100 Jahre Frauenwahlrecht: Frauenbewegung feiert "Meilenstein"
Mit einer Enquete im niederösterreichischen Stift Melk feierte die Katholische Frauenbewegung den 100. Jahrestag der Einführung des Frauenwahlrechts in Österreich. Bei der Veranstaltung wurde die Einführung des Frauenwahlrechts nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und der Ausrufung der Republik als "Meilenstein in der Geschichte der Gleichstellung der Geschlechter" gewürdigt, wie die niederösterreichische Frauen-Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister in einer Aussendung am Donnerstag betonte. Veranstaltet wurde die Enquete gemeinsam von der Katholischen Frauenbewegung (kfb) der Diözesen St. Pölten und Wien, der Zeitschrift "Welt der Frau" und dem Generationenreferat des Landes Niederösterreich.
Selbst 100 Jahre nach Einführung des Frauenwahlrechts seien Themen wie die Gleichstellung von Mann und Frau zum Teil weiterhin offen, sagte die Vorsitzende der Frauenbewegung der Diözese St. Pölten, Anna Rosenberger, im Gespräch mit "Kathpress". Auf der einen Seite sei viel erreicht worden und die Frauen hätten es heute im Vergleich zu damals in vielen Bereichen wesentlich leichter, so Rosenberger. Dennoch müsse man sich immer wieder vor Augen halten, dass es nicht selbstverständlich sei "als Frau wählen zu gehen". Es mache außerdem "betroffen", wenn das vorhandene Wahlrecht nicht aktiv von Frauen wie von Männern genutzt werde.
In diesem Zusammenhang erinnerte Rosenberger auch an die Selige Hildegard Burjan (1883-1933), die eine Vorkämpferin des Frauenwahlrechtes in Österreich gewesen sei und derer im Rahmen der Enquete im Stift Melk eigens gedacht wurde. Im kommenden Jahr wolle man Burjans Leistung für die Frauenrechte im Rahmen des Schwerpunktes "einmischen.mitmischen.aufwischen" besonders würdigen, so Rosenberger. Geplant sei u.a. eine eigene kfb-Reise im Sommer 2019 auf den Spuren Burjans. Die erste christlich-soziale Abgeordnete der neuen Österreichischen Nationalversammlung gründete die Schwesterngemeinschaft Caritas Socialis und wurde 2012 im Wiener Stephansdom seliggesprochen.
Landesrätin Teschl-Hofmeister erinnerte ihrerseits bei der Enquete daran, dass seit der Einführung des Frauenwahlrechts die Anteilnahme von Frauen in Politik, Bildung, Beruf oder ehrenamtlichem Engagement enorm gestiegen sei. "Es haben sich viele neue Chancen für Frauen eröffnet". Der Anteil der Frauen an politischen Funktionen sei im Verhältnis zur Bevölkerungszahl aber noch immer zu gering, meinte die Landesrätin. So betrage der Frauenanteil im niederösterreichischem Landtag etwa nur 27 Prozent, im Nationalrat gar nur 25,5 Prozent. Teschl-Hofmeister forderte deshalb gezielte Nachwuchsprogramme für Frauen aber auch einen Ausbau der Kinderbetreuung in den Gemeinden.
Die Enquete im Stift Melk fand auch im Rahmen des aktuellen Jahresschwerpunktthemas "frauen.leben.stärken" der Katholischen Frauenbewegung statt. Ziel des Schwerpunktes ist es, durch Veranstaltungen und Vernetzungsarbeit Frauen zu fördern und zu bestärken. Geplant sind außerdem zwei Folgeveranstaltungen - am 16. Jänner 2019 in Neulengbach sowie am 20. Februar 2019 in Baden.
Quelle: kathpress