"Fall Artyom": Grazer Bischof fordert humanitäres Bleiberecht
Im Fall der vor der Abschiebung stehenden armenischen Familie und ihrem 11-jährigen, am Wochenende kurzfristig untergetauchten Sohn Artyom hat sich nun die Grazer Diözesanleitung eingeschaltet: "Einmal mehr bitten wir das humanitäre Bleiberecht auch zur Anwendung zu bringen", heißt es in einer gemeinsam von Bischof Wilhelm Krautwaschl, Caritasdirektor Herbert Beiglböck und dem diözesanen Integrationsbeauftragten Erich Hohl unterzeichneten Gemeinsamen Erklärung am Sonntagnachmittag. Man werde auch weiterhin auf die Anwendung des humanitären Bleiberechts pochen, "bis die Verantwortlichen erkennen, dass solche Fälle nur dann verhindert werden können, wenn bei aller Politik, das Augenmaß für Menschlichkeit nicht verlorengehen darf".
Die armenische Familie, die als sehr gut integriert gilt, sollte in diesen Tagen abgeschoben werden; der Asylantrag wurde in letzter Instanz abgelehnt. Der Vater ist bereits nach Armenien zurückgebracht worden. Der 11-jährige Sohn Artyom hatte zuletzt noch in einer Grazer Pfarre als Ministrant seinen Dienst verrichtet. Sein Untertauchen, das am Wochenende kurzfristig für Aufregung sorgte, sei im Ringen um das Bleiberecht für die Familie "ein trauriger Höhepunkt".
Am Abend meldete die "Kleine Zeitung", dass der Bub wieder aufgetaucht sei - und zwar in Wien, wo er sich bei einem Freund versteckt hielt. Am Freitagabend war er demnach aus Panik vor einer drohenden Festnahme und Abschiebung untergetaucht. Seine Mutter und drei Geschwister hatten Polizeibeamte nach einem Festnahmeauftrag bereits in Gewahrsam genommen. Der Junge war in dieser Zeit laut Zeitungsbericht gerade einem Schulfreund - und ist dann ohne Handy und Rucksack abgetaucht. Am Sonntag habe Artyom dann mit seinem Onkel Kontakt aufgenommen, der ihn in Wien abgeholt und zu seiner Familie gebracht habe.
Bestätigt wurde das Wiederauftauchen des Jungen auch seitens der Grazer Polizei. Wie es jetzt mit der Familie konkret weitergeht, könne man aber nicht sagen. Die Familie lebte dem Vernehmen nach seit rund drei Jahren in Österreich. Sie habe Sprachkurse besucht, gut Deutsch gesprochen und sei arbeitswillig gewesen, berichtete ein Freund der Familie gegenüber der "Kleinen Zeitung".
Quelle: kathpress