Medienexperte: Demokratie braucht qualifizierte Journalisten
Die Politik muss die Medien als demokratiepolitisch wichtige "vierte Gewalt im Staat" anerkennen und dies z.B. durch eine Aufwertung der Journalistenausbildung bei der anstehenden Reform der Presseförderung verdeutlichen. Das hat der langjährige Generalsekretär der "Katholischen Medien Akademie" (KMA), Gerhard Tschugguel, am Donnerstagabend bei einem Festakt zum 40-Jahr-Jubiläum der kirchlichen "Kaderschmiede" für Journalisten in Wien unterstrichen. Die Kommunikationszentralen der Parteien seien heutzutage personell meist besser ausgestattet als Zeitungs- und Rundfunkredaktionen, beklagte Tschugguel die damit verbundene Zunahme von Fake News - ein Phänomen, das "einer Demokratie unwürdig" sei.
Mehrere Generationen von KMA-Absolventen waren zur Festveranstaltung in das Wiener Erzbischöfliche Palais gekommen, unter den Feiernden waren auch Kardinal Christoph Schönborn - er ist in der Bischofskonferenz für Medienfragen zuständig - sowie die Präsidenten des Katholischen Familienverbandes und der Katholischen Laienrates, Alfred Trendl und Wolfgang Rank. Der journalistische Leiter der KMA, Ex-ORF-Generalintendant Gerhard Weis, war krankheitsbedingt verhindert.
Inhaltlicher Schwerpunkt der 40 Jahre alten Ausbildungseinrichtung der katholischen Kirche war ein interreligiös besetztes Symposion unter dem Titel "Gott sucht Jugend! - Jugend sucht Gott?". Der frühere Wiener Jugendseelsorger Gregor Jansen (Pfarrmoderator Breitenfeld) und Rabbiner Lior Bar-Ami von der liberalen jüdischen Gemeinde Or Chadasch gaben dazu Eingangsstatements und traten danach in einen Austausch mit Canan Yasar (Bundesvorsitzende Muslimische Jugend), Thomas Nanz (Evangelische Jugend) und Lisa Huber (Junge Kirche der Erzdiözese Wien). Der Konsens am Podium: Jugendliche sind für religiöse Fragen durchaus offen, verlangten aber ehrliches Interesse an ihrer Lebenswirklichkeit und ihren "Orten" wie z.B. die digitale Welt. Verfehlt sei es, wenn Vertreter religiöser Institutionen Antworten auf gar nicht gestellte Fragen geben.
Gregor Jansen nannte den Ansatz bei der Jugendsynode im Oktober in Rom vorbildhaft, "zuerst zuzuhören" und die Lebenswelt der Jugend wahrzunehmen, bemängelte aber zugleich, dass das Abschlussdokument der Bischofsversammlung bis dato nur auf Italienisch im Internet zu finden ist. Die junge Muslima Canan Yasar erachtete ein Gottesbild als attraktiv für Jugendliche, das sowohl deren Sehnsucht nach Gerechtigkeit als auch jenes nach Barmherzigkeit entspricht - jenseits von "schwarzer Pädagogik" und Höllenangst. Auch Rabbiner Bar-Ami ortete eine jugendliche Sehnsucht nach einem "Gott auf Augenhöhe", der verstehbar und - z.B. in religiösen Ritualen - auch unmittelbar erfahrbar ist.
Seit 40 Jahren "mit Praxis zum Erfolg"
Die Katholische Medien Akademie bietet Jungjournalisten seit vier Jahrzehnten eine fundierte Ausbildung zu einem fairen Preis. Absolventen finden sich in zahlreichen Printmedien, in Nachrichtenagenturen und besonders auch im ORF, etliche arbeiten auch als Pressesprecher bzw. in der Öffentlichkeitsarbeit. Am aktuellen dreisemestrigen Kurs "Beruf Journalist" nehmen zwölf Personen teil, weitere Lehrgänge sind spezifischen Themen wie Print, Radio oder Fotojournalismus gewidmet: Daneben gibt es Medientrainings für Theologen und Kurse für pfarrliche Öffentlichkeitsarbeit. KMA-Studierende erstellen regelmäßig das Printmagazin "Werk-Satz" und die Radioleiste "Werk-Klang".
"Mit Praxis zum Erfolg" ist ein bewährtes Erfolgsrezept der KMA-Ausbildung. So werden in deren Rahmen auch hochrangige Persönlichkeiten wie etwa Bundespräsident Alexander van der Bellen interviewt. Für KMA-Vorsitzenden Kardinal Christoph Schönborn geht es darum, "Christ sein in die Sprache der Medien zu übersetzen". Dafür sei es erforderlich, sich mit Massenmedien auseinanderzusetzen und sich Kompetenzen anzueignen, schreibt er auf der Website der Akademie. So erkläre sich das Engagement der katholischen Kirche in diesem Bereich.
Quelle: kathpress