Erzdiözese Wien setzt auf neuen Dialog mit Gesellschaft
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Kardinal Schönborn |
Wien, 15.10.2009 (KAP) Die Erzdiözese Wien will stärker mit den Menschen in ein Gespräch über "Gott und die Welt" eintreten und setzt dazu auf eine missionarische Großinitiative, die die Katholiken motivieren soll, wieder mehr über ihren Glauben zu sprechen. Erster Höhepunkt des Prozesses "Apostelgeschichte 2010" ist eine große Diözesanversammlung mit 1.200 Delegierten im Wiener Stephansdom vom 22. bis 24. Oktober. Für das Jahr 2010 sind zwei weitere Diözesanversammlungen sowie eine große "Missionswoche" geplant.
Am Donnerstag wurde die Initiative bei einer Pressekonferenz in Wien präsentiert. Der Wiener Pastoralamtsleiter Michael Scharf, Andrea Geiger als Projektleiterin der "Apostelgeschichte 2010" und der Leiter der "Akademie für Evangelisation" der Gemeinschaft "Emmanuel", Otto Neubauer, stellten dabei das genaue Programm der "größten Versammlung in der Diözesangeschichte" vor und kündigten "viele Begegnungen, aber wenig Papier und Grundsatzbeschlüsse" an.
Erstes Ziel der Diözesanversammlung sei nämlich der Austausch darüber, "was uns freut und trägt, aber auch was uns in der Kirche Sorgen bereitet und wo wir uns miteinander schwer tun",
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erklärte Projektleiterin Geiger: "Wir wollen drei Tage lang dem nachgehen, was uns in der Kirche verbindet. Nur wenn wir diesen Schritt schaffen, können wir es auch aushalten, dass es Probleme und Schmerzliches gibt und dass wir womöglich bei Lösungsansätzen auch zu anderen Meinungen kommen".
Zur Versammlung haben sich rund 1.200 Delegierte aus einem Großteil der 660 Pfarren der Erzdiözese sowie aus zahlreichen Orden, Gemeinschaften und kirchlichen Einrichtungen angemeldet. U.a. nehmen Vertreter der Caritas, der Theologischen Fakultät und des kirchlichen Schulwesens teil. Eingeladen wurde zudem alle bei der Erzdiözese verzeichneten Gruppierungen, darunter auch die Wiener Plattform "Wir sind Kirche". Von den angemeldeten Teilnehmern sind 80 Prozent Laien, 55 Prozent der Delegierten sind männlich. Knapp die Hälfte der Teilnehmer sind unter 50 Jahre alt.
Kirche darf sich nicht "verkriechen"
"Kirche darf sich nicht verkriechen, auch wenn sie zahlenmäßig kleiner wird, sondern sie muss sich aussetzen", stellte Otto Neubauer fest. Die Diözesanversammlungen sollten motivieren, sich den Fragen und Bedürfnissen der Gesellschaft zu stellen und einen "echten Dialog" anzugehen. Vor allem gehe es darum, die "Informationspflicht" von Christen gegenüber der Gesellschaft aufzuzeigen. Neubauer: "Wir haben mit dem Evangelium eine 'Frohe Botschaft' und müssen uns für das Gespräch mit den Menschen fragen: Was ist denn das Frohe daran? Was macht es aus?".
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1200 Delegierte werden bei der Diözesanversammlung in und um den Stephansdom erwartet |
Die Erzdiözese, so Neubauer, betreibe mit den Diözesanversammlungen eine "Riesenaufwand nach innen", um sich innerhalb der Kirche der Auseinandersetzung um grundlegende Fragen zu stellen. "Wir verwenden viel Energie um zu sagen, was für uns die wichtigen Fragen sind". Schließlich sei Kirche kein "Selbstzweck", unterstrich Neubauer. "Kirche ist für die Gesellschaft da und mit der 'Apostelgeschichte 2010' wollen wir versuchen, in ganz neuer Weise mit der Gesellschaft in Dialog zu treten".
Wesentliches Element der Initiative ist dementsprechend eine "Missionswoche", die am Pfingstmontag 2010 beginnt. Jede Pfarre, jede Gemeinschaft und jede kirchliche Dienststelle ist eingeladen, in dieser Woche ein für sie passendes Missionsprojekt zu verwirklichen.
