Frauenbewegung: Kritik an Verurteilung von Sexismus-Opfer Maurer
"Für mich ist das Urteil ein Signal in eine falsche Richtung": Mit diesen Worten hat die Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung Österreichs (kfbö), Veronika Pernsteiner, den richterlichen Schuldspruch gegen die ehemalige Nationalratsabgeordnete der Grünen, Sigrid Maurer, wegen übler Nachrede kritisiert. Maurer war davor Opfer sexueller Belästigungen auf Facebook geworden, die sie öffentlich gemacht hatte; der namentlich dabei genannte Facebook-Account-Inhaber hatte seine Urheberschaft bestritten, geklagt - und am Dienstag recht bekommen, obwohl der Richter glaubte, dass der Kläger lügt.
Pernsteiner am Mittwoch gegenüber "Kathpress" zu den Folgen des Umstandes, dass ein unbestrittenes Sexismus-Opfer nun als Täterin gerichtlich verurteilt wird:
Frauen werden Prügel in den Weg gelegt, sind weiterhin sexistischen Anwürfen ausgesetzt und sollen das Gefühl haben, Gegenwehr ist nutzlos.
Die kfbö-Vorsitzende nannte es "traurig, welches Urteil da gesprochen worden ist".
Pernsteiner verwies auf einen Kommentar von Menschenrechtsanwalt Georg Bürstmayr, den sie vollinhaltlich teile. Hier liege ein Fehlurteil vor: Denn der Richter hätte Maurer vorgeworfen, sich nicht davon überzeugt zu haben, dass die sexistische Nachricht an sie tatsächlich von der betreffenden Person stammt und nicht - wie von ihm behauptet - womöglich von einem Gast in seinem Lokal. Bürstmayr nannte dies "absolut lebensfremd": "Ich muss mich im 21. Jahrhundert darauf verlassen können, dass elektronische Nachrichten von einem bestimmten Account, kommen sie nun über Sms, Instagram, Facebook oder Twitter, auch vom Inhaber dieses Accounts stammen", wandte der Anwalt ein. Dürfe dies nicht mehr vorausgesetzt werden, werde jede öffentliche Diskussion via Social Media unmöglich, ja sogar der gesamte Rechtsverkehr bräche zusammen, der heutzutage über weite Strecken elektronisch abgewickelt wird.
Quelle: kathpress