Orden verstärken Angebot für Lebensorientierung
Österreichischen Ordensgemeinschaften wollen mit einem neuen Kommunikationskonzept mehr gesellschaftliche Aufmerksamkeit gewinnen. Das Konzept ist aufgehängt an den drei Schlagwörter "wach", "einfach" und "gemeinsam", mit denen die Gelübde der Ordenschristen - Gehorsam, Armut und Keuschheit- in die heutige Zeit übersetzt werden sollen. Die Orden reagieren mit der neuen Initiative u.a. auch auf eine von ihnen in Auftrag gegebene IMAS-Studie. Demnach nehmen 50 Prozent der Befragten eine starke Orientierungslosigkeit im privaten und gesellschaftlichen Bereich wahr.
"Wenn 50 Prozent der Bevölkerung auf Orientierungssuche ist, dann ist das ein Zeichen unserer Zeit und Orden können sich hier viel mehr in der Lebensorientierung entlang von Lebensphasen zeigen", so Paul Eiselsberg von IMAS bei der Vorstellung der Studie am Dienstag in Wien.
17 Prozent der Befragten verbanden mit dem Begriff "Orden" spontan die Begriffe "Kloster", "Klosterschwestern" oder "Nonnen", zehn Prozent den Begriff "Kirche". Immerhin noch neun Prozent nannten das Engagement der Orden im Bereich der Krankenhäuser und sechs Prozent im Bereich der Schulen und Kindergärten.
80 Prozent der Befragten hielten auf Nachfrage das Engagement der Orden im Bereich Gesundheit für wichtig. Gewürdigt wird auch die Arbeit der Gemeinschaften für soziale Projekte, die 81 Prozent für wichtig halten. Ähnliches gilt auch für den Bildungsbereich mit 75 Prozent.
15 Prozent der Befragten gaben an, schon einmal von den Jahresthemen (z.B: "Erfahrung bildet", "Vielfalt stärkt", "Kultur öffnet") der Ordensgemeinschaften gehört zu haben, 77 Prozent verneinten die Frage. 74 Prozent der mehr als 1.000 Befragten gaben an, die Plattform der Ordensgemeinschaften in Österreich "überhaupt nicht" oder "eher nicht" wahrzunehmen, fünf Prozent nahmen sie "intensiv" wahr und 14 Prozent "einigermaßen".
Das neue Kommunikationskonzept soll die Orden und ihr Angebot mithilfe der drei Schlagwörter "wach", "einfach" und "gemeinsam" bekannter machen. Jedes Jahr, ausgehend vom Ordenstag im November, wird laut Peter Bohynik, Generalsekretär der Superiorenkonferenz der Männerorden in Österreich, ein Begriffe ausbuchstabiert: 2018/19 "wach", 2019/20 "einfach" und 2020/21"gemeinsam". Rund die Hälfte der heimischen Ordensgemeinschaften wird sich demnach mit der einen oder anderen Aktion und Initiative an dem Vorhaben beteiligen.
Wie wichtig diese drei Haltungen in der Gesellschaft sind, kann auch an der neuen Studie abgelesen werden. Demnach halten es 57 Prozent der Befragten für wichtig, jemandem aufmerksam zuzuhören. Für 53 Prozent hat ein waches und achtsames Leben eine große Bedeutung und 51 Prozent wollen ein gemeinschaftliches Leben mit anderen führen.
Zunehmende Verunsicherung
Die Gemeinschaften wollen damit auch auf die zunehmende Verunsicherung und Orientierungslosigkeit innerhalb der Bevölkerung reagieren. 40 Prozent der Befragten gaben nämlich an, nicht mehr gut zu wissen, was falsch und richtig ist. Für die Orden ergebe sich daraus die Herausforderung, aus der eigenen Berufung heraus Antworten auf diese Fragen zu finden und mit Menschen in Kontakt zu kommen, erläuterte Sr. Beatrix Mayrhofer, Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden. Die Studie rege zur Frage an: "Wo sind die dürren Felder, die diese Befruchtung brauchen?"
Dass viele Menschen Orden vielfach nicht mehr wahrnehmen, liegt laut Mayrhofer auch am Rückgang bei Ordenschristen.
Dadurch, dass wir zahlenmäßig immer weniger werden, haben viele Leute kaum mehr die Möglichkeit, uns zu begegnen.
Dass es Orden oder die Kirche in Zukunft nicht mehr geben könnte, glaubt Mayrhofer nicht. Auch wenn es die Orden in der heutigen Form in 30 Jahren nicht mehr geben könnte, "die Kirche und Ordensgemeinschaften bleiben sicher bestehen". Ordenschristen würden auch künftig das Evangelium in die konkrete Zeit übersetzen, zeigte sich die Ordensfrau überzeugt.
Befragt wurden in der IMAS-Studie in persönlichen Interviews 1.019 Österreicher ab 16 Jahre. Die Interviews wurden von 13. Juni bis 6. Juli durchgeführt. 63 Prozent der Befragten waren katholische, 9 Prozent gehörten anderen Religionen an und 26 Prozent waren ohne Bekenntnis.
(Infos: www.ordensgemeinschaften.at)
Quelle: kathpress