen König Stefan ihre schönste Frucht brachte, erinnerte der Wiener Erzbischof. Tausend Jahre nach der Gründung der Diözese Pecs stehe wieder neu und drängend de Ruf Jesu zur Mission vor den Christen: "Geht hinaus! Brecht neu auf! Fürchtet euch nicht!" Dieser Appell gelte im Hinblick auf die säkularisierte Gesellschaft, die "voller Sehnsucht und Suche nach Sinn und Glück ist", und auf die eigene Schwäche, die Voraussetzung dafür sei, "in Demut und in der suchenden Liebe Christi" zu denen zu gehen, die "das Evangelium noch nicht oder nicht mehr" kennen.
Kardinal Schönborn erinnerte an das Beispiel der vor 1.000 Jahren begründeten Diözese Pecs. In ihrer dramatischen Geschichte sei die Diözese immer wieder bedrängt gewesen, "fast schon untergegangen", heute lebe sie wieder in Freiheit in einem offenen Europa.