Theologe Pock: Auch Spiritualität ist "letztlich politisch"
Vor einer kirchlichen und theologischen Geschichtsvergessenheit hat der Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien, Prof. Johann Pock, gewarnt. Theologie und Kirche würden nur dann ihre Glaubwürdigkeit und ihre Dialogfähigkeit gegenüber anderen Wissenschaften und der Öffentlichkeit bewahren, wenn sie eine "Sensibilität für die Gegenwart" entwickelten und berücksichtigen, dass "alles, auch die Spiritualität, letztlich politisch" sei. Gerade in einer Zeit, in der Geschichte meist als "Siegergeschichte" verstanden werde, brauche es den Einspruch von Theologie und Kirche, die auf der Seite der "Stimmlosen" stehen müssten, so der Pastoraltheologe.
Pock äußerte sich im Rahmen einer akademischen Feier am Dienstag an der Universität Wien. Bei dem Festakt nahmen Pock und der Studienprogrammleiter für das Doktoratsstudium Katholische Theologie, Prof. Rupert Klieber, die Ehrung von zwölf Studierenden vor, die ihr Magister-, Fachtheologie- oder Promotionsstudium abgeschlossen hatten.
Die Mahnung zu einer höheren "Geschichtssensibilität" bedeute etwa für die Kirche konkret, dass sie ihre eigene Geschichte stets auch als "Schuldgeschichte" eingestehen und aufarbeiten müsse. Für die Theologie indes bedeute "Geschichtssensibilität" den Auftrag, sich nicht als gleichsam freischwebende Wissenschaft zu verstehen, sondern den interdisziplinären Austausch zu suchen und die "Rede von Gott" mit "den einzigen Werkzeugen, die für uns relevant sind, nämlich Vernunft und Verstand" gegenüber den anderen Wissenschaften zu vertreten, betonte der Dekan. Als "letztes 'Studium Generale'" sei die Theologie mit ihren vielfältigen Teilwissenschaften, die von der Philologie über die Philosophie bis zur Geschichtswissenschaft reichen, bestens gewappnet.
Quelle: kathpress