Angesichts der vielen Menschen, die sich für die Kirche engagieren, sei er "voller Hoffnung" sagte der Wiener Pastoralamtsleiter Michael Scharf bei der Pressekonferenz. Die Menschen freuten sich über die Einladung, ihre Meinung zu vertreten. Bei der Diözesanversammlung sei auch Platz für Kritik, so Scharf. Allerdings gebe es bei allem Kritikwürdigem in Pfarren und kirchlichen Einrichtungen sehr viel Positives. "Ich denke, man kann auch einmal auf das Positive schauen".
"Apostelkonzil auf wienerisch"
Zentraler Ort der Diözesanversammlung wird der Stephansdom sein. Auf dem Stephansplatz wird es ein eigenes Info-Zelt sowie ein "Kirchencafe" geben. Am Donnerstag, 22. Oktober, ab 14 Uhr können sich die angemeldeten Delegierten dort einfinden. Zur Eröffnung gibt es einen Film von Stefan Krobath über die Pfarrgemeinderats-Aktion zum "Weiterschreiben" der Apostelgeschichte. Anschließend formuliert Kardinal Schönborn unter dem Titel "Eine neue Epoche des Christseins" Erwartungen an den Vorgang "Apostelgeschichte 2010".
Dann kommen sieben Frauen und Männer zu Wort, die berichten, "worüber sie nicht schweigen können". Es sind sehr konkrete Erfahrungsberichte aus dem Alltag in der Erzdiözese Wien, in denen spürbar wird, dass der Weg des "Volkes Gottes" weitergeht. Nach Gebet, Abendessen (in zwei Zelten in den Innenhöfen des Erzbischöflichen Palais) und Austausch über die Erfahrungsberichte legt die Theologin Prof. Helga Kohler-Spiegel "Knackpunkte der Apostelgeschichte damals" dar. Der Tag klingt mit einem Abendgebet aus.
Am Freitag, 23. Oktober, werden sich die Delegierten in Arbeitsgruppen mit jenen sieben Themenbereichen auseinander setzen, die Kardinal Schönborn in seinem Hirtenbrief zur "Apostelgeschichte 2010" im Herbst des Vorjahrs angesprochen hat. Die Generalüberschrift für die Gespräche in den Gruppen lautet: "Was hindert mich heute, zu verkünden - macht mich schweigsam?" Konkret werden etwa Fragen von Liturgie und Gottesbild, Themenbereiche wie "Glaube und Vernunft, "Netzwerke der Nächstenliebe", "Kirche als Gewissen der Gesellschaft" oder "Berufung" behandelt.
Nach einem Gottesdienst und dem Mittagessen geht es mit einem Austausch im Plenum unter dem Motto "Knackpunkte unserer (!) Apostelgeschichte heute" weiter. Anschließend gibt es einen Dialogvortrag der Wiener Pastoraltheologin Prof. Regina Polak und des Hannoveraner evangelischen Pastors Eckard Krause. Einblicke von "außen" auf den ganzen Vorgang formulieren weiters die Wiener evangelisch-lutherische Pfarrerin Gabriele Lang-Czedik, der Pastoraltheologe Prof. Leo Karrer aus Fribourg und der Priester Martin Sinnhuber aus der Diözese Münster. Nach dem Abendessen gibt es im Stephansdom um 20.15 Uhr unter dem Titel "Primetime" einen "Abend der Hoffnung und der Barmherzigkeit" zu dem der Dom allen Gläubigen offen steht.
Der Samstag, 24. Oktober, steht ganz im Zeichen eines "Apostelkonzils auf wienerisch", bei dem der Blick in die Zukunft gerichtet werden soll. Der programmatische Titel dazu: "Wir eröffnen ein neues Kapitel". Behandelt werden dann auch die nächsten Schritte der "Apostelgeschichte 2010": die zweite Diözesanversammlung von 11. bis 13. März 2010, die große "Missionswoche" ab 24. Mai 2010 und die dritte Diözesanversammlung von 14. bis 16. Oktober 2010.
Feierlicher Schlusspunkt der ersten Diözesanversammlung ist ein großer Sendungsgottesdienst mit Kardinal Schönborn um 11.45 Uhr, P. Johannes Lechner wird dabei die Predigt halten.