Hennefeld bleibt an der Spitze der reformierten Kirche
Landessuperintendent Thomas Hennefeld ist bei der Synode der reformierten Kirche H.B. in Wien für eine weitere zwölf Jahre in seiner Funktion bestätigt worden. Hennefeld steht der Kirche bereits seit 2007 vor. Der 52-jährige Wiener ist zudem seit 1998 Pfarrer der reformierten Pfarrgemeinde Wien-West. Derzeit steht er auch dem Ökumenischen Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) vor. Die Evangelische Kirche H.B. verzeichnet in Österreich nach eigenen Angaben knapp 12.900 Mitglieder.
Die Synoden der evangelisch-lutherischen (A.B.) und der evangelisch-reformierten Kirche (H.B.) halten noch bis Samstag in Wien ihren konstituierenden Sitzungen ab. Eröffnet wurden die beiden "Kirchenparlamente" mit einem gemeinsamen Gottesdienst am Mittwoch, 5. Dezember, in der reformierten Zwinglikirche in Rudolfsheim-Fünfhaus. Dem Gottesdienst standen der reformierte Landessuperintendent Hennefeld und der lutherische Bischof Michael Bünker vor, der auch die Predigt hielt.
Für den 64-jährigen Bünker ist es die letzte Synode als amtierender Bischof. Er geht mit September 2019 in Pension. Bereits Anfang Mai wird die Synode eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger wählen. Der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich gehören laut kircheneigenen Angaben rund 283.000 Gläubige an.
Am Freitag debattierte die Synode A.B. darüber, ob homosexuelle Paare künftig "getraut" werden dürfen. Aktuell ist in der Evangelischen Kirche A.B. eine Segnung gleichgeschlechtlicher Paare im Gottesdienst nicht möglich. (Die Evangelische Kirche H.B. bietet hingegen homosexuellen Paaren bereits seit 1999 Segnungsgottesdienste an.)
Bischof Bünker sagte zur Eröffnung der Diskussion am Freitagvormittag: "Homosexuelle Menschen sind Mitglieder unserer Kirche. Wir sollten in dieser Diskussion auf alles verzichten, was wir diesen Menschen nicht in die Augen sagen würden." Im Vorfeld der Debatte war noch nicht klar, ob bei der Synode tatsächlich eine definitive Entscheidung erfolgen wird. Möglicherweise könnte die Entscheidung auch vertagt werden, um eine drohende Spaltung in der lutherischen Kirche zu verhindern.
"Gegensätze von Anfang an"
Schon in seiner Predigt beim Synoden-Eröffnungsgottesdienst am Mittwoch ging Bünker indirekt auf die Ehe-Debatte ein. "Gegensätze gibt es in der Kirche offenkundig von Anfang an", so der lutherische Bischof. Dies sei "keine moderne Erscheinung, kein Ergebnis einer Verfallsgeschichte, sondern ein Geburtsmerkmal:
Daher sollen wir heute unter uns bestehende Unterschiede und Gegensätze nicht bedauern, nicht moralisch beklagen und nicht als endzeitliche Zeichen deuten, sondern im Gegenteil dankbar dafür sein. Denn so erkennen wir: Wir sind den Ursprüngen treu.
Kirche sei immer eine "Gemeinschaft der Verschiedenen", aber auch eine Gemeinschaft der Glaubenden. Dieser Glauben sei zwar sehr persönlich, aber "als Vorschein der neuen Schöpfung mitten in der Welt" immer auch politisch.
Bünker erinnerte zudem an wichtige gesellschaftliche Themen, derer sich die Kirche anzunehmen hätte; konkret nannte er Asylsuchende, von Armut bedrohte Familien oder Alleinerziehende, Alte, Behinderte oder den Klimawandel: "Mitten unter diesen Bedingungen, mitten in diesen Zuständen und Verhältnisse, vor diesen Herausforderungen wächst der heilige Tempel durch die, die fern waren und die, die nahe waren, durch alle beide."
Krömer bleibt Synodenpräsident
Bei der Synode A.B. wurde am Donnerstag der St. Pöltner Rechtsanwalt Peter Krömer bereits zum fünften Mal zum Präsidenten gewählt. Er steht damit bereits seit 1992 der Synode A.B. vor. Zu Vizepräsidenten der Synode wurden die Kärntner Pfarrerin Birgit Meindl-Dröthandl, und die niederösterreichische Superintendentialkuratorin Gisela Malekpour gewählt.
Auch die neuen weltlichen Mitglieder des Oberkirchenrates der Evangelischen Kirche A.B. wurden gewählt. Der Linzer Jurist Dieter Beck wird künftig für juristische Belange in der Kirche zuständig sein. Die Grazer Religionspädagogin Gerhild Herrgesell, die seit 2012 als Oberkirchenrätin für Kirchenentwicklung der Kirchenleitung angehörte, wurde in ihrem Leitungsamt ebenso bestätigt wie der Wiener Bauunternehmer Günter Köber, der das Amt des wirtschaftlichen Oberkirchenrats seit 2016 bekleidet. Mit den weltlichen Oberkirchenräten bzw. der Oberkirchenrätin wählten die Synodalen drei der höchsten Leitungsämter der evangelisch-lutherischen Kirche, die Nicht-Geistlichen offen stehen. Die Leitungsämter werden ehrenamtlich ausgeübt.
Für Freitag und Samstag steht auch noch die gemeinsame Generalsynode der Evangelischen Kirche A.u.H.B. auf dem Programm. Dabei wird u.a. auch ein gemeinsames Präsidium gewählt.
Quelle: kathpress