Wien: Armenier feiern 50-Jahr-Jubiläum ihrer Kirche St. Hripsime
Die Armenisch-apostolische Kirche in Österreich feiert dieser Tage das 50-Jahr-Jubiläum ihrer Kirche zur Hlg. Hripsime im dritten Wiener Gemeindebezirk. Die Kirche und das angeschlossenen Gemeindezentrum bilden das Herzstück der Kirche in Österreich. Das Jubiläum wird mit einem Festakt am Freitag, 16. November, im Antonio Vivaldi Saal (Johannesgass 8, 1010 Wien) sowie mit einem Festgottesdienst am Sonntag, 18. November, in der Hripsime-Kirche (Kolonitzgasse 11, 1030 Wien) gefeiert.
In Österreich leben bis zu 7.000 armenische Christen, davon ca. 3.000 in Wien. Kleine armenische Gemeinden gibt es neben Wien auch noch in Linz, Graz, Bregenz, Klagenfurt und Salzburg. Bei der Festveranstaltung am 16. November werden u.a. P. Tiran Petrosyan, Patriarchaldelegat für Mitteleuropa und damit auch für Österreich, sowie Vahagn Amirjanyan, Obmann der armenischen Gemeinde, das Wort ergreifen. Ein Film beleuchtet die Geschichte von Kirche und Gemeinde in Wien. Musikalisch steht die Veranstaltung im Zeichen armenischer Musik, u.a. mit dem Ensemble Zwartnots und Musik im Gedenken an den armenischen Chansonnier und Komponisten Charles Aznavour, der vor wenigen Wochen verstorben ist.
Die Anfänge der Armenier in Österreich gehen auf das 17. Jahrhundert zurück, laut einigen Quellen sogar bis ins 16. Jahrhundert. Anfangs waren es vor allem Kaufleuten im Dienst des Hauses Habsburg. Johannes Deodat eröffnete Ende des 17. Jahrhunderts das erste Kaffeehaus in Wien und begründete damit diese so erfolgreiche Wiener Institution. Anfang des 19. Jahrhunderts übersiedelte ein Teil des Mechitharistenordens (Armenier, die eine Union mit der römisch-katholischen Kirche eingegangen waren) nach Wien, wo der Orden ein vielfältiges religiöses und kulturelles Leben begann.
Die Zahl der Armenier in Österreich blieb vorerst aber gering. Noch um 1900 scheiterten Versuche, eine eigene Kirchengemeinde zu etablieren bzw. eine eigene Kirche zu bauen. Die Zahl der armenischen Gläubigen betrug damals in Wien kaum mehr als 100. Hochzeiten oder Taufen feierten die wenigen Armenier damals vor allem in der griechisch-orthodoxen St. Georgs-Kirche. Um die Jahreswende 1912/13 konnte schließlich eine Hauskapelle in der Dominikanerbastei eingeweiht werden.
Um 1960 betrug die Zahl der Armenier in Wien rund 350. Ihre Zahl wuchs dann aber rasch. So kamen aus der Türkei auch viele Armenier als Gastarbeiter nach Österreich. 1968 wurde nach vierjähriger Bauzeit die armenische Kirche St. Hripsime im dritten Bezirk vom damaligen Katholikos Vasken I. feierlich eingeweiht.
1972 erfolgte die offizielle staatliche Anerkennung der Armenisch-Apostolischen Kirche als "Gesetzlich anerkannte Religionsgemeinschaft". 1980 wurde die neue armenische Diözese für Mitteleuropa (Österreich und Deutschland) mit Sitz in Wien errichtet. Der Bürgerkrieg im Libanon und die islamische Revolution im Iran ließen in dieser Zeit viele Armenier in Österreich eine neue Heimat suchen.
In der Kirche St. Hripsime bzw. im angebauten Gemeindezentrum gibt es für die Kinder eine Samstagsschule, wo sie in ihrer Religion, armenischer Geschichte, Kultur und Sprache unterrichtet werden. Ca. 130 Schülerinnen und Schüler nehmen am Unterricht teil. Auch eine Kindergartengruppe wurde eingerichtet. An den Sonntagen und vor allem Feiertagen platzen die Kirche und das Gemeindezentrum aus allen Nähten.
Die Heilige Hripsime zählt zu den bedeutendsten Frauengestalten in der armenischen Kirche. Der Überlieferung zufolge war sie die Enkelin (oder Nichte) der Gattin des römischen Kaisers Claudius Gothicus (268-270). Hripsime wurde demnach um das Jahr 298 in Rom geboren und später im römischen Frauenkonvent der Gaiane erzogen. Mit weiteren Nonnen flüchtete sie vor Kaiser Diokletion (284-305 n. Chr.) und kam schließlich nach Armenien, wo der armenische König Trdat IV. vergeblich versuchte, sie zu seiner Frau zu nehmen. Hripsime und ihre Gefährtinnen erlitten rund um das Jahr 330 n. Chr. das Martyrium. Dieses wiederum war der Legende zufolge Auslöser für die Bekehrung von König Trdat durch Gregor den Erleuchter und damit für die Christianisierung Armeniens.
Quelle: kathpress