Guggenberger: Europa braucht Rückbesinnung auf christliche Wurzel
"Welche Rolle spielen christliche Werte in der Europäischen Union?" Dieser Frage stellten sich Kirchenvertreter und Politiker bei einer Podiumsdiskussion am Freitagabend im Kärntner Stift St. Paul im Lavanttal. Ein Plädoyer für eine "stärkere Rückbesinnung auf das christliche Fundament Europas" formulierte dabei der Kärntner Diözesanadministrator Engelbert Guggenberger. Das Christentum gehöre mit seinen Werten zum Grundbestand Europas: Schließlich seien die von Europa hochgehaltenen Werte wie Menschenwürde, Gleichheit, Freiheit, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und die Menschenrechte letztlich "säkulare Derivate des Christentums" und im christlichen Menschenbild grundgelegt.
Dabei sei das "spezifisch Christliche in der europäischen Kultur" laut Guggenberger "weniger ein Inhalt als vielmehr eine Form", insofern es sich in der unbedingten Achtung vor der Würde der Person unabhängig von dessen Leistung und in der dieser Überzeugung entspringenden sozialen Verantwortung dem anderen Gegenüber zeige. Zwischen dem Christentum und dem Rechtsstaat bestehe "nicht nur ein historischer, sondern auch ein aktueller Wirkungszusammenhang": Schließlich wäre "das europäische Erbe rasch verbraucht, wenn es sich nicht stetig erneuerte und mehrte und wenn die religiöse Quelle versiegte, aus deren Aufkommen der säkulare Staat schöpft".
An der Tagung nahmen weiters auch der österreichischen EU-Parlamentarier Lukas Mandl, der evangelische Superintendent Manfred Sauer sowie als Vertreter des Europäischen Ausschusses der Regionen der gebürtige Lavanttaler Christian Gsodam.
Mandl unterstrich seinerseits die Bedeutung der christlichen Werte für die Europäische Union: So sei das jüdisch-christliche Menschenbild "die Basis der Aufklärung und der Menschenrechte". Nirgends werde diese Überzeugung und die daraus resultierende Freiheit "so gelebt wie in Europa". In einer Zeit wachsender Infragestellungen sei es notwendig, immer wieder an diese Grundwerte zu erinnern und das europäische Modell zu verteidigen, so Mandl.
Auch Superintendent Sauer betonte, dass es Europa als Friedensprojekt heute zunehmend gegen Infragestellungen zu verteidigen gelte. Das "Friedensprojekt" Europa habe die Welt verändert - wer diesem Projekt den Rücken zuwende und etwa einen Austritt anziele, der handle aus seiner Sicht nicht christlich. "Wenn es Kritik und Schwierigkeiten und unterschiedliche Auffassungen über die künftige Entwicklung gibt, dann soll man bleiben, sich einbringen und an einer gemeinsamen Lösung arbeiten", mahnte Sauer.
Quelle: kathpress