Hunderte bei Schweigemarsch für freien Karfreitag
Bei einem ökumenischen Schweigemarsch in Klagenfurt haben am Abend des Aschermittwochs mehrere hundert Menschen für die Einführung eines "Karfreitags für alle" und gegen die zuletzt von der türkisblauen Regierung präferierte Regelung eines "persönlichen Urlaubstages" Stellung bezogen. Ziel des von der evangelischen Kirche in Kärnten und Osttirol, der römisch-katholischen Kirche in Kärnten und der altkatholischen Kirche veranstalteten Marsches war laut einem Bericht des Evangelischen Pressedienstes (epdÖ) die Messearena, wo die ÖVP ihren "politischen Aschermittwoch" abhielt.
Superintendent Manfred Sauer, Diözesanadministrator Engelbert Guggenberger und der altkatholische Bischof Heinz Lederleitner überreichten eine gemeinsame Erklärung nicht an den eigentlichen Adressaten Sebastian Kurz, sondern an den Kärntner VP-Landesrat Martin Gruber, der den unabkömmlichen Bundeskanzler vertrat. Sauer unterstrich das Anliegen der Kundgebung, "auf den Beschluss der Bundesregierung zum Karfreitag einwirken" zu wollen. Es solle deutlich werden, "dass wir diese Entscheidung nicht hinnehmen, dass wir weiterhin dafür eintreten, dass die neue Regelung aufgehoben wird und der Karfreitag ein Feiertag für alle wird", zitierte ihn der epdÖ.
Landesrat Gruber versicherte, es sei "das demokratische Recht, so eine Erklärung zu übergeben, und ich werde sie gerne weiterleiten". Zum Inhalt des Schreibens selbst wollte Gruber auf epdÖ-Anfrage ebenso wenig Stellung beziehen wie Bundeskanzler Kurz.
In der bereits am 1. März veröffentlichten ökumenischen Erklärung hatten Superintendent Sauer und Diözesanadministrator Guggenberger für einen Abtausch von Karfreitag und Pfingstmontag plädiert und ihr Bedauern zum Ausdruck gebracht, dass "fast ausschließlich wirtschaftliche Argumente ins Treffen geführt werden, während die religiöse Bedeutung dieses Tages zu wenig in den Blick genommen wird". Sie seien der Überzeugung, dass ein gemeinsamer Feiertag am Karfreitag in einem Land, das wesentlich vom Christentum geprägt sei, "mehr als angemessen" wäre.
Die Österreichische Bischofskonferenz hatte am Montag zu dem Schweigemarsch am Aschermittwoch erklärt, "Demonstrationen wie die in Kärnten angekündigte entsprechen nicht der Position der katholischen Bischofskonferenz". Diese akzeptiere die im Parlament beschlossene Regelung, wonach jeder in Österreich das Recht hat, den Karfreitag als persönlichen Feiertag zu begehen, so der Presseverantwortliche der Bischofskonferenz, Paul Wuthe.
Gemeinsame Aschermittwoch-Liturgie
Nach der Kundgebung, an der nach Angaben der Veranstalter zwischen 800 und 900 Menschen - darunter auch der Fachinspektor für den islamischen Religionsunterricht, Esad Memic - teilnahmen, fand eine gemeinsame Feier der katholischen Aschermittwoch-Liturgie mit der Austeilung des Aschenkreuzes im Klagenfurter Dom statt. Diözesanadministrator Guggenberger bezeichnete dabei die Fastenzeit als Einladung, das Christsein als Berufung und Verantwortung, als Gabe und Aufgabe gleichermaßen wahrzunehmen. Es gehe darum, "das eigene Leben zu befragen und zu hinterfragen" und auch sein Christsein neu in den Blick zu nehmen.
Beten, Fasten und Almosen geben sind nach den Worten Guggenbergers konkrete Anstöße dazu. Er forderte die Bereitschaft ein, "sich in eine Solidarität mit denen einzuüben, die schlechtere Ausgangschancen hatten".
Auch Feiertage für andere Religionen?
Unterstützung für den Vorstoß der Kirchen in Kärnten, den Karfreitag statt des Pfingstmontages als arbeitsfreien Feiertag für alle vorzusehen, kam am Donnerstag aus der Steiermark. Der Grazer Stadtpfarrpropst Christian Leibnitz plädierte dafür und ging in der "Kleinen Zeitung" noch einen Schritt weiter: Im Sinne eines interreligiösen Respekts sollten auch Marienfeiertage für die katholische Kirche verhandelbar sein. Den 8. Dezember (Maria Empfängnis) und den 15. August (Maria Himmelfahrt) könne man "abtauschen" gegen das jüdische Jom Kippur und einen hohen muslimischen Feiertag, etwa den ersten Tag des Opferfestes. "Das wären dann auch staatliche Feiertage für alle Österreicher", schlug Leibnitz - er ist auch Leiter des Ökumenischen Forums in der Steiermark - vor.
Diese Variante solle dann die Debatte zwischen den Religionen und der Politik beenden, meinte der Stadtpfarrpropst. Nachsatz: "Denn ich verstehe natürlich auch, dass die Regierung keine weiteren staatlichen Feiertage einführen will."
Quelle: kathpress