Karfreitag: Evangelische Kirche will neue gesetzliche Regelung
Den Karfreitag als Feiertag für alle einzuführen fordert die Synode der Evangelischen Kirche A.B. in einer Resolution vom Samstag. Wenn dies nicht möglich ist, soll ein zusätzlicher persönlicher Feiertag für alle eingeführt werden, der nicht aus dem Urlaubskontingent genommen werden muss, heißt es in der Resolution, die von den Synodendelegierten beschlossen wurde. Synodenpräsident Peter Krömer begründete die Forderung der Evangelischen Kirche damit, dass es nicht um die Verteidigung von Privilegien gehe, sondern um eine sachgerechte, diskriminierungsfreie Lösung, die die Rechte aller Minderheiten und Religionsgemeinschaften berücksichtigt.
Besonders kritisiert Krömer die Tatsache, dass das der Evangelischen Kirche eingeräumte Begutachtungsrecht noch dazu in eigenen Angelegenheiten bei der Gesetzwerdung negiert wurde. Dies sei "insgesamt demokratieschädlich", so der Synodenpräsident. Nun prüft die Evangelische Kirche rechtliche Schritte gegen die beschlossene Regelung.
Empört zeigt sich das Kirchenparlament zudem über Äußerungen von Regierungsvertretern "über die Evangelischen als quasi vernachlässigbare Minderheit". So hatte Bundeskanzler Sebastian Kurz die Entscheidung damit gerechtfertigt, für 96 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher bedeute sie keine Verschlechterung. Solche Äußerungen würden ein Licht darauf werfen, wie mit (religiösen) Minderheiten in Österreich derzeit umgegangen werde, heißt es in der Resolution. Für die Evangelischen sei "in Zusammenhang mit den Verfolgungen, Unterdrückungen und Benachteiligungen bis hinein in die Erste Republik der Karfreitag der wichtigste und identitätsstiftende Feiertag". Seine Einführung in den 1950er Jahren entsprach unter Berücksichtigung der Geschichte der Evangelischen in Österreich "dem sachlich begründeten Anliegen einer religiösen Minderheit".
Der Karfreitag sei nicht nur für Evangelische, sondern für alle Christinnen und Christen von zentraler Bedeutung, unterstreicht die Synode in der Resolution und hält fest:
Christen glauben an den Mensch gewordenen Gott, der aus unendlicher Liebe ins Leiden und ans Kreuz gegangen ist, um die Menschen und die Welt mit sich zu versöhnen.
Jesu Tod am Kreuz sei "die Mitte der Heilsgeschichte", das Kreuz ohne Auferstehung Jesu jedoch "für uns ohne Bedeutung". Wie kein anderer Tag erinnere der Karfreitag an Ursprung und Bedeutung der Kruzifixe, die als Symbol für die grundlegenden Werte der Gesellschaft und des Staates stehen.
Wenn es dem Staat mit dem Symbol des Kreuzes ernst ist, sollte der Karfreitag als gesetzlicher Feiertag für alle eingeführt werden.
Der evangelische Oberkirchenrat A.B. wurde von den Delegierten beauftragt, zu prüfen, inwieweit die neuen gesetzlichen Regelungen zum Karfreitag im Arbeitsruhegesetz und im Feiertagsruhegesetz verfassungs- und unionswidrig sind.
Sauer steht für Bischofswahl zur Verfügung
Am Rande der Synode sagte der Kärntner Superintendent Manfred Sauer gegenüber der APA, er sei bereit, sich um die Nachfolge des scheidenden Bischof Michael Bünker zu bewerben. Die Wahl des neuen lutherischen Bischofs oder einer Bischöfin steht bei der nächsten Synode am 4. Mai auf dem Programm.
Die Subversammlungen der sieben Superintendenzen in Österreich werden in den nächsten Wochen ihre Kandidaten wählen. Jede dieser sieben Versammlungen aller Pfarrgemeinden kann zwei Personen nominieren. Sauer meinte auf eine entsprechende Frage, er habe gewisse Signale in diese Richtung, dass er von seiner Subversammlung in Kärnten gewählt werde.
Bischof Bünker betonte im Gespräch mit der APA, dass er keinen Wunschnachfolger nennen wolle. Seinem Nachfolger wünsche er jedenfalls, dass dieser die Diskussionen über die beiden großen Themen - Karfreitag und Ehe für Homosexuelle - beruhigen könne.
Eröffnungsgottesdienst in Donaucitykirche
Eröffnet wurde die Synode am Freitagabend mit einem Gottesdienst in der Wiener Donaucitykirche. Die Liturgie des Gottesdienstes gestaltete Oberkirchenrätin Ingrid Bachler. Bei der Feier - am internationalen Frauentag - wiesen Oberkirchenrätin Gerhild Herrgesell und Gisela Malekpour, Vizepräsidentin der Synode und niederösterreichische Superintendentialkuratorin, auf die Bedeutung der Gleichstellung von Frauen in allen gesellschaftlichen Bereichen hin: "Gott traut uns zu, die gläserne Decke auf der Karriereleiter zu durchstoßen. Es sind Menschen, die uns daran hindern", sagte Malekpour. Eine vielfältige Entwicklung zu einer pluralen Gesellschaft sei nur möglich, "wenn alle, ohne Ansehen von Geschlecht, Hautfarbe, sexueller Ausrichtung oder Herkunft, die Chance bekommen, ihre Fähigkeiten zum Wohle aller einzubringen". Gott bestärke "uns Frauen mit seiner Zusage, für uns selbst, die Menschen und das Gute einzustehen".
Im Rahmen des Gottesdienstes wurden die im Dezember neu gewählten Mitglieder des Oberkirchenrates - Dieter Beck, Gerhild Herrgesell und Günter Köber - sowie die Mitglieder des Synodenpräsidiums - Gisela Malekpour und Birgit Meindl-Dröthandl - durch Bischof Michael Bünker in ihre Ämter eingeführt.
"Ins Präsidium der Synode und in den Oberkirchenrat kommen Menschen durch Wahl, dadurch dass sie gewählt werden und sich wählen lassen", sagte Bischof Michael Bünker. Viele Evangelische hätten in der Geschichte "keine Wahl" gehabt, erinnerte der Bischof, wenn sie vor die Alternative "Glaube oder Heimat" gestellt wurden. Flucht, Vertreibung und Migrationserfahrungen begleiteten zahlreiche evangelische Familien. "Diese Erinnerung tragen wir mit uns und in uns, sie lässt uns eintreten für religiöse Vielfalt, Toleranz und gegenseitige Anerkennung. Sie kann uns sensibel machen für Minderheiten", sagte der Bischof, und in Anspielung auf die aktuelle Debatte um den Karfreitag meinte er:
Uns wird das Mindere der Minderheit bewusst, wenn man uns als vernachlässigbare Minderheit behandelt.
Quelle: kathpress