Pfarren zeigen Ausstellung über Verfolgung sexueller Minderheiten
Die Wanderausstellung "Verschaff mir Recht" macht im Mai in mehreren westösterreichischen Pfarren auf die Kriminalisierung und Verfolgung sexueller Minderheiten aufmerksam. Aktuell ist die Schau, in der zehn Betroffene aus neun Ländern über ihre Diskriminierungserfahrungen auch von Seiten der Kirche sprechen, in der Pfarre zur Hl. Familie in Feldkirch-Tisis zu sehen, danach in St. Martin in Dornbirn. "Es ist unsere kirchliche Verantwortung, Verfolgung zu überwinden", meinte Matthias Wittrock, Geschäftsführer des katholischen Menschenrechtswerks "plan:g - Partnerschaft für globale Gesundheit", das die Ausstellung kuratiert.
Die nächsten Stationen der Ausstellung seien noch offen, meinte Wittrock über die Ausstellung, die von der Ökumenischen Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche (HuK) erarbeitet und von "plan:g" übernommen wurde. Man wisse nicht "inwieweit die Menschen in unseren Pfarren einen Blick auf diese Schicksale wagen wollen."
"plan:g" ist als katholisches Menschenrechtswerk im Gesundheitssektor der Entwicklungszusammenarbeit vor allem im Bereich der Gesundheitsförderung tätig. In diesem Zusammenhang müsse man auch darauf hinweisen, dass "nicht-heterosexuelle Menschen sehr häufig keinen oder nur stark eingeschränkte Zugänge zu Gesundheitsförderung, Prävention, Diagnose und Therapie haben", erklärte Wittrock.
Laut "plan:g" ist die gleichgeschlechtliche Liebe zwischen Männern in fast 80 Staaten strafbar, in fast 50 auch weibliche Homosexualität. In vier Ländern und drei Regionen wird gegenwärtig sogar die Todesstrafe verhängt. Neben dem Sultanat Brunei und Russland gehören auch viele Partnerländer der Entwicklungszusammenarbeit zu den Verfolgerstaaten. Dazu Matthias Wittrock: "Die Verfolgung von Minderheiten soll erodierende politische Legitimität sichern." Die Diskriminierung von sexuellen Minderheiten werde teilweise auch religiös begründet.
Diskriminierung auch durch Kirche
Die Ausstellung "Verschaff mir Recht" spielt mit ihrem Titel auf die Witwe im biblischen Gleichnis vom ungerechten Richter (Lk 18,1-8) an. Dort fordert die Frau "Verschaff mir Recht gegen meine Widersacher!" Hier sei auch die Kirche gefordert für "Recht zu sorgen", erklärte Pfarrer Edwin Matt, Vorsitzender des Stiftungskuratoriums von "plan:g" im Gespräch mit der katholischen Presseagentur "Kathpress".
Matt zeigte sich besorgt, dass sich in manchen Ländern auch die Kirche an der Diskriminierung von "Menschen, die anders sexuell fühlen" beteiligen würde. Dieser Zustand sei beschämend für "uns als Kirche", meinte der Vorarlberger Pfarrer und erzählte, dass "sogar Bischöfe Eltern aufrufen, ihre lesbischen und schwulen Kinder anzuzeigen".
Durch die Ausstellung wolle man den Betroffenen zeigen, dass es von Seiten der Kirche auch Solidarität gebe, so Matt. Und weiter: "Den Verantwortungsträgern, also Bischöfen, wollen wir zeigen, dass es nicht ihre Aufgabe ist Urteile zu sprechen, sondern Mitgefühl zu zeigen", so Matt.
Beim Thema Sexualtität gebe es noch immer - auch in Österreich - eine "große Sprachlosigkeit", beschrieb Matt. Der Theologe und Seelsorger erwarte sich im Zuge der Wanderausstellung v.a. "Gespräche in Gremien und bei Verantwortlichen" zum Umgang mit Homosexuellen. Die betroffenen Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender (LSBT) fordern wiederum konkrete Schritte von Seiten der katholischen Kirche. So solle sich die Kirche gegen Gesetze aussprechen, "die gegen die Achtung der Menschenwürde stehen und die Minderheiten unterdrücken, Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender einbegriffen".
Sexualität Teil der Schöpfung
"Wir von 'plan:g' haben einen schöpfungsinspirierten Zugang zum Thema Sexualität", meinte Matt. So habe Gott den Menschen als Mann und Frau und als jeweils einzigartiges Geschöpf geschaffen, so der Vorarlberger Pfarrer im "Kathpress"-Interview. Mit diesem Zugang zur Schöpfung werde jede Form von Diskriminierung - auch von Seiten der Kirche oder im Namen des Glaubens - ausgeschlossen, erklärte der Theologe.
In der Entwicklungszusammenarbeit wünsche sich "plan:g" deshalb mehr Mut zur Debatte und Bereitschaft zur Veränderung - auch in Österreich. Matt verwies dabei auf bibelexegetische Arbeiten und die christliche Anthropologie: "Der Mensch ist von Gott in Verschiedenheit ins Leben gerufen". Interessierte Pfarren können die Wanderausstellung unter www.plan-g.at/verschaff-mir-recht kostenlos bestellen.
Die Vorläuferorganisation von "plan:g" war das 1958 gegründete kirchliche Leprahilfswerk. Nach seiner Umbenennung wirkte es dann bis März 2018 als "Aussätzigen-Hilfswerk Österreich" weiter. Seither führt es die Bezeichnung "plan:g".
Quelle: kathpress